Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

104
Kantenbeutel - Kant-Laplacesche Theorie
schichte des Osmanischen Reichs"(englisch, französisch,
deutsch, rumänisch). ^
Kantenbeutel, ein langer, starker ^techbeutel
für Wagner und Zimmerleute, dient zum Aus-
stemmen sehr tiefer Löcher; er führt seinen Namen
von der in der Richtung der Achse laufenden Kante, ^
welche von zwei schrägen Flächen gebildet wird und
das Werkzeug bedeutend verstiirkt und vor dem
Biegen und Abbrechen schützt. (S. auch Beutel.)
Kantenlineal, Kantenschrägmaschine, s.
Buchbinderei (Bd. 3, S. 651 u).
Kantenstecher, s. Gartengeräte (Vd.7, S.555d).
Kanter, kurzer Galopp des Pferdes, s. Canter.
Kanth, Stadt im Kreis Neumarkt des preuß.
Reg.-Bez. Vreslau, 20 km von Vreslau, an der
Weistritz und der Linie Vreslau-Sorgau-Halb-
stadt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Vreslau), hat (1890) 2785 E.,
darunter 1035 Evangelische; zwei Postämter dritter
Klasse mit Telegraph, bedeutende Weißgerberei und
Handelsgärtnerei. Hier siegten 14. Mai 1807 die
Preußen über die Bayern.
Kanthaken, ein zum Umwenden (Kanten) schwe-
rer Bauhölzer dienendes Wertzeug der Zimmerleute,
welches an einem Cnde mit einem Ring (Kant-
ring), am andern mit einem
zum Fassen des Holzes bestimm-
ten Haken versehen ist. Wäh-
rend letzterer über eine Kante
des Stammes gelegt wird, steckt
man durch den Ning nach un-
ten einen Hebebaum und ver-
mag so mittels vergrößerter
Hevelkrast den Stamm leichter
umzuwenden. (S. beistehende Figur."
Kanthariden, s. Blasenkäfer und Spanische
Fliege.
Kantharidenkollodium, Kantharidenkam-
pfer, Kantharidenpflaster, Kanth aridentink-
tur, s. spanische Fliege.
Kantharidin, s. Cantharidin.
Kantharus, bei den alten Griechen der bohe
Henkelbecher (s. Tertfigur 2 beim Artikel Becher);
in der Altchristlichen Kunst (s. d.) der im Atrium be-
findliche Brunnen.
Kantholz, im Gegensatz zu den (unbearbeiteten)
Rundhölzern alle im Querschnitt rechteckig oder qua-
dratisch behauenen oder geschnittenen Baumstämme,
selbst wenn ihre Kanten nicht scharf, sondern zum
Teil verbrochen oder baumkautig, d. h. von der
natürlichen Rundung des ursprünglichen Stammes
begrenzt sind. Die Baumkante, auch Wahn-
kante, Waldkante, Schalkaute, darf nie
größer sein als ein Drittel der Breite und nie
länger als ein Fünftel der Länge eines Balkens.
Kantilene (ital.) war früher in Italien die Be-
zeichnung der weltlichen Gesänge und ist es noch
jetzt für alle heitern und freundlichen Lieder. Dar-
aus entstand die ueuere Bedeutung, nach der man
in größeren musikalischen Sätzen jene Stellen oder
Melodien, die sich durch ihren einfachen gesang-
lichen Charakter als Kern des Ganzen bemerklich
machen, als K. bezeichnet. (<H. Cantabile.)
