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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalamin – Kalb (Charlotte von)

hatte 1880: 11937, 1890: 17853 E., Fabriken von Ackerbaugeräten und Wagen. Der Handel mit Erzeugnissen der fruchtbaren Umgebung ist bedeutend. K. ist Sitz der Staatsirrenanstalt, eines College für Frauen und eines Baptistenkollegs.

Kalamīn, Mineral, s. Galmei.

Kalămis, griech. Bildhauer zu Athen m der ersten Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. An seiner Statue der Sosandra bewunderte man das verstohlene Lächeln, die feine Bildung der Knöchel und die graziöse Bewegung des Tanzschrittes. Auch als Pferdebdildner leistete er Hervorragendes. Versuche, unter den erhaltenen Denkmälern Werke des K. nachzuweisen, hatten bisher keine sichern Resultate.

Kalamīta-Bai oder Felenk-Burunsche Bucht des Schwarzen Meers, an der Westseite der Krim, zwischen der Küste bei Eupatoria (im N.) und der Halbinsel Chersones (im S.).

Kalamität (vom lat. calamus, Halm), eigentlich Mißwachs der Halmfrüchte, des Getreides, dann Not, Elend, Drangsal; Kalamitōsen, von einer K. Betroffene.

Kalamīten (Calamites), Pflanzengattung, s. Equisetaceen.

Kalan, s. Meerotter.

Kaland, Calend oder Caland, zunächst die Versammlungen der Geistlichen eines Kapitels oder Sprengels, weil sie am ersten Tage des Monats (lat. Calendae, s. d.) stattfanden; noch jetzt wird K. in einigen Gegenden Deutschlands zur Bezeichnung regelmäßiger Pastoralkonferenzen gebraucht. Im Mittelalter hießen Gesellschaften, die unter Oberaufsicht des Bischofs aus Männern und Frauen, aus Geistlichen und Laien zusammentraten, um ihren Mitgliedern ein feierliches Begräbnis und Seelenmessen, den Angehörigen die nötige Unterstützung zu sichern, Kalandgesellschaften, Kalandsbrüderschaften, die Mitglieder Kalandsbrüder oder Kalenderherren (lat. Fratres Calendarii), ihre Versammlungen K. Die älteste wird um 1220 im Kloster Ottberg erwähnt; sie verbreiteten sich bald durch das nördliche und mittlere Deutschland, in der Schweiz und Frankreich, sogar bis nach Ungarn und Schweden. Die monatlichen Zusammenkünfte schlossen von Anfang an mit einem gemeinsamen Mahl. Als durch Stiftungen und Vermächtnisse das Vermögen der Kalandsbrüderschaften anwuchs, arteten die Gastmähler zu schwelgerischen Gelagen aus, zumal die Geistlichen, welche Braugerechtigkeit besaßen, in den Kalandshäusern ihr Bier verschenkten. Kalandern oder «einen großen K. halten» wurde vielfach zur sprichwörtlichen Redensart für schwelgen. In der Reformationszeit und oft schon vorher wurden die Kalandsbrüderschaften aufgelöst und ihre Einkünfte wohlthätigen Anstalten überwiesen. Am längsten, bis zum Anfang des 19. Jahrh., hielt sich ihrem ursprünglichen Zweck treu die Brüderschaft zu Brilon in der Erzdiöcese Köln. – Vgl. Blumberg, Kurze Abbildung des K. (Chemn. 1721).

Kalander, Glander, eine Appreturmaschine, mittels deren Gewebe, Papier und Leder größere Dichte, Glätte und Glanz erhalten. (S. Appretur, Bd. 1, S. 763 b, Bandfabrikation, Bd. 2, S. 360 b und Papierfabrikation.)

Kalanderlerche, s. Lerche.

Kalandern, s. Kaland.

Kalandgilde, s. Brüderschaft.

Kalandsbrüder, s. Kaland.

Kalapuya, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 525 b).

