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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kraftlinienstreuung - Kraftübertragung

Kräften ergriffen werden, strecken sie sich mit ihrer Längsachse von selbst in die Richtung der K. (Vgl. Tafel: Elektricität, Fig. 11 u. 12.) Man führt den Versuch aus, indem man auf einen glatten Karton über einen oder mehrern Magneten Eisenfeilspäne aufstreut, oder indem man ein Glasgefäß mit Glycerin, in dem feine Eisenfeile schwebt, in die Nähe des Magneten bringt. (S. auch Feld, magnetisches und Feldstärke.)

Kraftlinienstreuung, derjenige Prozentsatz des Feldes einer Dynamomaschine, der durch direkten Übertritt eines Teils der Kraftlinien von Pol zu Pol, oder auch von irgend einem Teil des magnetischen Kreises zu einem andern, ohne den Anker zu durchqueren, für die Stromerzeugung verloren geht.

Kraftmaschinen, soviel wie Motoren (s. d.).

Kraftmaschinenkuppelungen, s. Kuppelung.

Kraftmehl, Bezeichnung für Stärkemehl (s. d.), das zum Verdicken von Saucen, Gelee, feinen Backwaren u. s. w. verwendet wird.

Kraftmesser, s. Dynamometer.

Krafto, Insel, s. Sachalin.

Kraftpolygon, s. Graphostatik.

Kraftsammler, soviel wie Accumulator (s. d.).

Kraftsinn, in der Physiologie die Empfindung von dem Grade der erforderlichen Anstrengung zur Überwindung eines uns geleisteten Widerstandes. (S. Gemeingefühl.)

Kraftstuhl, s. Weberei.

Kraftsuppenstoff, s. Kleber.

Krafttransmission, s. Kraftübertragung; über elektrische K. s. Elektrische Kraftübertragung.

Kraftübertragung, Krafttransmission, Kraftleitung, Kraftverteilung, der Inbegriff aller Hilfsmittel, durch welche eine technisch verwertbare Kraft (s. d.) vom Orte ihrer Entstehung oder künstlichen Erzeugung nach dem Orte ihres Verbrauchs geleitet werden kann. Eine K. auf kleine Entfernung findet sich in jeder Fabriksanlage, in der eine in ihrem Bereiche liegende Dampf- oder Wasserkraft durch gewöhnliche Transmission (s. d.), d. h. durch Riemen- oder Seiltrieb auf die einzelnen Arbeitsmaschinen verteilt wird. Für weitere Entfernungen kommt eine K. durch solche in Bewegung befindliche feste Körper nur vereinzelt vor. So wird in Schaffhausen eine Bindfadenfabrik durch eine lange den Berg hinaufführende Wellenleitung vom Rhein getrieben. Durch Seiltrieb werden in Schaffhausen 800 Pferdestärken auf 500 m, bei Bellegarde an der Rhône etwa 3000 Pferdestärken auf 900 m fortgeleitet. In ausgedehnterm Maße dient Seiltrieb als Übertragungsmittel bei den amerik. Kabel-Straßenbahnen. Für die hin und her gehende Bewegung von Bergwerkspumpen hat man seit langer Zeit als Zuleitungsmittel der gewöhnlich von einem Kunstrad gelieferten Kraft die langsam hin und her gehenden Feldgestänge angewendet.

Alle diese aus festen Körpern bestehenden Kraftleitungsorgane wirken für größere Entfernungen wegen der durch Reibung hervorgerufenen Kraftverluste und der großen Reparaturbedürftigkeit sehr unökonomisch und werden gegenwärtig durch bessere Kraftträger, wie Dampf, Druckwasser, Druck- und Saugluft, Gas, elektrischen Strom, ersetzt. Erst diese Mittel haben zur Ausbildung der eigentlichen Kraftcentralen geführt, bei denen die Kraft von einem Centralpunkt aus nach beliebig vielen entfernten Verbrauchsstellen geleitet wird.

