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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalifornische Brüttröge - Kalifornische Weine
nommcn, doch erst 1642 kolonisiert. Die Jesuiten
leiteten die Mission und Kolonisation bis zu ihrer
Vertreibung 1707, wo die Franziskaner an ihre
Strll? traten. Ober- oder Neukalifornien wurde erst
1768 durch eine von Meriko ausgesendete Erpedi'
tion in Besitz genommen und ebenfalls durch An-
legung zahlreicher Missionsstationen kolonisiert.
Neben diesen bestanden noch militärisch befestigte
Punkte s?i'68iäi08). Nach der Losrcißung von <Hpa-
nien wurden die beiden K. seit 1823 Provinz der
merik. Republik und erhielten einen Gouverneur,
dessen Anerkennung die Missionare zum Teil vcr-
weigerten. Sie verließen endlich das Land, aber da
die kaum angebahnte Civilisation rasch verfiel,
kehrte die merik. Negierung zum Missionssystem zu-
rück. Jedoch setzte bald darauf die demokratische
Partei die vollständige Aufhebung des Missions-
wcsens mittels Dekret vom 17. Äug. 1833 durch
und suchte die .Hebung K.s durch die Organisation
einer großartigen Einwanderung zu fördern. Kaum
hatten sich jedock einige Einwanderer angesiedelt,
als nach dem Regierungsantritt Santa-Annas,
der die Missionen im frühern Stande erhalten wollte,
die merik. Kolonisten wieder vertrieben wurden.
Dieses Ereignis namentlich legte den Grund zu der
Feindseligkeit zwischen K. und der merik. Negierung.
1836 brach ein Aufstand aus, und der Führer des-
selben, der frühere Zollinspektor Alvarcdo, wurde
von der ohnmächtigen mexik. Negierung als Gouver-
neur bestätigt. Er machte sich aber bald durch seinen
Despotismus verhaßt, und ^anta-Anna schickte 1842
den General Michel-Torena als neuen Gouverneur
nach K. ab, der sich bald ebenso unbeliebt machte
wie sein Vorgänger. Im Frühjahr 1846 stand ganz
Obcrkalifornien gegen ihn auf und wählte Don Jose
Castro, einen geborenen Kalifornicr, zum General-
tommandanten. Inzwischen war es wegen der An-
nerion von Texas (1845) zu einem sehr gespannten
Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und
Meriko gekommen. Larkin, der amerik. Konsul in
Monterey, bereitete im Auftrage seiner Regierung
einen Aufstand der eingeborenen Kalifornier vor,
der das Land unabhängig und endlich für den An-
schluß an die Vereinigten Staaten geneigt machen
sollte. Da erschien John Fremont an der Spitze
einer Forschungsexpedition in K., und entgegen
seinem Auftrag, Larkin in feinem Vorhaben zu unter-
stützen, veranlaßte er die eingewanderten Amerikaner
zu einer überstürzten Unabhängigkeitserklärung, die
den Widerstand der Eingeborenen und einen Bürger-
krieg hervorrief. Der währenddessen zwischen den
Vereinigten Staaten und Mexiko ausgebrochene
Krieg endete mit der Niederlage Mexikos, und
durch den Frieden von Guadalupe-Hidalgo (2. Febr.
1848) ging Neukalifornien an die Vereinigten Staaten
über, während Altkalifornien im mexik. (^taatenver-
bande blieb. Am 9. Sept. 1850 wurde K., nach einem
zweijährigen Parteikampf, als nicht sklavenhalten-
der Staat in die nordamerik. Union aufgenommen.
Während des 1861 begonnenen Bürgerkrieges hielt
es sich zur Union, doch war bei der großen Entfernung
vom Kriegsschauplatze seine Beteiligung gering.
Die Entdeckung der reichen Goldfelder feit 1848
bildet eine wichtige Epoche in der Geschichte K.s.
