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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Josephina - Josephus
rade I. galt den kath. Weltmächten als ein erster Beförderer ihrer Gegner. J. starb im Dez. 1638. Die "Denkwürdigkeiten des Pater I.", eine wohl unter I.s Augen zusammengestellte Reihe von Akten und Nachrichten, die I. 1634-38 betreffend, fand Ranke (Werke, Bd. 12) in der Pariser Nationalbibliothek. - Vgl. Ranke, Franz. Geschichte, Bd. 2 (Werke, Vd. 9), und wertvolle Aufsätze von FagnieZ in der "TTTTT" (1885 fg.).
Josephīna, der 303. Planetoid.
Josephine, Marie Rose, Kaiserin der Franzosen, erste Gemahlin Napoleons I., geb. 23. Juni 1763 auf der Insel Martinique, wo ihr Vater, Joseph Tascher de la Pagerie, königl. Hafenkapitän war, kam im Alter von 15 J. nach Frankreich ins
Stift von Port-Noyal und heiratete 13. Dez. 1779 den Vicomte Alexandre Beauharnais (s. d.). Die Sprößlinge dieser nicht glücklichen Ehe waren Eugen, der nachmalige Herzog von Leuchtenberg (s. d.), und Hortense (s. d.), die nachherige Gemahlin Ludwig Bonapartes. Der Gemahl J.s wurde wahrend der Schreckenszeit ins Gefängnis geworfen und hingerichtet. Die Schritte, die sie zu feiner Befreiung that, zogen auch ihre Verhaftung nach sich und erst durch die Katastrophe vom 9. Thermidor (27. Juli 1794) erhielt sie ihre Freiheit zurück. Sie wurde mit Barras bekannt, der fortan ihr Freund und Beschützer blieb und auch ihre Vermählung mit Napoleon Bonaparte vermittelte. Dieser hatte für die nicht sowohl durch regelmäßige Schönheit als durch Anmut ausgezeichnete Frau eine lebhafte Neigung gefaßt, die keineswegs in demselben Maße von J. erwidert wurde, der man vor ihrer Vermählung und wohl auch nach derselben nicht eben Sprödigkeit nachsagte. Der Civilakt wurde 9. März 1796 vollzogen; die kirchliche Einsegnung hat erst 1804, drei Tage vor der Krönung, auf Verlangen des Papstes durch den Kardinal Fesch stattgefunden. An ihren kleinen Hof wußte sie nach den Absichten Bonapartes selbst die royalistische Partei zu fesseln. Mit Geschmack entfaltete sie einen außerordentlichen Luxus, der zwar die Industrie belebte, ihr aber schon damals die größten Geldverlegenheiten bereitete. Der Anlauf, den Bonaparte zum Thron nahm, erfüllte sie mit Besorgnis und dem Vorgefühl des Unglücks. Im Verein mit Fouché bot sie alles auf, den letzten Schritt wenigstens hinauszuschieben. Doch war dies ebenso vergebens, wie ihre Fürbitte für den Herzog von Enghien (s. d.). Am 2. Dez. 1804 setzte ihr Napoleon die Kaiserkrone eigenhändig auf. Ihre Ehe war unfruchtbar geblieben; die Befestigung der neuen Dynastie machte aber einen Thronerben wünschenswert. Nach 1807 ließ Napoleon ihr den Vorschlag machen, die Ehescheidung von ihm zu verlangen, doch war sie hierzu nicht zu vermögen. Erst nach dem Kriege von 1809 suchte er selbst ihr die Notwendigkeit einer Trennung im Interesse Frankreichs und seiner polit. Schöpfungen einzureden, sodaß sie nach einer bewegten Scene am 30. Nov. ihre Einwilligung gab. Die Trennung der Ehe wurde 16. Dez. 1809 gesetzlich ausgesprochen. J. lebte nun mit kaiserl. Titel und Luxus zu Malmaison, umgeben von ihren alten Hofleuten und wirkte zur Eheschließung des Kaisers mit Marie Louise von Osterreich mit. Sie blieb mit Napoleon in Briefwechsel und empfing mehrmals dessen Besuche. Am 29. Mai 1814 starb sie zu Malmaison an einer Halsentzündung. In der Kirche zu Nuel, unweit Malmaison, wurde sie bestattet. (S. Tafel: Französische Kunst V, Fig. 11.) - Vgl. Lettres de Napoléon à J. pendant la première campagne d’Italie, le Consulat et l’Empire (Par. 1827); Lettres de J. à Napoléon et à sa fille (2 Bde., ebd. 1833; beide Sammlungen deutsch von Elsner, 2 Bde., Stuttg. 1838-39); M<sup>lle</sup> Ducrest, Mémoires sur J. et ses contemporains (2. Aufl., 3 Bde., 1829); Avrillon, Mémoires sur la vie privée de J. (Par. 1833); Aubenas, Histoire de l’impératirice J. (2 Bde., ebd. 1857-59); Imbert de Saint-Amand, La jeunesse de Joséphine und folgende Bände (La citoyenne Bonaparte; La femme du premier consul; La cour de l’impératrice Joséphine), welche die Biographie J.s enthalten (Par. 1883-84); Welschinger, Le divorce de Napoléon I<sup>er</sup> (ebd. 1889).
