Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

743
Krippenbeißer - Kristiania
Krippenbeitzer, Krippensetzer, s. Koppen.
Kris, eine dolchartige Waffe der meisten Volks-
stämme der malaiischen Raffe auf den Inseln des
Malaiischen Archipels. Er besteht aus einer etwa
30-40 cm langen doppelschneidigen, mehr oder
weniger schlangenförmig gekrümmten, bisweilen ge-
raden Klinge, die oft von der vorzüglichsten Schmiede-
arbeit ist. Der Handgriff von Holz oder Elfenbein
ist oft sehr kunstreich geschnitzt. Die Scheide ist ge-
wöhnlich von Holz, bei Reichen und Vor-
nehmen mit Gold oder Silber überzogen
und oft reich mit Diamanten besetzt. Nach
einer weit verbreiteten malaiischen Sage
sind vorzügliche Exemplare diefer Dolche
von überirdifchen Wefen beim Glühen
mit den bloßen Fingern in die richtige
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 3.
Form gebracht worden. Vorstehende Fig. 1 u. 2
zeigen die gewöhnliche Form, Fig. 3 die Waffe in
der Scheide, Fig. 4 einen außergewöhnlich großen
K. der Ilanun auf Mindanao (auch in Brunei und
auf dem Sulu-Archipel gebräuchlich). - Vgl. I.
G. Wood, ^k6 QHwi'ai Kiätoi^ ot man, Bd. 2
(Lond. 1870), S. 472.
Krisa, s. Krisfa.
Krifchna (sanskr., XrsiinI., "der Schwarze"), die
achte Inkarnation des Wischnu. Aus den alten
Teilen des N3Mdkg.r3.t3. (f. d<) ergiebt sich, daß K.
ein Fürst der Iadavas war, durch dessen hinter-
listige und tückische Anschläge die Pändaväs den
Sieg über die Käuraväs davon trugen. Infolge
des Fluches der Mutter der Käuraväs tötete er feine
eigenen Verwandten, wurde fpäter felbst durch einen
Jäger, der ihn für eine Gazelle hielt, getötet und
seine Stadt Dvaraka vom Meere verschlungen.
Der Hilfe, die er den Siegern geleistet hatte, ist es
jedenfalls zuzuschreiben, daß er allmählich zu gött-
licher Würde erhoben und ganz mit Wischnu iden-
tifiziert wurde. Schon in den jüngern Teilen des
NaMdkNrHtÄ. tritt das Bestreben, ihn als Gott
hinzustellen, klar hervor. So wird ihm die unter
dem Namen Lda^avaäFitÄ berühmte Epifode in
den Mund gelegt; ganz ihm gewidmet ist der Hari-
vani^a. (s. d.). Die Legende erzählt, daß er ein
Sohn des Vasudeva und der Devak: war und auf
wunderbare Weise den Nachstellungen seines Oheims
Kamsa entging. Er wurde, von dem Hirten Nanda
und seiner Frau Iacoda unter den Hirten aufge-
zogen, und seine Liebesabenteuer mit den Hirten-
mädchen, namentlich seine Liebe zu Nädhä, sind oft
geschildert worden, am schönsten von Dschajadeva
(s. d.) im 6it3.Z0viiiä3..
Krifchna, ostind. Fluß und Distrikt, s. Kistna.
Krisis (grch., "Entscheidung"), in der Medizin
der schnelle, in wenigen Stunden erfolgende Abfall
der hohen Fiebertemperatur und der Pulsfrequenz
zur Norm (s. Fieber). Geht das Fieber nur all-
mählich während mehrerer Tage herab, so nennt
man diese Wendung Lösung oder Lysis. Mit
dem Schwinden des Fiebers ist in den meisten Fäl-
len die größte Gefahr vorüber. Die schon im Alter-
tum, namentlich von Hippokrates aufgestellte und
auch jetzt noch unter den Laien in hohem Anfehen
stehende Lehre von den kritischen Tagen, wonach
bestimmte Krankheiten nur an bestimmten Tagen
(am 5., 7., 9., 11. Tage, dem sog. äi68 criticuä)
sich entscheiden, hat sich nach neuern, insbesondere
genauen thermometrischen Untersuchungen als voll-
kommen unhaltbar herausgestellt. - In über-
tragenem Sinne spricht man von Mimsterkrisen,
Handelskrisen (s. d.) u. s. w.
Krispation (lat.), das Kräuseln, Krausmachen-,
Krispatur, krauses Zuckcrgebäck; krispieren,
kräuseln; eine Ader krispieren heißt: eine abgeschnit-
tene Ader zudrehen, um die Blutung zu hemmen.
Krispelholz, Krispeln, s. Lederfabrikation.
Kriffa oder Krisa, im Altertum eine reiche, süd-
westlich von Delphi gelegene Stadt in Phokis, von
welcherderKrissäischeMeerbusenseinenNamen
erhielt, in der Nähe des heutigen Chryso, ober-
halb der oft fälschlich mit ihr für identisch gehal-
tenen Stadt Kirrha, der Hafenstadt von K., wurde
wegen der Abgaben, die sie von den nach dem
Orakel zu Delphi Wallfahrenden erhoben hatte, um
590 v. Chr. zerstört und das verödete Gebiet dem
pythischen Gotte geweiht. Delphi hatte bis dahin in
Abhängigkeit von K. gestanden. Der Wiederanbau
eines Teils dieses Gebietes durch die Phoker und
die Amphissäer gab die Veranlassung zum zweiten
und dritten Heiligen Krieg (s. d.).
Kristiania, Christiania, Hauptstadt des
Königreichs Norwegen und des Stifts K., unter
.59° 54' 43" nördl. Br. und
10° 43' 28" östl. L. von Green-
wich, in der innersten Bucht des
von fruchtbaren Landschaften
umgrenzten Kristianiafjords
(s. d.), am Fuße des 129 m
hohen Ekeberg herrlich gelegen,
hat (1893) 161121 meist prot.
E. und etwa 5100 Wohnhäuser.
Die frühern Einwohnerzahlen
waren 1801: 9917,1845: 31703 und 1885:128302.
Auf 1000 E. kommen jährlich 37 Geburten und
21 Todesfälle. Das Stadtareal beträgt 16,6 <ikm.
Die mittlere Jahrestemperatur ist -j-5,2° 0.; die
Regenmenge jährlich 671 mm. (Hierzu ein Situa-
tionsplan.)
Anlage und Bauten. K. besteht aus der
eigentlichen Stadt, die Christian IV. nach dem
Brande des alten, 1050 angelegten Oslo 1624 im
N. der Festung Akershus ls. d.) aufführen ließ, und
einer Anzahl einverleibter Vorstädte. Die alten, cen-
tralen Teile haben breite gerade Straßen und wohl-
gebaute, meistenteils zweistöckige Häuser, während
die Vorstädte, mit Ausnahme von Homansbyen mit
seinen prächtigen Villen, der ärmern Bevölkerung
als Wohnsitz dienen. Die Stadt hat mehrere große,
öffentliche Plätze, wie Grev Wedelsplatz, Eidsvolds-
platz mit der Statue des Dichters Wergeland, den
Studentenhain, den Botanischen Garten und sechs
Märkte. Denkmäler sind noch die 1875 vor dem
königl. Schloß errichtete Reiterstatue Karl Johanns,
die Schweigaardstatue (an der Universität) und die
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.