Kantille, Kaudille(spr.-illje) oder Bouillon
(vom frz. caniietiiis, douilion; engl. dulliou, pni-i),
Erzeugnisse der Gold- und Silberdrahtspinnerei, aus
biegsamen Röbrchen von verschiedenem Querschnitt
bestebend, welche dadurch hergestellt werden, daß der
Draht, meist echter oder unechter Gold-oder ^?ilber-
draht, spiralförmig auf eine stählerne Nadel aufge-
wickelt und regelmäßig von dieser heruntergeschoben
wird. Zuweilen verwendet man zu K. cementierten,
d. h. mit einer dünnen Messingschicht überzogenen
Kupferdraht, der mit farbiger Seide übersponnen ist,
oder auch mit Lahn übersponnenen Eisendraht. Je
nachdem Nunddraht oder Lahn benutzt wird, zeigt
die K. ein mattes oder glänzendes Aussehen. Ist die
Nadel von halbrundem, drei- oder vierkantigem
Querschnitt, so erhält der Draht regelmäßige
Knickungen, die sich zu schraubenartigen Windungen
verziehen und so den fertigen K. ein gekräuseltes
Ausfehen geben. Sowohl die echten als die un-
echten K. werden zu Fransen, Borten, Quasten,
Epauletten, Portepees u. s. w. verwendet.
Kantme (frz. cantine, vom ital. cantina, Wein-
keller), eigentlich Flaschenfutter, Flaschenkeller, dann
VerkaufslokalfürNahrungsmittel,Putzgeräteu.s.w.
in Kasernen, wo sie unter Kontrolle einer Kommission
stehen und entweder von aktiven oder von invaliden,
verheirateten Unteroffizieren verwaltet werden. Auch
in Gefängnissen, industriellen Etablissements u. a.
hat man K.
Kant-Laplacesche Theorie, die Anschauung
Kants und Laplaces über die Entstehung des Son-
nensystems. Nach Kant ist anfänglich der ganze von
unserm Sonnensystem eingenommene Raum aus-
gefüllt gewesen von der in ihre Grundstoffe aufge-
lösten Materie, die jetzt die Körper unsers Sonnen-
systems bildet. Infolge der allgemeinen Schwere
haben die dichtern Elemente die dünnern angezogen,
während andererseits auch uoch zwischen den dün-
nern Elementen abstoßende Kräfte vorhanden ge<
wefen sind. Es bildete sich zunächst aus dem an-
fänglichen Chaos eine große, in rotierender Be-
wegung begriffene Masse, die sich in der Richtung
der Rotationsachse abplatten mußte. Diese Masse
verdichtete sich allmählich im Centrum zu einem
großen Ccntralkörper, der Sonne, der von den
übrigen Teilchen umkreist wurde. Daueben bildeten
sich infolge der Verschiedenheit der Materie eine
Reihe anderer untergeordneter Centren, die außer
ihrer Bewegung um den Hauptkörper auch uock
eine Notation um ihre Achse erhalten mußten.
Auf diese Weise entstanden die Planeten, aus denen,
sich in ähnlicher Weise wieder dic Monde heraus-
bildeten. Die schwacbe Seite dieser Kantschen
Hypothese bildet der Umstaud, daß nach den
Gesetzen der Mechanik die Summe der Notations-
bewegungen in einem System nie durch die gegen-
seitige Einwirkung seiner Teilcken geändert werden
kann, sondern immer dieselbe bleiben muh, die sie
von Anfang an war. - Unabhängig von Kant ge-
langte zu einer ähnlichen Theorie Laplace. Der-
selbe setzt von vornherein eine große feurige, weit-
hin mit einer glühenden Atmosphäre ^NMbene
Sonne voraus, die sich in langsamer Notation be-
findet. Durch Ausstrahluug in den Weltraum zog
diese Masse sich zusammen; dadurch muhte ihre
Rotationsgeschwindigkeit zunehmen. Es mußte
dann einmal ein Zustaud vorbanden sein, bei dem
sür die äußerste Schicht die Ccntrifugalkraft gleich
der Anziehuug des Centrums war. Dieser Zu-
stand bewirkte die Loslösung dieser Schicht und
ihre Umbildung in einen den rotierenden Central-
körper umkreisenden Ring. Im Laufe der Zeit
mußte fo neben der immer mehr und mehr sick
zusammenziehenden Sonne eine Reihe diese um-
kreisender Ringe entstehen. Mit der allmählichen
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.