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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalkstein - Kalkulation
dem hexagonalen System angehören; vom K. sind
bis jetzt mehr als 250 verschiedene Krystallformen
bekannt. Die Härte beträgt 3, das spec. Gewicht
2,6 bis 2,8; sehr ausgezeichnet ist bei den ganz wasser-
klaren Stücken (z. B. dem isländischen sog. D o p p e l -
spat) die Doppelbrechung. Alle wie immer gestal-
teten K. sind stets sehr leicht nacb der Fläche eines
Fig. 1.
Flg. 2.
und desselben Rhomboeders, des Grundrhomboe-
ders, spaltbar, dessen Polkantenwinkel 105° 5^ mißt.
Außer den mehr oder weniger wohl ausgebildeten
krystallisierten Individuen, die oft in Gruppen vor-
kommen, bildet der K. auch stengclige bis faserige
Massen, zapfenähnlicke und stalaktitische Gestalten,
letztere namentlich im Innern der Kalksteinhöhlen.
Ferner dient er außerordentlich häufig als Verstcine-
rungsmaterial, namentlich von Korallen, Crinoiden,
^ Konchylicn und
Holz. Der ganze
Gebirge und weite
Landstrcäen zu-
sammensetzende
Kalkstein (s.'d.) ist
derHauptsache nacb
nur ein Aggregat
von gröbern und
Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. feinern Körnern
des K. Der K. ist
an sich farblos und durchsichtig, aber manchmal
undurchsichtig weiß, auch gelblich, rötlich, grau und
braun gefärbt. Mit Bitumen gemengt ist der stin-
kende K. oder Stinkstein; durch Kohle schwärz-
Uck gefärbt der Antbrakonit. (^. auch Kalk.)
Kalkstein (engl. I^i^68t0H6), ein Gestein, das
aus kohlensaurem Kalk besteht, der bicr in der Re-
gel als Kaltspat ausgebildet ist. Nach den makrosko-
pischen Strukturverhältnisscn unterscheidet man:
körnigen, dichten und oolithischen K. Der körnige
K. (Marmor zum Teil), ein deutlickcs Aggregat von
Kalkspatindividuen, bald grobkörnig, bald feinkörnig,
am häusigsten weißlich, bisweilen reich an cingewach-
senen accessorischen Gemengteilen (z. B. Granat,
Vesuvian, Feldspat, Quarz, Wollastonit, Spinell,
Glimmer, Serpentin, Talk, Skapolith, Hornblende,
Epidot, Apatit, Graphit u. s. w.), bildet vorwiegend
Einlagerungen in den alten krystallinischen Schie-
fern, den Gneisen, Glimmerschiefern und Phylliten,
doch sind gerade einige der berühmtesten Vorkomm-
nisse (Carrara, Umgegend von Athen) stingern geo-
log. Alters, indem sie mesozoischen ^cdimentfor-
mationen augehören. In den körnigen K. ist ein
großer Teil der Kalkspatkörnchen polysynthetisch-
lamellar verzwillingt nach einer Fläche des ersten
stumpfern Rhomboeders, eine (Erscheinung, die wobl
durck den Gebirgsdruck bewirkt wurde. Dichter
K., die gewöhnliche Abart, erscheint dem bloßen
Auge ganz homogen, zeigt aber unter dem Mikro-
skop ebenfalls deutlich seine Zusammensetzung aus
krystallinischen Kalkspatkörnchen. Die Farben sind
sehr verschieden, namentlich waltet Grau in allen Tö-
nen vor. Chemii'H ist diese Varietät des K. nie so
reiner kohlensaurer Kalk wie die körnige; fast immer
ist kohlensaure Magnesia (der daran reichere heißt
dolomitischer K.), Eisenoxyd, Thonerde, Kiesel-
säure, organische Substanz zugegen. Diese dichten
K. sind oft sehr reich an fossilen Organismenresten,
Muscheln, Schnecken, Korallen u. s. w., dagegen an
accessorischen Gemengteilen in der Regel äußerst
arm. Ihre Schichten nehmen einen wesentlichen
Anteil an dem Aufbau sämtlicher geolog. Forma-
tionen, von den ältesten bis zu den jüngsten. In
allen diesen K. liegt wahrscheinlich kein ursprünglich
krystallinischer Absatz aus dem Meerwasser, sondern
ein umkrystallisierter Schutt und Schlamm von zer-
trümmerten kalkigen Organismenresten vor. Zu
dem K. gehört auch der Kieselkalk, Mergelkalk, Grob-
kalk, Flaserkalk, Stückkalk. OolithischerK. besteht
vorwiegend aus rundlichen Kalkkörnern von dichtem,
konzentrisch-schaligem, oft auch radialfaserigem Ge-
füge (Rogenstein, Erbsenstein) und ist nament-
lich verbreitet in der Formation des Vuntsandsteins
und des Juras. Die Kreide ist auch ein K., ebenso
der Kalksinter. Der K. (besonders Kalkbreccien, Kalk-
tuff u. a.) ist ein gutes Baumaterial für Hochbau,
Wasserbau und Straßenbau. - Vgl. Koch, Die
natürlichen Bausteine Deutschlands (Berl. 1892).
