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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Köszeg - Köter
weit herabgeschoben (s. ^ IH moäe). Die Frauen
ls. Taf. IV, Fig. 2) trugen in diesen Jahrzehnten ein
saltiges Kleid mit glatten, engen Ärmeln, darüber
ein Leibchen mitHängcärmeln, Spitzenmanschetten
an: Kleid, Halskrause oder Spitzenkragen, einen
federgeschmückten Filzhut mit umgelegter Krempe.
Um die Mitte des 17. Jahrh, änderte sich das K.,
indem bei den Männern (s. Taf. IV, Fig. 3) der
Rock sich in eine kurzärmelige, das Hemd sichtbar
lassende Jacke verkürzte, die Hosen zu weiten, sack-
artigen Kniehosen wurden, die an der Seitennaht
mit Borten oder dergleichen und am uutern Saum
mit Spitzen besetzt waren. Der Kragen verkürzte
sich zu zwei unter dem Kinn zusammenstoßenden
breiten Lappen, die unten in einer geraden Linie ab-
schlössen. Der Mantel mit umgelegtem Kragen
reichte bis zum Knie und wurde von Stutzern auf
einer Schulter getragen; dazu gehörte ferner ein
jetzt weniger breiter und hoher, mit goldener Schnur
nmzogener Filzhut von mehr fester Form und dunk-
ler Farbe sowie ein langer, mit einem Knopf ver-
sehener Stock. Das Haar lieh man lang wachfen
und wild herabhängen. Befonders beliebt waren
schleifen (taveurg) an Kleidung, Haar und Schuhen.
'Ähnlich wurde das K. der Frauen (s. Taf. IV, Fig. 4);
das Kleid behielt zwar die Form der Vertugadc,
dock verkürzten sich Leibchen und Ärmel, und der
Rock siel faltig herab; auch wurde der Oberrock von
oben bis unten offen und darunter mehrere Unter-
kleider von verschiedener Farbe getragen. Oben war
das Kleid ausgeschnitten, die Schultern entblößt;
dem Ausschnitt folgte der Kragen, sodaß er den
obern Kleidsaum einfaßte. - Es folgte dann (seit
1670 etwa) die Zeit Ludwigs XIV., wo auch im
übrigen Europa die franz. Mode herrschend wurde;
charakteristisch sind ihr die Allongeperücke (s. Perücke)
der Männer, entsprechend der Fontange (s. d.) der
Frauen, der lange, in der Taille eng anliegende
Rock mit 'Armelaufschlägen und pattierten Seitcn-
taschen, das gebundene Halstuch mit kurzen Enden,
die unten zugebundene Hose, der dreifach aufge-
schlagene, fcderbesetzte Hut, die Schuhe mit unten
sich verjüngendem Absatz, Schnalle und Lasche. Eine
neue Periode im K. wurde dadurch bewirkt, daß die
Etaatsperücke kleinern Formen, dem Haarbeutel
(seit 1730) oder dem Zopf (seit 1750) Platz machte
(s. Haartracht). Von den Seitenteilen der Allonge-
perücke blieben nur zwei Locken übrig; über der
Stirn wurde das Haar in einer schön geschwungenen
Linie (verF6tt6) zurückgestrichen, das Hinterhaar
in den Haarbeutel (s. d.) gesteckt. Bei den Männern
ls. Taf. IV, Fig. 6) ging der lange Rock mit seinen
großen Aufschlägen, Taschen und Patten, ebenso
die Schnallenschuhe in diese Zeit (Ludwigs XV.)
