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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kribbe; Krickeln; Krickelster; Krickente; Kridar; Kriebelkrankheit

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Kribbe - Kriebelkrankheit

Die Hauptheere der Engländer und Franzosen unter den Königen Richard Löwenherz und Philipp II. August, die sich schon vor Kaiser Friedrich zu einer Kreuzfahrt verpflichtet hatten, zusammen ebenfalls über 100 000 Mann stark, gelangten Sept. 1190 von Marseille und Genua aus nach Messina. Von da segelten sie erst im Frühjahr 1191 weiter, entrissen Cypern den Griechen und halfen Akka erobern (12. Juli 1191); dann kehrten der König von Frankreich und der von Richard Löwenherz beim Einzug in Akka schwer beleidigte Herzog Leopold von Österreich zurück. Richard, der zurückblieb, schloß zuletzt 1. Sept. 1192 mit Saladin einen ungünstigen Vertrag. Die Christen behielten nur die Küste von Joppe bis Tyrus nebst den Überresten ihrer nord-syr. Besitzungen, außerdem wurde ihnen unter dem Schutze eines dreijährigen Waffenstillstandes gestattet, als friedliche Pilger Jerusalem zu besuchen und an den Heiligen Stätten zu beten.

Als vierten Kreuzzug bezeichnet man denjenigen, dem die Venetianer die Richtung gegen Konstantinopel gaben und der 1204 zum Umsturz des Byzantinischen Reichs (s. d., Bd. 3, S. 814) führte, ohne das Heilige Land zu erreichen. (S. Dandolo.) - Sodann wurde um 1212 auf Anregung eines franz. Hirtenknaben ein Kinderkreuzzug geplant, zu dem Tausende von Kindern aus Deutschland und Frankreich, von einigen Mönchen geleitet, nach Südfrankreich oder Italien pilgerten, um sich hier nach dem Heiligen Lande einzuschiffen. Die meisten Kinder erlagen jedoch den Anstrengungen des Marsches oder fielen habsüchtigen Kaufleuten und Seeräubern in die Hände; die übrigen kehrten unverrichteter Sache in die Heimat zurück. - Einigen Erfolg hatte 1217 der Kreuzzug des Königs Andreas II. von Ungarn. Von den Königen von Jerusalem und Cypern unterstützt, eroberte er das feste Schloß auf dem Berge Tabor und einige andere kleine Bergfestungen, kehrte aber schon 1218 nach Hause zurück. In demselben Jahre landeten viele fries., flandr. und engl. Kreuzfahrer unter Graf Wilhelm von Holland, vereint mit den Königen von Jerusalem und Cypern, in Ägypten. Damiette ward angegriffen und 1219 wirklich erobert, ging aber 1221 wieder verloren.

Gedrängt durch Papst Gregor IX., unternahm Kaiser Friedrich II. 1228 den sog. fünften Kreuzzug und schloß dann mit dem Sultan Kamel von Ägypten einen zehnjährigen Waffenstillstand, wonach den Christen Jerusalem, Bethlehem und Nazareth nebst einem kleinen Landstrich ausgeliefert wurden. Sodann setzte er sich selbst 1229 in Jerusalem die Königskrone auf. Doch die christl. Herrschaft in Palästina wurde durch neue Angriffe der Mohammedaner und durch innere Zwietracht immer mehr zerrüttet. Endlich ward Jerusalem 1244 durch die wilden Chowaresmier erstürmt und kam wieder unter die Herrschaft der Sultane von Ägypten.

Den sechsten Kreuzzug unternahm König Ludwig IX., der Heilige, von Frankreich. Er schiffte sich Juni 1248 mit 40 000 Streitern nach Cypern ein, setzte sich in den Besitz der Küste Ägyptens und eroberte Damiette. Als er aber weiter in Ägypten vordrang, um sich Kairos zu bemächtigen, erlitt er eine entscheidende Niederlage bei Mansura, geriet samt seinem Heere in Gefangenschaft und mußte sich mit einer hohen Summe loskaufen (1250).

