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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kachexie – Kadettenanstalten

umfaßt die Kreise von Telaw und Signach mit dem angrenzenden Teil von Sakataly und der Bezirke von Tionety und Tiflis des Gouvernements Tiflis. K. ist bekannt durch seinen Weinreichtum (etwa 360000 hl im Wert von 8 Mill. Rubel jährlich); es produziert auch Getreide, Tabak und Seide.

Kachĕxie (grch., das Übelbefinden, im Gegensatz zur Euexie, dem Wohlbefinden), Kachektik, die üble Beschaffenheit und das ungesunde Aussehen eines lebenden Wesens, im besondern die allgemeine Abmagerung eines Menschen, die eintritt, wenn der Körper mehr verbraucht, als er aufnimmt. Am auffälligsten ist die K. bei langsam verlaufenden Krankheiten, so bei Tuberkulose (Auszehrung), Leukämie, Krebs, Syphilis, Metallvergiftungen und gewissen Geisteskrankheiten (Melancholie, Manie). Dieselbe kann ferner entstehen bei ausschweifender Lebensweise, bei Säufern, bei teilweisem Verschluß der Verdauungswege (Narben der Speiseröhre) und ist häufig nach sehr erschöpfenden fieberhaften Krankheiten (z. B. Typhus) vorhanden. Die Abmagerung macht sich an allen Körperteilen geltend. Das Fett unter der Haut schwindet, die Haut läßt sich in langen Falten abheben und wird selbst runzelig, die Muskeln werden dünn und welk, die Ernährung des Nervensystems leidet Not, und es kommt gewöhnlich sehr bald zu erheblicher Blutarmut, welche sich durch ein fahles Aussehen (habitus cachecticus) kundgiebt.

Kachu, s. Katechu.

Kadamisseh, mohammed. Sekte, s. Nossairier.

Kadapā (engl. Cuddapah), Hauptort des Distrikts K. (22649 qkm, 1881: 1121038 E.) in der indobrit. Präsidentschaft Madras, liegt unweit rechts vom Flusse Penna unter 14° 29′ nördl. Br. und 78° 52′ östl. L., hat (1891) 17379 E., ein Gefängnis und ein großes Militärkantonnement.

Kadarīten, s. Islam (Bd. 9, S. 713 a).

Kadāver (lat.), Leichnam, s. Leiche.

Kadāveralkaloīde, s. Leichenalkaloide.

Kaddigöl, Kadeöl, Cadieöl (Oleum Juniperi empyreumaticum, Oleum cadinum), der durch trockne Destillation aus Wacholderholzarten, besonders Juniperus oxycedrus L., im südl. Frankreich gewonnene dickflüssige Teer. K. ist dunkelbraun, riecht angenehm teer- und wacholderartig, ist leichter als Wasser, in Äther und Chloroform klar löslich und dient zu Einreibungen bei Hautkrankheiten, Gicht und Rheuma.

Kaden, Woldemar, Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1838 zu Dresden, studierte Pädagogik, war Hauslehrer in Riga und Dorpat, ging darauf ein Jahr zu philol. Studien nach Paris, wurde 1867 Direktor des Deutschen Instituts in Neapel, später Professor der deutschen Sprache und Litteratur am philos. Gymnasium und an der Universität daselbst; 1882 legte er diese Stellung nieder. Seinen Wanderungen durch Italien verdankt eine Reihe von anziehend geschriebenen Werken ihren Ursprung, namentlich «Wandertage in Italien» (Stuttg. 1874), «Durstige Tage» (ebd. 1874), «Italiens Wunderhorn» (Übersetzungen ital. Volkslieder, ebd. 1878), «Unter den Olivenbäumen. Südital. Volksmärchen» (Lpz. 1880), «Italien. Eine Sommerfahrt nach dem Süden» (Glogau 1881), «Pompejanische Novellen» (Stuttg. 1882), «Die Riviera» (mit Nestel; illustriert, ebd. 1884), «Neue Welschlandsbilder» (Lpz. 1886), «Sonnenbrut» (Dresd. 1887), «Skizzen und Kulturbilder aus Italien» (2. Aufl., Jena 1889), «Ital. Gipsfiguren» (3. Aufl., Oldenb. 1891). Außerdem verdeutschte er Manzonis Roman «Die Verlobten» (Stuttg. 1883; mit Einleitung) und Misasis «Calabrische Novellen» (ebd. 1884) und bearbeitete mehrere Führer, wie «Italien» (1883), «Die Gotthardbahn und ihr Gebiet» (1883; 3. Aufl. 1889; auch italienisch), «Kissingen» (1889; 2. Aufl. 1892) u. a.