hinüber; der Mantel existierte bei den Vornehmen
nicht mehr. Das Wams war von oben bis zur
Mitte der Brust offen, um das Jabot, den Spitzen-
befatz des Hemdes an Hals und Brust sichtbar wer-
den zu lassen; die Hose war eng und wurde unterm
Knie über den Strümpfen geschnallt. Der Hut, der
des Puders wegen unter dem Arme getragen wer-
den mußte, wurde jetzt zum Dreispitz und erhielt
statt der Federn einen Bortenbesatz am Rand. Bei
den Frauen (s. Taf. IV, Fig. 5) kam der Reifrock
wieder auf, dazu die Schnürbrust und die horizontal
ausgeschnittene, am Rand mit einer Vandkrause
besetzte Robe. Die Frisur wurde niedriger, mit
Federn oder Schleifen geziert; hinten fiel eine lange
Ringellocke auf die Schulter hinab. - Dies K. erhielt
sich als Galatracht bis zum Ende des Jahrhunderts,
doch verschwand seit 1760 der Haarbcutcl und der
Zopf wurde kürzer. Die Französische Revolution
machte dieser Tracht ein Ende und sührte freiheitliche
Moden in mannigfaltiger Form ein: bei den Män-
nern is. Taf. IV, Fig. 7) den langen, frackartigen
Rock, Weste, Jabot mit emporstehcndem Hemdkragen,
Lederhosen, Stulpstiefeln, einen keulenartigcn Kno-
tenstock und einen niedrigen Filzhut mit breiter, aus-
gesteifter Krempe oder, befonders beim Militär, den
Zweispitz, der quer aufgefetzt wurde; bei den Frauen
ls. Taf. IV, Fig. 8) einen einfachen Rock und Taille,
Brusttuch l6cwi) und Haube (äoi'M6u36). Zur Zeit
des durch I. L. David (s. d.) begründeten Klassicis-
mus wurden auch K. nach griech. und röm. Muster
getragen. In übertriebener Weise trugen Nevo-
lutionstrachten die Incroyables (s. d.) und die Mer-
vcillcnses. Im 19. Jahrh, ist das K. zur Mode-
tracht geworden, und selbst die sich bei der Land-
bevölkerung noch sindende sog. Nationaltracht ist
im Verschwinden begriffen.
Litteratur. Ferrario, II coätuincs autico 6 ino
(iLrno (34 Bde., Florenz 1823-38); Weiß, Kostüm-
kunde (3 Bde., Stuttg. 1856-72; 2. Aufl. 188l fg.);
I. von Hefner und Becker, Trachten, Kunstwerke und
Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des
18. Jahrh. (Franks. 1879 fg.), sowie über die Ge-
schichte des modernen K.: Herbe', (^08wiQ63 trän-
hlU3 civile inilitHirog ot, i-eiiZieux (Par. 1834,
mit 95 Kupfertafeln); Pauquet, ^loäoä ot co8win63
Iii3w!'i(iu03 (ebd. 1862-64, mit 96 Kupfertafeln);
Quicherat, I1i3toir6 äu coLtums en ^i-anes (ebd.
1874); Blätter für Kostümkunde (hg. von Heyden,
Verl. 1874fg.); Hottenroth, Trachten, Haus-, Feld-
und Kricgsgerätfchaften der Völker alter und neuer
Zeit (2 Ode., Stuttg. 1879-91); Kretfchmer und
Rohrbach, Die Trachten der Völker vom Beginne
der Geschichte bis zum 19. Jahrh. (2. Aufl., Lpz.
1831-82); Racinct, Geschichte des K. in 500 Tafeln,
deutsche Ausgabe, bcarb. von Rosenberg (5 Bde.,
Verl. 1881-88); Falke, Kostümgeschichte der Kultur-
völker (Stuttg. 1882, mit 377 Abbildungen); von
Heyden, Trachten der Kulturvölker Europas (Lpz.
1889); Quincke, Katechismus der Kostümkunde
(ebd. 1389); Hottenroth, Handbuch der deutschen
Tracht (Stuttg. 1893 fg.). ^(s. d.).
Köszeg (spr. köfchek), ungar. Name von Güns
Kot, f. Exkremente.
Kotangönte, s. Goniometrifche Funktionen.
Kota Nadscha, Hauptstadt von Atschin (s. d.)
Kotbrechen, s. Miserere. ^auf Sumatra.
Kote, Schrank, besonders Kleiderschrank, Wäsch-
schrank; auch soviel wie Fesselgelenk (s. Fessel).
Kotelett (frz.), in einer Pfanne oder auf dem
Rost gebratenes Rippenstück von Hammel, Kalb,
Koten (frz.), s. Zöhenkoten. ^Schwein.
Kötengallcn, s. Gallen.
Kötengelenk, s. Fessel (Fe^elgelenk).
Kotentafeln, s. Höhcntafcln.
Kötenzopf, der an der Hinterseite des Koten-
oder Fesselgelenks der Pferde befindliche, je nach der
Rasse verschieden lange und dichte Haarbüschel, der
einen hornartigen Hautfortsatz, den sog. Sporn,
einfchließt. Der K. ist besonders ausgeprägt, dicht,
grob und lang bei den kaltblütigen PferdeMäaen.
Bei Vollblutpferden findet sich oft kaum eine An-
deutung des K.
Köter, Köthner, Kofsate, s. Hintersassen und
Bauer, Bauerngut, Bauernstand; vgl. Kate.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.