Josephinenhütte, s. Schreiberhau.
Josephinismus, das System des aufgeklärten Staatsabsolutismus, welches die kirchlichen Glaubenssätze als Schranke nicht anerkennt, benannt nach Kaiser Joseph II., unter welchem die Beeinflussung der Kirche durch den Staat einen besonders hohen Grad erreichte. In Österreich beherrschte dies System das Verhältnis von Staat und Kirche im wesentlichen bis 1848. Vorläufer des J. sind der Byzantinismus (s. d.) und der Gallikanismus (s. Gallikanische Kirche); sein Analogon auf evang. Gebiete ist der Territorialismus (s. d.).
Josephīten heißen die Mitglieder mehrerer franz. Ordensgenossenschaften. Die bemerkenswerteste ist die 1817 zu Grammont (Geertsbergen) in Belgien gestiftete, die mehrere Anstalten für humanistische Studien und Real- und Handelsfächer leitete. Es giebt auch eine Anzahl von Kongregationen von Schwestern des heil. Joseph (Josephitinnen) in Frankreich, die sich mit Unterricht und Krankenpflege beschäftigen. Eine von der Konvertitin Elise Anna Seton (gest. 1821) in Nordamerika gestiftete Kongregation ist 1850 mit der der Vincentinerinnen (s. Barmherzige Schwestern) vereinigt worden.
Josephsakademie, s. Bildungsanstalten, militärärztliche.
Josephsbad, Bad bei Tetschen (s. d.).
Josephsehe, s. Ehe (Bd. 5, S. 738 b).
Josephs Grab, s. Nabulus und Hebron.
Josephshöhe, Kuppe des Auerbergs (s. d.).
Josephstadt, sächs. Stadt, s. Jöhstadt.
Josephsthal, Eisenwerk bei Chlumetz (s. d.).
Josēphus, Flavius, jüd. Geschichtschreiber, geb. 37 n. Chr. zu Jerusalem, aus dem Priesterstande, schloß sich der Sekte der Pharisäer an. Bei dem Ausbruch des Aufstandes der Juden gegen die röm. Oberherrschaft übernahm er die Verwaltung von Galiläa und machte in der Festung Jotapata eine siebenwöchige Belagerung unter Vespasianus und Titus durch. Als die Festung durch Verrat überliefert war, flüchtete er mit einigen Genossen in eine Cisterne, wo diese sich heroisch den Tod gaben, während er zu Vespasianus ins Lager ging und sich dessen Gunst durch die Prophezeiung erwarb, daß Vespasianus einst Kaiser werden würde. Zugleich wirkte wohl die Absicht, den J. als Unterhändler zu gebrauchen und von seiner Ortskenntnis Nutzen zu ziehen, bei Vespasianus mit, wie J. denn später auch von Titus in diesen Eigenschaften verwendet wurde. Nach der Eroberung Jerusalems ging er mit Titus nach Rom. Er schrieb hier seine "Geschichte des jüd. Krieges" in sieben Büchern, erst in hebr. Sprache (welches Werk verloren gegangen ist), dann grie-^[folgende Seite]