Kadénz (ital. cadenza; frz. cadence, Schlußfall), eine Tonfolge, die auf das Gehör den Eindruck eines Ruhe- oder Endpunktes, oder wenigstens den eines Absatzes macht. Von dem Grade der den verschiedenen Arten der K. innewohnenden Schlußkraft hängt wesentlich die Gliederung des musikalischen Periodenbaues ab. In jeder Tonart abschließend wirkt die Folge des Dreiklangs der ersten Stufe (tonischer oder Hauptaccord) auf den Drei- oder Vierklang der fünften (Dominant- oder Leitaccord). Man nennt diese die vollkommene oder Hauptkadenz; mit ihr schließen die Tonstücke und ihre Perioden. Erscheint die als Hauptkadenz angegebene Accordfolge umgekehrt, d. h. folgt die Dominantharmonie nach der tonischen, so entsteht die unvollkommene oder Halbkadenz, die wohl einen Abschnitt bildet, aber die Nötigung zur Fortführung der Tonreihe in sich trägt. Folgt bei einer vollkommenen K. statt des erwarteten Hauptaccordes ein anderer, so entsteht ein Trugschluß. – K. heißt auch eine frei und breit ausgeführte Verzierung am Schlusse eines Satzes oder Abschnitts, die früher (in ital. Gesangskompositionen zum Teil noch jetzt) der Erfindung des Vortragenden überlassen war. Die Begleitung hält dabei einen Accord (Leitaccord) aus oder pausiert und fällt am Schlusse mit dem Hauptaccord (bei Orchesterbegleitung als «Tutti») ein. In Instrumentalkompositionen haben solche K. den Umfang ausgedehnter Phantasien und den Charakter selbständiger Arbeiten, in denen Themen und Motive des Satzes nochmals kunstvoll kombiniert werden. Große Tonsetzer haben sich mit der Abfassung solcher eingelegten K. beschäftigt; so schrieb Beethoven K. zu Mozartschen Klavierkonzerten.

Kadeöl, s. Kaddigöl.

Kades, vollständiger Kadēs Barnēa, Ort an der Grenze zwischen Israel und Edom, entspricht dem heutigen ʿAin Kadis auf der Hochebene der Asāsime-Beduinen, etwa 30 km südlich von Beërseba (s. d.). Nach der ältern Überlieferung haben sich die israel. Stämme vor der Besetzung Palästinas längere Zeit in K. aufgehalten, hat Moses von K. aus die Kundschafter nach Kanaan gesandt und dort eine Quelle geöffnet, die auch Haderwasser («Meriba», 4 Mos. 20, 13; 5 Mos. 32, 51) genannt wurde. – Vgl. Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins, Ⅷ (Lpz. 1885).

Kadett, Cadet, Zögling der Kadettenanstalten (s. d.); in Österreich-Ungarn die bei der Truppe befindlichen Offizieraspiranten. Letztere bekleiden irgend eine Charge des Mannschaftsstandes und rücken schließlich (vor ihrer Beförderung zum Offizier) in die höchste Charge desselben, diejenige des Kadett-Offizier-Stellvertreters. Die Schüler der Militärbildungsanstalten (selbst der Kadettenschulen, s. d.) heißen nicht K., sondern Zöglinge.

Kadettenanstalten, Kadettenhäuser, Erziehungsanstalten, die ihren Zöglingen wissenschaftliche Bildung gewähren und sie an militär. Ordnung und Unterordnung gewöhnen sowie körperlich ihrem künftigen Berufe entsprechend ausbilden. Außerdem

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]