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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaufbuch; Kauffahrer; Kauffmann

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Kaufbuch – Kauffmann

Mieter (oder Pächter) von dem Vermieter (oder Verpächter) an einen Dritten veräußert, so tritt von der Eigentumsübertragung an der Erwerber an die Stelle des Vermieters (oder Verpächters) in die während der Dauer seines Eigentums sich aus dem Miet- (oder Pacht-) Verhältnisse ergebenden Rechte und Verpflichtungen ein. §. 518: Wird das vermietete (oder verpachtete) Grundstück nach der Überlassung an den Mieter (oder Pächter) von dem Vermieter (oder Verpächter) mit dem Rechte eines Dritten belastet, so findet §. 512 entsprechende Anwendung, wenn durch die Ausübung des Rechts dem Mieter (oder Pächter) der vertragsmäßige Gebrauch entzogen wird. Hat die Ausübung des Rechts nur eine Beschränkung des Mieters in dem vertragsmäßigen Gebrauch zur Folge, so ist der Dritte dem Mieter (oder Pächter) gegenüber verpflichtet, die Ausübung zu unterlassen, soweit sie den vertragsmäßigen Gebrauch beeinträchtigen würde. §. 519: Hat vor der Überlassung des vermieteten oder verpachteten Grundstückes an den Mieter (oder Pächter) der Vermieter (oder Verpächter) das Grundstück an einen Dritten veräußert oder mit einem Rechte belastet, so gilt das Gleiche wie in den Fällen der §§. 512 u. 518, wenn der Erwerber dem Vermieter (oder Verpächter) gegenüber die Erfüllung der sich aus dem Miet- (oder Pacht-) Verhältnisse ergebenden Verpflichtungen übernommen hat.

Kaufbuch, s. Gerichtshandelsbuch.

Kauffahrer oder Kauffahrteischiffe, die zum Handel sowie Zum Transport von Passagieren bestimmten Seeschiffe. Die K. sind teils Segel-, teils Dampfschiffe. Je nach ihrer Größe haben die Segelschiffe einen bis vier Masten und führen teils nach ihrer Bauart, teils nach ihrer Takelung verschiedene Namen, z. B. Vollschiff, Bark, Brigg, Schoner, Jacht u. s. w. In neuerer Zeit werden auch Fünfmastschiffe (s. d.) gebaut. – Über die rechtlichen Verhältnisse der K. s. Seerecht.

Kauffmann, Angelika, Malerin, geb. 30. Okt. 1741 zu Chur in Graubünden, wohin ihr Vater, der Maler Johann Joseph K. (aus Schwarzenberg im Bregenzerwalde), von dem dortigen Bischof berufen worden war, um ein Gemälde für dessen Kirche auszuführen. Nachdem sie sich in Rom, wo sie sich mit Winckelmann eng befreundet hatte, 1763–65 namentlich durch Kopieren nach großen Meistern gründlich im Fache der Malerei ausgebildet hatte, ging sie 1766–76 von Venedig über Paris nach London, wo sie ihren Ruf begründete. Infolge eines Betrugs ging sie hier mit einem Abenteurer eine Ehe ein, die bald wieder getrennt werden mußte. Nach ihrer Rückkehr nach Rom 1781 verheiratete sie sich mit dem mittelmäßigen venet. Maler Antonio Zucchi, der 1795 starb. Sie selbst starb 5. Nov. 1807 in Rom. Ihre Büste wurde 1808 im Pantheon aufgestellt. Die von ihr gelieferten Bildnisse und hauptsächlich nach Antiken gemalten histor. Gemälde sind weich und einschmeichelnd behandelt, aber kraftlos. Kaiser Paul I. sowie Joseph II. gehörten zu den Bewunderern ihres Talents. Für den letztern hat sie die Heimkehr nach der Teutoburgerschlacht und die Leichenfeier der Pallas (in der kaiserl. Galerie in Wien) gemalt. Ihre besten Bilder sind die weiblichen Halbfiguren der Vestalin und der Sibylle in der Galerie zu Dresden. In der Eremitage zu Petersburg sind die Bilder zu Yoriks «Sentimentaler Reise» und zu «Abälard und Héloise»; im Louvre das Bildnis der Baronin Krüdener mit ihrem Kinde im Park; in der Neuen Pinakothek zu München: Christus und die Samariterin am Brunnen und das Bildnis des Kronprinzen Ludwig (I.) von Bayern. – Vgl. Giov. Gherardo de Rossi, Vita di A. K. (Flor. 1810; deutsch Bregenz 1814); Schram, Die Malerin Angelica K. (Brunn 1890); Fr. A. Gerard, Angelika K. (Lond. 1892).