Die ökonomische Wirkungsweise der Kraftcentralen erhellt aus dem Umstand, daß die Erzeugung von Kraft im großen sich bedeutend billiger stellt als im kleinen, und es daher vorteilhafter ist, durch eine große Motoranlage eine einzige große Kraftquelle zu schaffen und von da aus die Kraft nach den einzelnen Verbrauchsstellen zu leiten, als viele kleine Krafterzeuger an den Verbrauchsstellen zu errichten, trotz der im letztern Falle wegfallenden Leitungskosten.

Bei den Dampfcentralen wird der Dampf in großen Kesselanlagen erzeugt und in Rohrleitungen den an den Verbrauchsstellen befindlichen Dampfmaschinen zugeleitet. Diese Art der Kraftverteilung ist schon lange Zeit gebräuchlich in ausgedehnten Fabriken und Hüttenwerken, wo verschiedene Dampfmaschinen in entlegene Betriebe verteilt sind und ihren Betriebsdampf durch lange Rohrleitungen von dem Kesselhaus erhalten. In Hamburg ist diese Übertragungsweise für eine Reihe von Dampfkranen durchgeführt. Der Dampf ist ein vorzüglicher Kraftträger, doch erleidet er in langen Leitungen wegen der Kondensation auch bei guten Umhüllungen verhältnismäßig hohe Verluste, die sich noch steigern, wenn der Betrieb oft unterbrochen ist.

Fast verschwindend gering sind die in der Leitung bedingten Verluste bei hydraulischen Centralen. Hier wird Wasser in hochgelegene Behälter (Reservoirs) oder in Accumulatoren gepumpt, um von da als Druckwasser in Rohrleitungen den hydraulischen Motoren zugeführt zu werden. In dieser Weise betreibt man in Bergwerken Wassersäulenmaschinen zu Pumpzwecken. Im Hamburger und Bremer Freihafen werden eine große Anzahl von Kranen sowie Drehbrücken und Schleusenthore mittels Druckwasser bewegt. Eine große hydraulische Centrale besteht in Genf, wo etwa 2050 Pferdestärken auf etwa 250 Wassermotoren des Kleingewerbes verteilt werden. Auch das Züricher Wasserwerk giebt Kraftwasser an Kleinmotoren ab. Doch bleibt die Anwendung des Druckwassers insofern eine beschränkte, als es für schnelllaufende Motoren unanwendbar ist, da alsdann wegen der Unzusammendrückbarkeit des Wassers und infolge der gesteigerten Massenbewegungen Gelegenheit zu starken, die Leitung zerstörenden Stößen geboten ist.

Frei von diesem Mangel ist die Druckluft, die sich wegen ihrer Zusammendrückbarkeit und geringen Dichte auch zum Betrieb schnell gehender Motoren eignet. Zu ihrer Erzeugung wird gewöhnliche atmosphärische Luft in Kompressionsmaschinen zusammengepreßt, in Sammelbehälter geleitet und von da durch Rohrleitungen den Druckluftmotoren zugeführt. In solcher Weise hat man Druckluft zum Betrieb von Gesteinsbohrmaschinen beim Tunnelbau, von Rohrposten, von Druckluftkleinmotoren und von Luftdruckbremsen der Eisenbahnen angewendet. In allen genannten Fällen kann auch Saugluft, d. h. verdünnte Luft an die Stelle der Druckluft treten.

Viel häufiger als Druckwasser und Druckluft wird gegenwärtig das Leuchtgas als Kraftträger benutzt, indem es, aus den Gasanstalten entnommen, in Gasmotoren zur Explosion gebracht wird und solchergestalt namentlich für das Kleingewerbe eine billige Kraft darstellt. Doch ist seine Anwendung auf die Gasmotoren beschränkt und z. B. für die Bewegung von Kranen unmöglich.

Die elektrische K. endlich zeigt für große Entfernungen einen günstigen Wirkungsgrad, der den- ^[folgende Seite]

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