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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kupferwasser; Kupferwismutglanz; Kupferzeit; Kupidität; Kupidohuhn; Kupolofen

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Kupferwasser - Kupolofen

schmieden selbst aus Rohkupfer die zur Anfertigung der K. nötigen Kupferbleche, -Platten, -Drähte und -Stangen gefertigt. Heute werden ihnen diese Kupferhalbfabrikate von den Walzwerken geliefert. Solche Kupferhämmer und Kupferwalzwerke bestehen in Deutschland 42, die einen ansehnlichen Teil ihrer Artikel (1892 an Stangen, Blechen und Röhren 7073 t im Werte von 9,3 Mill. M.) nach dem Ausland versenden. Die Zahl der Betriebe für die eigentlichen K. wird unter Zugrundelegung der letzten Gewerbezählung von 1882 für 1893 zu etwa 13 500 mit etwa 18 000 Arbeitern anzunehmen sein. Abgesehen von solchen Kupferschmieden, welche im handwerksmäßigen Betrieb nur den Bedarf ihrer Umgebung versorgen, werden wohl in allen mittlern und größern Fabriken nicht bloß K., sondern auch die mancherlei Artikel der zahlreichen Kupferlegierungen, aus Messing, Cuivre poli, Bronze, Tombak, Talmi, schließlich auch aus Neusilber und dessen verschiedenen Abarten gearbeitet. Die Hauptplätze der Fabrikation sind die großen Städte, insonderheit Berlin, München, Nürnberg, Dresden, Hamburg, Bremen, Stuttgart, in denen die Tausende von Artikeln des täglichen Verbrauchs, ebenso die verschiedensten Schmuck- und Luxusgegenstände teils gegossen (Rotguß, Gelbguß), teils geschmiedet, mit Hilfe von Maschinen weiter verarbeitet, aus Blechen oder Draht zusammengesetzt u. s. w. werden. Hausindustriell werden viele Gegenstände im Bezirk der rhein.-westfäl. Kleineisenindustrie, also in und bei Hagen, Iserlohn, Altena, Lüdenscheid gefertigt. Außer der Glockengießerei, die gleichfalls der Kupferindustrie zuzuzählen sein wird, ist die erst der Neuzeit angehörende Herstellung von Zündhütchen, Patronen und Patronenhülsen zu erwähnen. Hauptsitze derselben sind Karlsruhe, Nürnberg und Berlin. Die Einfuhr von K. ist in Deutschland kaum von Belang, die Ausfuhr dagegen ansehnlich. 1892 wurden außer den bereits erwähnten Halbfabrikaten nach dem Auslande versendet: für 10,03 Mill. M. feine, 4,1 Mill. grobe K. und 5,5 Mill. für Artilleriezündungen, Patronen und Zündhütchen, zusammen 19,53 Mill. M., in denen jedoch die Artikel der Kupferlegierungen mit enthalten sind. - In England ist der Hauptsitz der Kupferindustrie in Swansea; die Ausfuhr betrug 1892 für K. 1,1 Mill., für Kupferlegierungen aller Art (besonders Yellow-Metall) 0,8 Mill. Pfd. St. Frankreich leistet in K. nichts Besonderes, desto mehr in den Legierungen, namentlich in den Gegenständen aus Bronze und Cuivre poli, von denen 1892 allein für 8,9 Mill. Frs. ausgeführt wurden. Gesucht sind ferner die Wiener Erzeugnisse; doch giebt die österr. Handelsstastitik über K. selbst keine Auskunft. Erwähnt wird nur die Ausfuhr von feinen Metallwaren überhaupt 1892 mit 11 503 Doppelcentnern, sodann von feinsten Waren aus Kupferlegierungen mit zusammen 12 552 Doppelcentnern.

Kupferwasser, veraltete Bezeichnung für unreinen (kupferhaltigen) Eisenvitriol.