Aus allen Teilen der Erde strömten Einwanderer
in das bisber nur noch spärlich bevölkerte Land,
doch vermochte sich diese zum großen Teil aus den
verwegensten Abenteurern bestehende Bevölkerung
nicht sofort in die Formen geordneten gesellschaft-
lichen Lebens zu finden. Der Charakter der Ein-
wohner und die glücksspielartige Leichtigkeit des Er-
werbs vereinigten sich, um K. mehrere Jahre lang
zum Tummelplatze der zügellosesten Leidenschaften
und der rasendsten Verschwendung zu machen. Die
Notwendigkeit zwang die bessern Elemente, Wohl-
fahrtsausschüsse zu bilden und Volksjustiz mit un-
erbittlicher strenge zu üben. In San Francisco
wurde die Herrschaft des Pöbels 1854 und 1856
durch eine kräftige Erhebung der bessern Bürger ge-
brochen, und seitdem haben diese im allgemeinen die
Oberhand zu behaupten gewußt. Erst neuerdings
machen sich die Leidenschaften der untern VolW-
tlassen, besonders in der Chinesenfrage (s. d.), wieder
in bedenklicher Weise geltend. Die Verfassung K.s
stimmte nämlich bis 1879 im allgemeinen mü der
der übrigen nordamerik. Unionsstaaten überein.
Am 7. Mai 1879 wurde jedoch auf Betreiben der
Partei des Demagogen Kcarney eine neue Ver-
fassung durch Volksabstimmung angenommen, die
jedoch wegen der thatsächlichen Unmöglichkeit ihrer
Durchführung nicht genau beobachtet werden konnte
und ebendeshalb bisher nicht die verderblichen
Folgen gehabt hat, die die bessern Elemente der
Bevölkerung von ihr fürchteten.
Litteratur. Unter den zahlreichen ältern Schrif-
ten sind die Reiseberichte von Duflot de Mosras
(2 Bde. mit Atlas, Par. 1844) und Richard H. Dana,
'1>V0 ^63,1-8 delore tk6 N^3t (Neuyork 1840), zu er-
wähnen; unter den neuern Capron, Histor^ ot (^1i-
t'ornia lBost. 1854); Tuthill, lliätorv of 0a1il0ri^
(1866); Whitney, ^LolaZ'ical Lurve^ of ^aliloinicl
(Neuyork 1869); ders., ?r0Fl633 ok t^e ^kolo^iea!
"urv6^ 1870-71; Nordhoff, (ÜÄlit'oi'niH (Neuyork
1873); John S. Hittell, ^6 i'680uic68 ot'Oalifoi-niH
(7. Aufl., ^an Francisco 1879); Todd, (^lilorui^
anä it,8 nonä6i'8 (Lond. 1880); Th. H. Hittell, Hi^
toi'x c>t' (^lilornia. (2 Bde., San Francisco 1885):
I. Royce, Histoi^ ok O^itornig. (Vost. 1886);
Kirchhofs, Kalifornische Kulturbilder (Cassel 1886);
Lindley und Widney, Oaliloi-nia ol t1i6 äontli
lNeuyork 1888); H. H. Bancroft, Histcn-)- ok t1i6
1'g.ciüe 3tat68 ok Noi'tii ^mei-ica (33 Bde., San
Francisco 1883-90). lS. 843d).
Kalifornische Brüttröge, s. Fifchzucht (Bd. 6,
Kalifornischer Meerbusen (6ult 0k ^alifor
nia. Vermilion 86a, N^r VLi'm^o), oder Rotes
Meer, ein sehr inselreicher, 1120 km langer und
110 - 240 km breiter Golf des Stillen Oceans,
trennt die Halbinsel Niederkalifornien von den
merik. Staaten Sonora und Sinaloa. Die be-
deutendsten Inseln sind Tiburon und Guarda
lGuardia). An seiner nördlichsten Spitze nimmt er
den Colorado (s. d.) und im O. verschiedene mexik.
Flüsse auf. Die Küsten sind von Buchten zerschnit-
ten, darunter die von Sta. Ines und La Paz, von
Adair und Georgebai. Der nördlichste Teil ist wegen
seiner Sandbänke, Klippen und Strömungen für die
Schiffahrt gefährlich. Haupterwerbsquelle der Küsten -
anwohner bildet die Korallen-und Schwammfischerei.
Kalifornische Weine, Weine, die hauptfächlicd
zwischen dem 38. und 39. Breitengrade, nördlicb
von <^an Francisco im Sonoma- und Napathale
wachsen; südlich von San Francisco finden sich eben-
falls noch vereinzelte größere Anlagen, und in Süd-
kalifornien bei Los Angeles zeichnet sich Anaheim,
unter den: 34. Breitengrade, durch große Wein-
tulturen aus. Als eine der besten und ausgedehn-
testen Wcinanlagen gilt die von Natoma Vineyard
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.