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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jorullo; Josaphat; Josaphat-Thal; Josefinos; Josefstadt; Joseph; Joseph (Gatte der Maria)

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Jorullo – Joseph (Gatte der Maria)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Joruba'

Nahrungsmitteln überaus gesegnete, gartengleiche Landschaft aus. Die J. sind ein freundliches und gelehriges Volk, fleißige Bebauer der Mais, Hirse, Maniok, Bataten tragenden Felder und geschickte Handwerker als Weber, Färber, Schmiede u.s.w. Wegen der fortwährenden Fehden unter den einzelnen Stämmen sahen sie sich gezwungen, in großen Städten sichere Zuflucht zu suchen, und diese wurden die Centren einer Anzahl kleiner Reiche. In neuerer Zeit sind sie teilweise zum Islam übergegangen, teilweise auch zum Christentum; es bestehen 11 Missionsstationen. Die Jorubasprache, welche in mehrern Dialekten gesprochen wird und mit dem benachbarten Nupe verwandt ist, haben die Missionare Crowther (ein Neger) und Bowen bearbeitet. Wichtigster Handelsartikel ist Palmöl, welches über Lagos und Badagry zur Ausfuhr gelangt, ferner Kautschuk, Sheabutter und Indigo. Die Hauptstadt von J. ist Ojo mit 70000 E., der Haupthandelsplatz Ibadan am Odo-Onafluß, 50 km südlich von Ojo, mit 200000 E. Ogbomosho hat 60000 E. Der ungehinderte Verkehr nach der Küste und Lagos wurde lange Zeit durch das Volk der Jebu bei Ode versperrt, bis es den Engländern im Mai 1892 gelang, diese mit Waffengewalt zu unterwerfen. – Vgl. Rohlfs, Quer durch Afrika, Bd. 2 (Lpz. 1875); Alvan Millson in den «Proceedings of the Royal Geographical Society» (Lond. 1891).

Jorullo (spr. chorulljo), Vulkan in Mexiko, im Staate Michoacan, entstand in der Nacht zum 29. Sept. 1759 unter großem Erdbeben. Weithin bedeckte sich die Ebene mit Hunderten von brennenden Austreibungen, ähnlich kleinen Kegeln, Hornitos (Schmelzöfen), und in der Mitte erschien ein Berg, dessen Gipfel (1232 m) die umgebenden Gefilde um 517 m überragte. A. von Humboldt untersuchte 1804 den Vulkan und beschrieb den Vorgang nach noch lebenden Zeugen. Mit der Zeit sind aber die Hornitos fast verschwunden und man erkennt jetzt außer dem J. noch fünf andere vulkanische Kegel. Der Krater ist langgezogen, eine spaltenförmige Vertiefung von im Mittel 110 m Tiefe. Die Gehänge neigen sich in Winkeln von 28 bis 34°. Der J. besteht aus festen basaltischen Laven und Tuffen, Aschen und Sanden. – Vgl. Lenk und Felix, Beiträge zur Geologie der Republik Mexiko (Lpz. 1890).

Josăphat (hebr. Jehoschaphāt, «Jehova richtet»), König von Juda, Sohn und Nachfolger des Asa, Zeitgenosse und Verbündeter Ahabs und Jorams von Israel, mit denen er gegen Syrer und Moabiter kämpfte. Seinem Sohne Joram gab er Ahabs Tochter Athalia (s. d.) zur Gemahlin. Ein von ihm unternommener Versuch, von Ezion Geber aus Salomos Schiffahrt nach Ophir wieder aufzunehmen, mißlang, da das von den judäischen Baumeistern gebaute Schiff scheiterte (1 Kön. 22, 49). Die Nachrichten der Chronik über J. sind unhistorisch.

Josăphat-Thal, in der eschatologischen Schrift des Propheten Joel 3, 7, 17 (4, 2, 12) der symbolische Name des Thales, wo Jahwe die heidn. Völker richten wird. Kap. 3, 19 (4, 14) heißt derselbe Ort auch «Thal des Dreschschlittens», weil man mit dem Dreschschlitten über besiegte Feinde zu fahren pflegte. Im 4. Jahrh. n. Chr. wurde der Name auf das Kidronthal (s. Kidron) im O. von Jerusalem bezogen; daher wird dieses im Mittelalter und noch jetzt J. genannt.