Kauffmann, Hermann, Maler, geb. 7. Nov. 1808 zu Hamburg, besuchte 1827–33 die Münchener Akademie und kehrte 1833 nach Hamburg zurück, wo er 24. Mai 1889 starb. Die Landschaft und vorzugsweise die Winterlandschaft herrscht unter seinen malerischen Arbeiten vor, zu denen er das Material auf Reisen durch Deutschland, Norwegen und Osterreich sammelte. Daneben entstanden zahlreiche Genrebilder von schlichter Wahrheit. Neun seiner Gemälde besitzt die Kunsthalle in Hamburg, darunter: Landleute bei der Ernte Mittagsruhe haltend, Heimkehr von der Alp (1848), Waldlandschaft mit Holzfuhre im Schnee (1858). Ferner sind zu erwähnen: Inneres einer Poststube, Bärentanz in einem Dorfe, Postwagen im Schneesturm, Auf dem Eis der Elbe, Norddeutsche Heide (radiert von Unger), Winterlandschaft mit Kirchhof (Museum in Leipzig). – Vgl. Lichtwark, Hermann K. und die Kunst in Hamburg (Münch. 1893).

Kauffmann, Hugo, Genremaler, Sohn des vorigen, geb. 7. Aug. 1844 zu Hamburg, begab sich 1861 an das Städelsche Institut in Frankfurt a. M., wo Jakob Becker, auch Zwerger, seine Lehrer waren. Seit 1863 wählte er Cronberg am Taunus zum Aufenthalt und unternahm von da größere Reisen, unter andern nach Paris, wo er zwei Jahre verweilte. 1871 siedelte er nach München über. Mit Vorliebe entnimmt er seine Stoffe dem Leben der ländlichen Bevölkerung, die durch Lebenswahrheit und wohlabgewogene Tonstimmung im Sinne der alten Holländer ausgezeichnet sind. Von seinen Genrebildern sind zu erwähnen: Walzer für die Alten (1870), Aufbruch zur Treibjagd (1871), Kegelnde Bauern, Bauern beim Kartenspiel (1872), Die Versteigerung (1873), Wandernde Musikanten (1876), Der Taschenspieler (1880), Wilderer in der Almhütte vom Förster überrascht, Rauflustig (1884), Abgestürzt (1886), Poststation (1888), Holzerschmarren (1893). Auch als Zeichner hat K. Treffliches geleistet, besonders in humoristischen, durch Lichtdruck veröffentlichten Cyklen; so: Unter- und oberirdische Reinigungsbeamte, Biedermänner und Konsorten, Spießbürger und Vagabunden, Hochzeit im Gebirge; letzteres ist durch den von Karl Stieler gedichteten Text vor allen populär geworden.

Kauffmann, Konstantin Petrowitsch von, russ. General, geb. 3. März 1818 zu Maidani bei Iwangorod, besuchte die Ingenieurschule in Petersburg, nahm an den Kämpfen im Kaukasus, 1855 an der Belagerung von Kars teil, wurde 1865 Generalgouverneur von Wilna und 1867 Militärgouverneur von Turkestan. Hier eroberte er 1868 Samarkand, besetzte 1873 Chiwa und erwarb in demselben Jahre noch durch Verträge mit den Chanen von Chiwa und Buchara das Amu-darja-Gebiet für Rußland, worauf er zum General der Ingenieure ernannt wurde. Ferner unterwarf er 1875 das Chanat Kokan. Die gesamten russ. Erwerbungen in Centralasien wurden hierauf zu einem Generalgouvernement Turkestan vereinigt, an dessen Spitze K. trat. Auch das Kuldschagebiet hatte er eingenommen, doch mußte es 1881 an China zurückgegeben werden. K. starb 16. Mai 1882 in Taschkend.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]