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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karrensteine - Karschin
Aussaat von Klee und feinern Samen (Grassamen)
in Gebrauch.
Karrensteine, s. Karrenseldcr.
Karrete, s. Oarrew.
Karrhä, alte aramäische Stadt im nordwestl.
Mesopotamien, in der Ebene südöstlich von Edessa,
am Flusse Karras (Velik), ist das bibliscke Haran
fs. d.), von wo aus Abraham nach Palästina ab-
gezogen sein soll. Die Stadt ist besonders bekannt
als Schauplatz der Niederlage des Crassus durch die
Parther (53 v. Chr.). In späterer Zeit war K. ein
Hauptsitz des sabäischen Götterdicnstes, besonders
des Mond- (Sin) und Morgenstern-(Uz) Kultus, und
ein sehr bedeutender Handelsplatz, geriet aber unter
der Mongolenhcrrschaft gänzlich in Verfall.
Karrier, Carrier oder Englische Bagdette
ls. Tafel: Geflügel, Fig. 17)', eine Sporttaube
von 42 bis 44 cm Länge, stammt ursprünglich ans
dem türk. Vorderasien und Nordafrika, wo sie als
Brieftaube benutzt wurde, ist aber erst in England
Zu der heutigen Rasse herangezüchtet worden. Kenn-
zeichen sind aufrechte, gerade Gestalt, langer, star-
ker, gerader Schnabel mit walnuhfo'rmiger Nasen-
warze, sehr starke, fleischige Augenringe, gestreckter
Körper, stark hervortretende Brust, aufgerichtet
getragener dünner Hals, hohe Beine mit mus-
kulösen Schenkeln und unbefiederten Füßen, knap-
pes, geschlossen anliegendes Gefieder, sehr lebhafte
rot- öis mattgelbe, bei weißen Tauben dunkle
Augen. Die geschätzteste Farbe ist ein gleichmäßi-
ges, tiefes, metallisch glänzendes Schwarz, von
dem sich die wcißlichgelbe Warzenwucherung am
schroffsten abhebt, ferner hellblau mit schwarzen
Binden, goldbraun und weiß mit dunkelbraunen
Augen. In ibrcr jetzigen Form etwas schwerfällig
und wegen der großen Augen- und Schnabelwarzen
im Sehen beeinträchtigt, wird sie als Brieftaube
nicht mehr verwendet.
Karriere, s. Carriöre.
Karrierte Gewebe, verschiedenartige Stoffe
mit gewürfeltem Muster.
K'arrikatur, s. Karikatur.
Karriol, das, oderdieKarriole (frz.cai-i-iois),
ein leichter, zwei- oder vierräderigcr Wagen; ins-
besondere das in größern Städten zur Fortschaffung
vonVriefpostsendungenundvondenfahrendenLand-
briesträgern benutzte Fuhrwerk (Karriolpost).
Karronaden, eine Art langer Haubitzen von
12 bis 68 Pfd. Kugelgewicht, 6 - 8 Kugeldurch-
messer lang, mit cylindrischer Kammer, wurden zu-
erst 1774 auf der Gießerei Carron (s. d.) in Schott-
land gegossen. Verwendet wnrden sie hauptsächlich
auf Schiffen und in Küstenbatterien. Mit der Einfüh-
rung gezogener Geschütze verschwanden die K.
Karroo (spr. -ru), s. Kapkolonie (S. 118 a).
Karrousel, s. Karussell.
Kars. 1) Gebiet im transkaukas. Teil des russ.
Generalgorwe-memer^s Kaukasien, grenzt im S. und
W. an die Asiatische Türkei, im NW., NO. und SO.
an die Gouvernements Kuta'is, Tiflis und Eriwan
und hat 18 646,6 ykin mit 187 000 E., d. i. 10
auf 1 ylvm. Es ist ein welliges Gebirgsland mit
einigen hohen Gipfeln (z. B/Ala-dagh 3143 m).