Kalărasch (Calarasi), Hauptort des rumän. Kreises Ialomiţa, an dem durch einen Donauarm gebildeten Borceakanal, gegenüber Silistria, hat (1890) 8125 E. und bedeutenden Getreidehandel. Die Einfuhr erreicht ¾ Mill., die Ausfuhr 10,5 Mill. Frs.

Kalaraschi (rumän.), Kavallerieabteilungen der rumän. Territorialtruppen. Nach dem Organisationsgesetz vom 8. (20.) Juni 1882 sollen allmählich 62 Kalaraschi-Eskadrons in 12 Regimentern gebildet werden und zwar 4 Regimenter zu je 4 permanenten und 1 Cadre-Eskadron, 8 Regimenter aber zu je 1 permanenten und 4 Cadre-Eskadrons. Außerdem die beiden besondern Eskadrons für die Dobrudscha. Gegenwärtig bestehen 12 Kalaraschen-Regimenter zu je 4 Eskadrons und 2 einzelne Kalaraschi-Eskadrons (in der Dobrudscha). Von ihnen sind 10 permanent und 34 haben wechselnden Bestand.

Kalásche (vom russ. kolotit, prügeln), Tracht Prügel; kalaschen, prügeln.

Kalau, Kreis und Stadt, s. Calau.

Kalauer, ein wahrscheinlich aus Calembour (s. d.) entstandenes Wort zur Bezeichnung eines schlechten Witzes, Wortspiels u. s. w.

Kalaurĭa, jetzt Poros, felsige, von Kiefernwäldern bedeckte Insel an der Nordostküste der griech. Halbinsel Argolis, von derselben nur durch einen schmalen Meeresarm getrennt; im Altertum berühmt durch einen Poseidontempel, welcher den Mittelpunkt eines Städtebundes (Amphiktyonie) bildete. In diesem Tempel gab sich Demosthenes (322) den Tod. Der Hauptort Poros liegt auf schmaler Landzunge aus Trachyt, hat (1889) 4579, als Gemeinde 6430 E., vortrefflichen Hafen, Marinearsenal, Handel, Schiffahrt, Fischerei und Citronenbau. (S. auch Hydra.)

Kalavrýta (d. h. Schönbrunn), Hauptstadt der Eparchie K. im griech. Nomos Achaia und Elis im Peloponnes, liegt an der Stelle des alten Kynätha am K., an der in Bau begriffenen Bergbahn Diakophton-K., ist Bischofssitz, hat (1889) 1237, als Gemeinde 2260 E. und Gymnasium. K. wird überragt von den Ruinen einer fränk. Burg. In K. erhob zuerst 23. März 1821 der Erzbischof Germanos von Patras die Fahne des Aufstandes.

Kalb, Bezeichnung für das junge Rind beiderlei Geschlechts bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres. In der Jägersprache wird K. für das Junge vom Edel-, Elch-, Dam- und Rehwild, von der Geburt bis Martinitag oder bis zum letzten Dezember des Geburtsjahres, gebraucht.

Kalb, Charlotte von, geborene Marschalk von Ostheim, Freundin Schillers, geb. 25. Juli 1761 zu Waltershausen im Grabfeld, wurde 1783 mit Heinrich von K., Offizier in pfalz-zweibrückischen Diensten, einem braven, aber von ihr nicht geliebten Manne, vermählt. 1784 lernte sie Schiller in Mannheim kennen. Als dieser 1785 Mannheim verlassen mußte, war das Verhältnis schon zu einer leidenschaftlichen Schwärmerei auf beiden Seiten gestiegen, wovon Schillers Gedichte «Der Kampf» und «Resignation» Zeugnis ablegen. 1787 ging Schiller besonders um ihretwillen von Dresden nach Weimar, wo sie sich damals aufhielt. Auf Schillers Empfehlung wurde 1793 der junge Hölderlin eine Zeit lang Erzieher ihrer Kinder auf dem Gute Waltershausen. Auch mit Goethe stand Frau von K. in Verkehr, und als Jean Paul 1796 nach Weimar

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