Kupferwismutglanz, Bezeichnung zweier verschiedenen Mineralien, nämlich des zinnweißen, in dünnen nadelförmigen und stark längsgestreiften rhombischen Säulen krystallisierenden Emplektits von der Grube Tannebaum bei Schwarzenberg im Erzgebirge, von Freudenstadt in Württemberg und Réz Bánya in Ungarn, chemisch CuBiS2, deutbar als Cu2S + Bi2S3, und des dunkelstahlgrauen, rhombische Tafeln, gewöhnlich aber nur derbe Massen bildenden Wittichenits von Wittichen im Schwarzwald, dessen Analysen auf die Formel Cu3BiS2, deutbar als 3 Cu2S + Bi2S3, führen.

Kupferzeit oder Kupferalter, in der prähistor. Wissenschaft die Bezeichnung für eine von einigen Gelehrten angenommene Kulturperiode, die der Bronzezeit vorausgegangen sein soll. Man hat nämlich in verschiedenen Teilen von Ungarn und in einigen Schweizer Pfahlbauten eine ziemliche Menge von reinen Kupfergeräten gefunden und daher angenommen, daß diese, besonders wegen ihrer meist sehr primitiven Form, älter sein müßten als die Bronzegeräte, die erst aus einer Mischung von Kupfer und Zinn hergestellt sind. Da aber unsere nordische Bronzekultur keine einheimische ist, da man von der ältesten Zeit an im mittlern und nördl. Europa Bronzen findet, die durch den Handel aus dem fernen Orient eingeführt sind und bereits eine vollentwickelte Kultur repräsentieren, dürfte im allgemeinen eine solche Vorstufe zur Bronzezeit hier in Europa nicht anzunehmen sein. Abgesehen von den beiden obengenannten Gegenden gehören auch reine Kupfergeräte in den übrigen Ländern Europas zu den allergrößten Seltenheiten. So hat man es wohl ausschließlich mit Geräten zu thun, die nur wegen eines augenblicklichen Mangels an Zinn hergestellt wurden, aber darum noch keine Kulturperiode darstellen. Auch in den Schweizer Pfahlbauten dürfte es schwer sein, einen chronol. Unterschied zwischen den gefundenen Bronze- und Kupfersachen nachzuweisen. Ganz anders verhält es sich damit in Asien, wo die Bronzekultur ihren Ursprung hat, und wo jedenfalls, ehe man die Legierung des Kupfers lernte, auch das reine Kupfer, so wenig tauglich es auch sein mochte, zu Geräten verwandt sein wird. Ebenso ist es auch in Amerika der Fall, da die Kultur dieses Erdteils von Anfang an sich ohne irgend welche Beziehung zur Alten Welt auf eigene Art fortentwickelte. Auch hier findet man eine Kupferkultur und gewissermaßen auch eine K., wie die Funde aus den Gräber- und Ruinenstätten am Kupferfluß, in Mexiko und Peru beweisen. - Vgl. Much, Die K. in Europa (2. Aufl., Jena 1893).

Kupidität (lat.), Begierde, Lüsternheit.

Kupidohuhn, s. Prairiehuhn.

Kupolofen, der gebräuchlichste Schmelzofen zum Umschmelzen des Roheisens in Eisengießereien und Hüttenanlagen, in welchen Roheisen (Brucheisen, Alteisen, s. Eisengießerei) aufs neue geschmolzen werden soll. Der K. wurde zuerst gegen Ende des 18. Jahrh. in engl. Eisengießereien eingeführt. Bis dahin hatte man meistens unmittelbar aus dem Hochofen die Gußwaren gegossen, vereinzelt auch wohl Flammöfen zum Schmelzen des Roheisens gebraucht, welchen man, da sie mit einem kuppelartigen Gewölbe überspannt waren (s. Gießereiflammofen), ursprünglich die Bezeichnung cupola-furnaces (Kuppelöfen) gab. Allmählich bezeichnete man alle Gießereischmelzöfen, welche nicht Erze, sondern Roheisen zu schmelzen bestimmt waren, in dieser Weise, und seit den vierziger Jahren des 19. Jahrh. wandte man fälschlicherweise jene Benennung lediglich auf die hier in Rede stehenden neuern Ofen an, bezeichnete die ursprünglichen "Kuppelöfen" aber als Flammöfen (s. d.).

Der K. in der jetzt allein üblichen Bedeutung ist ein Schachtofen (s. d.), fast immer mit Gebläsewind

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]