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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kotzen - Kowsha

Kotzen, soviel wie Deckenzeug (s. d.).

Kötzer, s. Spinnerei.

Kötzschenbroda, Marktflecken und Villenkolonie in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt der Kreishauptmannschaft Dresden, in 111 m Höhe, an der Elbe und den Linien Leipzig-Riesa-Dresden, Leipzig-Döbeln-Dresden und Röderau-Dresden der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 4523 E., darunter 137 Katholiken; Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Dampferstation, Gas- und Wasserleitung; Obst-, Wein-, Erdbeeren- und Spargelbau. Hier schlossen 27. Aug. 1645 die Schweden und Sachsen Waffenstillstand.

Kötzting. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat 464,33 qkm, (1890) 24901 (11826 männl., 13075 weibl.) E., 46 Gemeinden mit 313 Ortschaften. – 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirksamtes K., am Weißen Regen, am Fuße des Kaitersberges und an der Nebenlinie Cham-Lam der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Straubing), Rent- und Forstamtes, hat (1890) 1621 meist evang. E., Postexpedition, Telegraph, Wasserleitung; Zündholz-, Waffen- und Holzpappenfabrik, bedeutende Holzflößerei und in der Nähe eine Eisengießerei mit Eisenhammer, Schuhleisten- und Spulenfabrik.

Kovent, Kofent, Dünnbier, Schöps, veraltete Bezeichnung für eine Sorte leichten Biers, dessen Würze durch Aufguß von Wasser auf die Treber, nach dem Abziehen der Hauptwürze, erhalten wurde. In der neuern Brauerei wird es nicht mehr dargestellt, sondern es werden die Nachwürzen mit den Hauptwürzen vereint verarbeitet. (S. Bier und Bierbrauerei, Bd. 2, S. 1002 a.)

Kowalewsky, Sonja, geborene Corvin-Krukowsky, Mathematikerin, geb. 15. Jan. 1850 zu Moskau, 1868 Gattin des Professors der Paläontologie Woldemar K., seit 1883 Witwe, studierte 1870 in Heidelberg bei Helmholtz, Kirchhoff, Königsberger, Paul Du Bois-Reymond, 1871‒74 privatissime bei Weierstraß in Berlin; 1874 wurde sie Doktor der Universität Göttingen auf Grund dreier Abhandlungen über partielle Differentialgleichungen, über ein Abelsches Integral und über die Saturnringe; seit 1884 war sie Professor der Analysis in Stockholm. Sie starb 10. Febr. 1891. Frau K. hat neben mannigfaltigen Abhandlungen mathem.-physik. Inhalts auch Skizzen «Aus dem russ. Leben» veröffentlicht, die gesammelt erschienen in «Literaturnyja sočinenija» (Petersb. 1893).

Kowalski-Wierusz (spr. wjerusch), Alfred von, poln. Maler, geb. 11. Nov. 1849 zu Suwalki im Gouvernement Augustowo, bildete sich auf den Akademien zu Warschau, Dresden und München, besonders unter Alex. Wagner und seinem Landsmann Jos. von Brandt (s. d.). Der Künstler ist in München ansässig. Mit Vorliebe schildert er das Leben und Treiben der Bevölkerung in Russisch-Polen und Galizien zur Frühlings- und Winterszeit. Von seinen Genrebildern sind hervorzuheben: Postbote in Polen (1882), Transport poln. Insurgenten, Heimkehr vom Markte, Hetzjagd, Lustige Fahrt, Unangenehme Begleiter, Krakauer Hochzeitszug, Huzulenjäger zur Jagd fahrend, Im Frühling, Nächtliche Heimfahrt, Bauernhochzeit (1892; erste Medaille), Winternacht in Litauen (1893). Sein Bildnis des Ministers von Lutz (auf der Gemsjagd) gelangte in die Neue Pinakothek zu München.

Kowárra, der untere Lauf des Niger (s. d.).