Josefinos, s. Afrancesados.

Josefstadt. 1) J., vormals Pleß genannt, Stadt im Gerichtsbezirk Jaroměr der österr. ↔ Bezirkshauptmannschaft Königinhof, bis 1888 Festung, an der Einmündung der Mettau in die Elbe, in 256 m Höhe, an den Linien Liebau-Königgrätz der Österr. Nordwestbahn und Seidenberg-Reichenberg-J.-Jaroměr (163 km) der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn, ist Sitz des 9. Korpskommandos, der 10. Infanterietruppendivision, 19. Infanterie-, 9. Artilleriebrigade und eines Artilleriezeugdepots, hat (1890) 6097 E. (2642 Deutsche), Post, Telegraph, in Garnison (3650 Mann) das 1. bis 3. Bataillon des 94. Infanterieregiments «Prinz Croy», das 1. und 3. Bataillon des 98. Infanterieregiments «Edler von Stransky», 9. Korpsartillerieregiment «Josef Wenzel, Fürst von Liechtenstein», die 17. Batteriedivision, die 5. Eskadron des 8. Dragonerregiments «Graf von Montecuccoli» und die 9. Traindivision. Die von Kaiser Josef II. 1781–87 erbaute Festung war ehemals eine der wichtigsten der österr. Monarchie, wurde aber nie belagert. –

2) Vorstadt (8. Bezirk) von Wien (s. d.).

Joseph (hebr., d. h. nach 1 Mos. 30, 23 «er [Gott] hat genommen», nämlich die Schmach der Kinderlosigkeit von der Rahel, oder nach Vers 24 «er [Gott] füge hinzu»), der spät geborene Sohn Jakobs (s. d.) und der Rahel, wurde nach der biblischen Erzählung von seinen Brüdern, die ihn wegen der Liebe des Vaters beneideten, in eine Grube geworfen und an ismaelit. Händler verkauft, nach anderer Überlieferung von midianitischen Händlern aus der Grube gezogen, durch die er in das Haus Potiphars, eines vornehmen Staatsbeamten in Ägypten, kam. Der keusche Widerstand gegen die Zumutungen der Frau Potiphars brachte ihn ins Gefängnis; doch die trostvolle Auslegung eines Traums, die er dem gleichfalls verhafteten königl. Mundschenken gab, bahnte ihm den Weg zum Glücke. Denn als der Mundschenk wieder zu Gnaden gekommen war, erinnerte er sich bei Gelegenheit eines Traums, den der Pharao gehabt hatte, J.s als Traumdeuters im Kerker. J. wurde gerufen, deutete den Traum des Königs von sieben fetten und sieben magern Kühen auf sieben fruchtbare und sieben unfruchtbare Jahre, die Ägypten nacheinander zu erwarten habe, und gab dem Könige den Rat, in den fruchtbaren Jahren Vorräte für die Zeit des Mangels zu sammeln. Zum Minister ernannt, führte J. seine Vorschläge so geschickt aus, daß in den Hungerjahren das Volk, um nicht Hunger zu leiden, gegen Kornlieferungen aus den königl. Magazinen leibeigen wurde. Die ihm geräumte höchste Gewalt nach dem Könige benutzte er, um seinem Vater Jakob und seinen elf Brüdern, die er nach Ägypten gezogen, das Land Gosen (s. d.) zur Wohnstätte einzuräumen, wofür Jakob den beiden Söhnen des J. (Manasse und Ephraim) gleiches Erbrecht mit seinen eigenen Söhnen gewährte. Die Josephsage ist Sittengemälde von großem Interesse und hat die dichtende und bildende Kunst angezogen.

Joseph, der Gatte der Maria (s. d.), ein Zimmermann zu Nazareth in Galiläa. Die ältesten Geschlechtsregister Jesu machen ihn zu einem Nachkommen Davids und setzen die natürliche Erzeugung Jesu in der Ehe J.s mit Maria voraus. Als aber die Erzählung von der jungfräulichen Geburt Jesu, die sich schon bei Matthäus und Lukas findet, aufgekommen war, galt J. nur noch als der Verlobte Marias und als Pflegevater Jesu. Sein Gedächtnis wird in der kath. Kirche 19. März gefeiert.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 961.