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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kalb; Kalbe; Kalbeck; Kalbefieber; Kalben; Kälberkropf; Kälbermagen; Kalbfelle; Kalbsmilch; Kalchas; Kalchēdon; Kalckreuth

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Kalb (Johann, Baron von) – Kalckreuth (Friedrich Adolf, Graf von)

kam, faßte sie für diesen eine ebenso schwärmerische Neigung wie früher für Schiller. Der Charakter der Linda in Jean Pauls «Titan» ist nach ihrem Bilde gezeichnet. Als 1804 ihr Gatte gestorben war, zog sie nach Berlin, wo sie 1820 erblindete und, da sie zugleich mit ihrem Gatten auch ihr Vermögen durch einen Prozeß verloren hatte, im königl. Schlosse gastfreie Aufnahme fand. Sie starb daselbst 12. Mai 1843. Ihre unklare Schwärmerei übertrug sie auch auf ihren schriftstellerischen Stil; der Roman «Cornelia» und ihre Lebenserinnerungen, die u. d . T. «Charlotte» veröffentlicht wurden (neu hg. von E. Palleske, mit Porträt, Stuttg. 1879), sind an vielen Stellen unverständlich. Ihre Briefe an Jean Paul und dessen Gattin gab Nerrlich (Berl. 1882) heraus. – Vgl. Köpke, Charlotte von K. und ihre Beziehungen zu Schiller und Goethe (Berl. 1852).

Kalb, Johann, Baron von, General im amerik. Revolutionskriege, geb. 29. Juni 1721 zu Hüttendorf bei Bayreuth als Sohn eines Bauern, ging 1737 als Kellner in die Fremde, ward 1743 Lieutenant in franz. Diensten, avancierte 1747 zum Hauptmann, 1756 zum Major und nahm dann am Siebenjährigen Kriege im Korps des Herzogs von Broglie teil, half den Rückzug der Franzosen bei Roßbach decken und zeichnete sich in der Schlacht von Bergen aus; 1761 wurde er General-Quartiermeisteradjutant bei der Armee des Oberrheins. 1767 wurde K. von Choiseul nach Nordamerika gesandt, um die Stimmung der dortigen Kolonien gegen das Mutterland zu erforschen, kehrte jedoch schon 1768 nach Paris zurück. 1777, nach Ausbruch des nordamerik. Unabhängigkeitskrieges, ging er mit Lafayette nach Nordamerika. Im Dez. 1779 übertrug ihm Washington den Oberbefehl über die Marylander und Delawarer Division, um Charleston zu decken. Die Stadt war indes bereits vor der Ankunft K.s gefallen (12. Mai 1780), und dieser zog nun nach Süden und nahm unter Gates, dem Oberbefehlshaber der südl. Armee, 16. Aug. 1780 teil an der Schlacht bei Camden, die trotz aller Gegenvorstellungen K.s unternommen wurde. Gates floh beim ersten Anstoß, der rechte Flügel unter K. hielt stand, löste sich aber auch in wilder Flucht auf, als K. tödlich verwundet gefallen war. Er starb nach drei Tagen (19. Aug. 1780) in Camden. – Vgl. Kapp, Leben des amerik. Generals Johann K. (Stuttg. 1862; englisch Neuyork 1884).

Kalbe, s. Ferse.

Kalbe, Kreis und Stadt, s. Calbe.