Kowel. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im sog. Volhynischen Polessje, hat 7426,7 qkm, 174022 E., Ackerbau und Waldindustrie. – 2) Kreisstadt im Kreis K., an der zum Pripet gehenden Turija und den Linien K.-Mlawa der Weichselbahn und Kasatin-Berditschew-Brest der Russ. Südwesteisenbahnen, hat (1892) 14869 E., in Garnison das 44. und 165. Infanterieregiment, 5 russ., 3 kath. Kirchen, Synagoge, 3 israel. Betschulen; Ackerbau und 11 Fabriken.

Koweyt, arab. Stadt, s. El-Hasa.

Kowitschin oder Kawitschin, zur Selishfamilie gehörender Indianerstamm im SO. der Insel Vancouver und im N. des Fraserflusses, mit heller Hautfarbe, aber schwarzen und straffen Haaren; künstliche Verunstaltung des Schädels durch Einschnürung zwischen Bretter ist bei ihnen sehr häufig.

Kowloong, Hafen auf Hong-kong, s. Kau-lung.

Kowno. 1) Gouvernement (russ. Kowenskaja gubernija) im nordwestl. Teil des europ. Rußland, zu den weißruss. Gouvernements und zum Generalgouvernement Wilna gehörig, grenzt im SW. an Ostpreußen, im S. an das russ.-poln. Gouvernement Suwalki, ferner an das russ. Gouvernement Wilna, im O. an Witebsk und im N. an Kurland und hat 40640 qkm mit 1626264 E. Das Land ist von Hügelketten durchzogen und stellenweise mit tiefen Flußthälern. Hauptflüsse sind der Niemen (mit Wilija, Newjasha, Dubissa u. a.) und die Düna, daneben zahlreiche Sümpfe und Seen. Hauptbeschäftigung der Bevölkerung ist Acker-, besonders Flachsbau, Wald- und Metallindustrie. Bedeutend ist der Handel mit Getreide, Flachs, Bauholz. K. deckt sich im wesentlichen mit der ehemaligen Landschaft Samogitien und zerfällt in 7 Kreise: K., Wilkomir, Nowoalexandrowsk, Ponewjesch, Rossieny, Telschi und Schawli. – 2) Kreis im südl. Teil des Gouvernements K., hat 4022 qkm, 173399 E., Acker-, Gemüsebau, Flachsbearbeitung, Fischerei und Flußschiffahrt. – 3) K. (litauisch Kaunas, deutsch ehemals Kauen), Hauptstadt des russ. Gouvernements und Kreises K. und Festung erster Klasse, auf einer Landzunge am Einfluß der Wilija in den Niemen, dessen 60 m hohe Uferwände die Stadt umgeben, und an der Linie Wilna-Eydtkuhnen der Petersburg-Warschauer Eisenbahn, besteht aus Altstadt und Neustadt, ist Sitz des Civilgouverneurs, des Kommandos der 28. Infanteriedivision sowie deren beider Brigaden, der 3. Kavalleriedivision und deren 1. Brigade, eines deutschen Konsulats und hat (1893) 61726 E., in Garnison das 109. bis 112. Infanterieregiment, das 8. Dragonerregiment, die 28. Feldartilleriebrigade, Festungsartillerie und Pontoniere; 3 russ., 6 kath., 1 evang. Kirche, 7 Klöster, 5 Synagogen, 16 israel. Betschulen, altertümliches Rathaus (jetzt zum Palast umgebaut), gußeiserne Pyramide zum Andenken an 1812, Knaben-, Mädchengymnasium, Realschule, geistliches und Lehrerseminar, luth. Schule, Filiale der russ. Reichsbank; Drahtziehereien, Eisen- und Stahlnägelfabriken, Knochenmühlen, Brauereien. Der einst blühende Handel mit Getreide, Holz u. a. ist zurückgegangen. Die Festungswerke bestehen aus 11 detachierten Forts um die sonst offene Stadt, von denen 7 links und 4, durch die Wilija voneinander getrennt, rechts vom Niemen liegen.

Kowsha, mehrere Flüsse im europ. Rußland, wovon der wichtigste die Westliche K. im Gouvernement Olonez; sie entspringt im Kowshasee (54,7 qkm) und mündet in den See Bjeloosero, ist

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