Das Plateau von K. senkt sich bis zur Mündung
des Arpa-tschai (1610 m), während es sich nach W.
bis 1850 in hebt. Flüsse sind: der Oberlauf der
Kura nach N.; im S. und W. der Aras mit dem
Arpa-tschai. Im NO. liegt der See Tschaldyr-gol
^125 hkm). Das Klima ist im Winter sehr rauh,
im Sommer sehr heiß. Mittlere Temperatur in Ar-
dahan 2,7, in Kars 4,7° C Fröste von -35" sind
nicht selten. Die Bevölkerung besteht aus 44000Tür-
ken, 42000 Armeniern, 28400 Kurden, 25000 Ka-
rapapacben, 26000 Griechen, 10000 Turkmenen,
10500 Russen u. a. Hauptbeschäftigung ist Acker-
bau, Gartenbau und Viehzucht. Bei Kagysman und
Olti sind große Salzlager (Mächtigkeit über 30 m);
Handel und Gewerbe wenig entwickelt. K. zerfällt in
4 Bezirke: K., Ardahan, Kagysman und Olti. Das
Gebiet gehörte bis 1878 zur Türkei (Wilajet Erze-
rum). Infolge des Übergangs an Rußland wan-
derten bis 1881 82760 Türken aus, in der Stadt
K. allein 11000; dafür wanderten Armenier, Grie-
chen, Russen u. s. w. ein. - 2) Bezirk im östl. Teil
des Gebietes K., hat 6529,5 ykm und 70158 E. -
3) Hauptstadt des Gebietes und des Bezirks K. so-
wie russ. Festung, 1848 in hoch, liegt in der ausge-
dehnten, baumlosen, aber fruchtbaren und reichbe-
wässerten Hochebene Schiragh, an der Ostseite einer
isolierten Berg- und Hügelgruppe, welche der Kars-
tschai oder Äkhurean im tiefen Engthale durch-
bricht. K. gilt wegen der daselbst befindlichen Ewlia-
lHeiligen-)Gräber und mehrerer Moscheen den
Mohammedanern als eine geweihte Stätte, zu der
sie wallfahrten; es ist Sitz eines Bischofs und hat
(l889> 3041 E., in Garnison das 155. Infanterie-
regiment und (einschließlich Alerandropol) 3 Ba-
taillone Festunasartillerie, Weberei grober wollener
Zeuge, Herstellung von Teppichen und Filzen,
einigen Durchgangshandel. Die Festung bildet ein
unregelmäßiges Polygon mit doppelter Mauer und
vier Bastionen. Auf dem Ak-Dagh, einem steilen
Hügel, liegt, gänzlich sturmfrei, das Fort Arkanieh,
cin bastioniertcs Fünfeck, auf dem Kara-Dagh und
Top-Dagh die Inglis-Tabia und Madschar-Tabia,
zwei starke Batterien.
K. gehörte bis 1878 zur Türkei. Beim Beginn
des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 wurde K.
von den Russen belagert, l). Juli jedoch von den
Türken unter Mukhtar Pascha entsetzt. Aber nach
der Niederlage Mukhtar Paschas am Aladscha-Dagh
ls. d.) 15. Okt. 1877 wurde K. unter der Oberleitung
des Großfürsten-Statthalters Michael durch Gene-
ral Lazarew abermals eingeschlossen, nebst den Forts
Kara-Dagh, Hafiz und Kanly bombardiert und in der
Nacht zum 18. Nov. erstürmt, woraufsich die Cita-
delle ergab; 5 Pafchas und 17 000 Mann kapitu-
lierten, nur wenige Neiterabteilungen entkamen.
Von den Russen ist K. durch den Ausbau der Werke
und Anlage neuer Forts zu einer großen Lager-
festung umgewandelt worden.
Karsch, Anna Luife, s. Karschin.
Karschi, das alte Nachscheb, Stadt im Chanat
Buchara in Centralasien, in fruchtbarer Oase, links
am Schehri-sebs, Sitz eines Veks, hat 25000 E.,
Citadelle, Vazar, 10 Karawanseraien, Fabrikation
von Messern und damascierten Klingen, Handel mit
Getreide, Vieh, Fellen und Seidenstoffen.
Karschin, Anna Luise, eigentlich Karsch, Dich-
terin, geb. 1. Dez. 1722 auf einer Meierei unweit
Schwiebus, wurde nach dem frühzeitigen Tode ihres
Vaters, eines Schenkwirts Namens Dürbach, bei
einem Oheim erzogen, kam dann in einen Dienst,
wo sie die Kühe hüten mußte, zugleich aber die Ve-
kanntschast eines Hirtenknaben machte, der sie mit
Büchern versorgte. So entstanden während ihres
dreijährigen Dienstes ihre ersten Gedichte. Nach-
dem sie noch eine Zeit lang als Kinderwärterin ge-
Artitel, die man unter K vermiet, sind unter C aufzusuchen.