Kalbeck, Max, Schriftsteller, geb. 4. Jan. 1850 zu Breslau, studierte daselbst Philologie und Philosophie und ging 1872 nach München. Später wurde er Archivar an dem Museum der bildenden Künste in Breslau und folgte 1880 einem Rufe nach Wien an die «Wiener Allgemeine Zeitung», die er 1883 mit der «Presse», 1890 mit der «Montags-Revue» vertauschte. Als Übersetzer und Dramaturg bearbeitete er Massenets «Cid» und «Werther», Verdis «Othello» und «Falstaff», Smareglias «Vasall von Sigeth», Smetanas «Verkaufte Braut» u. a. für die deutsche Bühne. Gänzlich neue Texte und Inscenierungen gab er zu Mozarts Opern «Don Juan» (1887), «Bastien und Bastienne» (1891) und «Die Gärtnerin» (1891); zu einer Reihe von Gluckschen Musiknummern verfaßte er das Schäferspiel «Die Maienkönigin» (1888). Außerdem veröffentlichte K. «Aus Natur und Leben», Gedichte (Bresl. 1871; 2. Aufl. 1872), «Neue Dichtungen» (ebd. 1872), «Nächte», lyrische Dichtungen (Hirschb. 1878; 2. Aufl. Berl. 1880), «Zur Dämmerzeit», Gedichte (Lpz. 1881), «Aus alter und neuer Zeit», gesammelte Gedichte (Berl. 1890); ferner: «Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Günther» (Lpz. 1879), kritische Streitschriften über Richard Wagners «Nibelungen» (Bresl. 1877; 3. Aufl. 1883) und «Parsifal» (2. Aufl., ebd. 1883), «Wiener Opernabende» (Wien und Lpz. 1885) und u. d. T. «Gereimtes und Ungereimtes» (Berl. 1885) eine Sammlung satir. Aufsätze und Epigramme.

Kalbefieber, s. Gebärfieber.

Kalben der Gletscher, s. Eisberge.

Kälberkropf, s. Chaerophyllum.

Kälbermagen, soviel wie Lab (s. d.).

Kalbfelle, die Felle der Kälber der Rinder, kommen getrocknet oder gesalzen in den Handel und werden, meist lohgar, zu Kalbleder verarbeitet, das eine verschiedenartige Verwendung, besonders zu Schuhwerk findet. Mit Haaren gegerbtes (rauhgares) Kalbleder wird zu Tornistern, Jagdtaschen u. dgl. verwendet. Die Kälberhaare benutzt man als Polstermaterial. In Deutschland, betrug 1892 der Umsatz in K. (in Tonnen):

Kalbfelle Einfuhr Ausfuhr

Grüne und gesalzene 4202 1425

Gekalkte und trockne 7234 3899

Die Hauptausfuhrländer außer Deutschland sind: Rußland, Österreich-Ungarn, Dänemark, Schweden, Argentinien. Der größte Teil der deutschen Ausfuhr geht nach Frankreich.

Kalbsmilch, auch Bröschen genannt, die an der innern Halsseite sitzende Brustdrüse (Thymusdrüse, s. d.) der Kälber, welche wegen ihres zarten Wohlgeschmacks als Delikatesse gilt und auch als Zuthat zu feinen Ragouts dient.

Kalchas, der Sohn des Thestor, aus Mykene, ein berühmter Seher der Griechen, der, wie Homer sagt, «erkannte, was ist, was sein wird, oder zuvor war».

Kalchēdon, s. Chalcedon.

Kalckreuth, Friedrich Adolf, Graf von, preuß. Feldmarschall, geb. 22. Febr. 1737 zu Sottershausen bei Sangerhausen, trat 1752 als Junker in das Regiment Garde du Corps, wurde bald Offizier und 1758 Adjutant des Prinzen Heinrich. Für seine Dienste bei Freiberg (29. Okt. 1762) ernannte ihn Friedrich d. Gr. zum Major, wegen seiner Beziehungen zur Prinzeß Heinrich wurde er aber 1766 nach Ostpreußen versetzt. Erst Friedrich Wilhelm Ⅱ. rief ihn 1786 zurück und erhob ihn in den Grafenstand. 1787 bei der Expedition nach Holland bewährte sich K. als gewandter Truppenführer, 1790 wurde er Generallieutenant und erreichte 1792 in dem Kriege gegen Frankreich durch geschickte Waffenstillstandsverhandlungen mit Kellermann, daß die Arrieregarde der preuß. Armee unbelästigt abziehen konnte. Seine vorzüglichste Leistung in dieser Zeit war die Belagerung von Mainz, das er 22. Juli 1793 zur Kapitulation zwang. Im Feldzuge 1806 führte er die 2. Reservedivision und marschierte, eine Viertelmeile vom Schlachtfelde von Auerstedt stehend, so spät ab, daß der König angesichts der inzwischen eingetretenen Gefechtslage von Einsetzung der Reserve Abstand nahm. Auch auf dem Rückzug that K. nichts, um die Trümmer des geschlagenen Heers, das ihm jetzt unterstellt war, zu retten; nur der Widerspruch Blüchers und des Prinzen August ver- ^[folgende Seite]

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