Kalkstein, Christian Ludw. von, s. Friedrich Wil-
belm, Kurfürst von Brandenburg (Bd. 7, S. 322d).
Kalktiegel, aus gebranntem Kalk geschnittene
Tiegel. Sie werden wegen ihrer Widerstandsfähig-
keit gegen Hitze zum Einschmelzen von Platin und
andern schwer schmelzbaren Metallen verwendet.
Kalktorf, mit Ätzkalk imprägnierter Torfmull,
der aus bygieinifchen Gründen als Füllmaterial
für Fehlbödcn oder Einschubdecken empfohlen wird.
Kalktorffüllung zeichnet sich durch geringes Gewicht
und Scyalldämpsung vor andern, namentlich Kies-
und Ccmentfüllungen, vorteilhaft aus.
Kalktuff, s. Tuffstein.
Kalkül (frz.), Rechnung, Berechnung.
Kalkulation, Kalkulatur(vom lat. caiculus),
im allgemeinen die Berechnung, speciell die Berech-
nung des Selbstkostenpreises einer Ware. Man unter-,
scheidet Produktionskalkulationen, wenn es
sich um die Berechnung der Herstellungskosten eines
Gutes handelt, und Bezugs- und Versendungs-
kalkulationen, wenn der Selbstkostenpreis einer
Ware berechnet wird, die man von einem andern
Orte bezogen hat oder die man an einen andern Ort
zum Verkaufe fendet; ferner einfache und zu-
sammengesetzte K., je nachdem nur eine Ware
berechnet wird, oder mehrere Waren, bez. mehrere
Sorten derselben Ware zusammen kalkuliert werden.
Die Produktionskalkulation gründet sich auf den
jeweiligen Preis der Rohmaterialien, die Höhe der
Löhne, event. Neuanschaffungen von Maschinen oder
Neubauten von Werkstätten, sowie auf die allge-
meine Gefchäftslage. Für Hochbauten gilt als K.
der Vauanfchlag (s. d.). Auch die Ingenieurbauten
bedürfen einer genauen K. - Vgl. die Litteratur
bei ssandelsaritdmetik; ferner: Vallewski, Die K.
für Mafchinenfabriken (2. Aufl., Magdeb. 1880);
Mcsserschmitt, Die K. im Maschinenwesen (Essen
1882); Osthoff, Hilfsbuch zur Anfertigung von
Kostenberecknungen im Gebiete des Ingenieur-
wesens (2. Aufl., Lpz. 1883); Messerschmitt, Die
K. der Eisentonstruttionen (Essen 1884); dcrs.,
Die K. in der Eisengießerei l2. Aufl., ebd. 1886):
Cremer, Durcbschnittspreise für Accordarbeiten in
Mafchinenfabriken (Duisd. 1889).
Artitel, die man unter K vermißt, sind unter (5 aufzusuchen.