Eine zweite Expedition König Ludwigs IX. gegen Tunis 1270 wird öfters als der siebente Kreuzzug bezeichnet. Unterdes ging in Palästina eine Stadt nach der andern verloren: Antiochia 1268, Tripolis 1289 und zuletzt, nach heldenmütiger Gegenwehr, Akka 18. Mai 1291. Tyrus kapitulierte, und die fränk. Christen räumten das Land. Das eigentliche Ziel dieser zwei Jahrhunderte dauernden mächtigen Unternehmungen, die Eroberung des Heiligen Landes, war demnach nur vorübergehend erreicht; das Land selbst befand sich in unaufhörlicher Anarchie, genährt durch das Zuströmen des Auswurfs der europ. Gesellschaft, und alle Tapferkeit begeisterter Ritter konnte diesen Staat nicht lebensfähig machen. In Europa aber wurden durch die Kreuzpredigt der Fanatismus und Aberglaube gesteigert. Am verderblichsten wirkte der Mißbrauch dieser Idee zur Bekämpfung der Albigenser und der Stedinger und zu beliebigen Diensten der päpstl. Politik. Dagegen hat die Kreuzpredigt die dauernde Ausdehnung des Christentums auf der span. Halbinsel und die Gründung eines neuen Kulturstaates durch den Deutschen Orden in Preußen unterstützt, überdies sind eine engere Verbindung unter den europ. Völkern, die Erweiterung ihres Gesichtskreises durch die Bekanntschaft mit dem Orient, die Ausdehnung des Handelsverkehrs, die Entwicklung der Industrie, der Erwerb zahlloser neuer Kenntnisse und Fähigkeiten und infolge von alledem die mächtige Erhebung des Bürgerstandes günstige Folgen der K.

Vgl. Wilken, Geschichte der K. (7 Bde., Lpz. 1807-32); Michaud, Histoire des croisades (6 Bde., Par. 1825-30 u. ö.; deutsch, 7 Bde., Quedlinb. 1827-32); ders., Bibliothèque des croisades (4 Bde., Par. 1830); Recueil des historiens des croisades (ebd. 1841 fg.); Kugler, Studien zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs (Stuttg. 1866); Röhricht, Beiträge zur Geschichte der K. (2 Bde., Berl. 1874-78); Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter (2 Bde., Stuttg. 1879); Röhricht und Meißner, Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande (Berl. 1880); Sybel, Geschichte des ersten Kreuzzugs (2. Aufl., Lpz. 1881); Prutz, Kulturgeschichte der K. (Berl. 1883); Henne am Rhyn, Die K. und die Kultur ihrer Zeit (2. Aufl., Lpz. 1885); Kugler, Geschichte der K. (2. Aufl., Berl. 1891); Röhricht, Studien zur Geschichte des fünften Kreuzzugs (Innsbr. 1891). Der Geschichte der K. überhaupt sind die zahlreichen Veröffentlichungen der Societé de l'Orient in Paris gewidmet.

Kribbe, s. Buhne.

Krickeln, Kräckeln, in der Jägersprache die Hörner der Gemsen.

Krickelster, s. Würger.

Krickente, s. Enten (Bd. 6, S. 168 a).

Kridar (von mittellat. crida, Konkurs) wurde früher häufig der Gemeinschuldner (s. d.) genannt.

Kriebelkrankheit, Kornstaupe oder Ergotismus (vom frz. ergot, Mutterkorn, Morbus cerealis, eine infolge von längerm Genuß des Mutterkorns (s. d.) entstehende, in der Regel epidemisch auftretende Krankheit, welche je nach der Menge des genossenen Mutterkorns in zwei verschiedenen Formen auftritt: als konvulsivische und als brandige. Die erstere ist häufiger in Deutschland und Rußland, die letztere mehr in Frankreich beobachtet worden. Die konvulsivische oder eigentliche K., auch Mutterkornkrampf oder Krampfsucht genannt (Ergotismus convulsivus s. spasmodicus), giebt sich durch Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Mattigkeit und durch ein

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