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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lamentationen - Lamey
Villerabel, "OonKäenees äe !<., Ietti'68 in6äit68 äe
1821 Ä 1848" (ebd. 1886). - Vgl. Vlaize, ^88ai
diossi'Hpliihus 8iir 1^. (Par. 1858); Bordage, 1^3,
pdi1o80plli6 ä6 L. (Straßb. 1869); Ianet, I^H pdi-
Io80pkj6 ä6 I.. (Par. 1890); Spuller, I^m6nniN3
(ebd. 1892).
Lamentationen (lat., "Wehklagen") heißen die
drei Abschnitte der Klagelieder Ieremiä, die an den
letzten drei Tagen der Karwoche in dem ersten Noc-
turnus der Trauermetten in den kath. Kirchen ab-
gesungen werden. Seit dem Eintritt eines mehr-
stimmigen Sängerchors wurden auch diese Klag-
gesänge in Rom mehrstimmig ausgeführt, seit 1520
meist nach der Komposition des Kapellmeisters
Carpentrasso, bis Palestrina sie 1589 neu setzte und
damit eins jener Werke schuf, welche bis auf unsere
Zeit von der päpstl. Kapelle aufgeführt wurden.
Lamentieren (lat.), wehklagen, jammern.
I,2.tnsnto (ital.), Wehklage, Klagegeschrei; 1a-
M6nt080 (IllNOntadilk), musikalische Vortragsbe-
zeichnung: in klagendem Ton.
Lameth, Alexandre, Graf von, franz. General
und Politiker, geb. 28. Okt. 1760 zu Paris, wohnte
dem nordamerik. Kriege bei, erhielt nach der Rück-
kehr ein Artillerieregiment und trat 1789 für den
Adel von Peronne in die Gencralstände. Er ver-
band sich mit dem dritten Stande und vertrat in
der Nationalversammlung die Anträge auf Ab-
schaffung aller Privilegien, FreiheitderPresseu.s.w.
Im Feldzuge von 1792 trat er als Marechal-de-
Camp in das Armeekorps unter Luckner, hierauf in
das unter Lafayette. Nach dem Sturz des König-
tums (10. Aug. 1792) der Verräterei angeklagt, ging
er mit Lafayette nach Asterreich und teilte dessen
Gefangenschaft in Olmütz. Erst nach drei Jahren
wurde er freigegeben, .hierauf ging er nach London,
wurde aber infolge seiner Verbindungen mit den
Whigs durch Pitt ausgewiesen. Mit seinem Bruder
Charles trieb er nun zu Hamburg Handelsgeschäste,
bis er nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) nach
Frankreich zurückkehrte, wo er zum Grafen erhoben
wurde und bis zur Restauration in verfchiedenen
Departements als Präfekt fungierte. Während der
ersten Restauration ernannte ihn Ludwig XVIII.
zum Generallieutenant und Präfekten im Depart.
Somme. Bei der Rückkehr Napoleons nahm er von
diesem die Pairswürde an, die er aber nach der
zweiten Restauration wieder verlor. 1819 in die
Kammer gewählt, bewies er sich als eifriger Ver-
teidiger der konstitutionellen Rechte. Er starb
18. März 1829 zu Paris. Eine hervorragende
histor. Arbeit L.s ist seine "ll^toire äe 1'N886uidi66
cou8tiwHiit6" (2 Bde., Par. 1829).
Lameth, Charles Malo Francois, Graf von,
franz. General, Bruder des vorigen, geb. 5. Okt.
1757 zu Paris, nahm Anteil am nordamerik. Be-
freiungskriege und erhielt nach der Rückkehr als
Oberst ein Kavallerieregiment. Als Abgeordneter
des Adels erklärte er sich in den Generalständen mit
Nachdruck für Reformen. Nach der Flucht Lud-
wigs XVI. (21. Juni 1791) bekämpfte er die Ent-
thronung des Königs. Im Feldzuge 1792 befehligte
er eine Kavalleriedivision. Da er sich der Entthro-
nung des Königs widersetzte, wurde er 10. Aug.
verhaftet und 27 Tage in Gewahrsam gehalten. L.
ging hierauf nach Hamburg, wo er Ende 1795 mit
seinem Bruder Alexandre ein Handelshaus gründete.
Im Juni 1797 kehrte er nach Frankreich zurück; aber
die Katastrophe vom 18. Fructidor (4. Sept. 1797)
zwang ihn abermals zur Auswanderung; erst nach
dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) durfte er zurück-
kehren. Im Feldzuge von 1809 wurde er als Ge-
neralmajor Gouverneur von Würzburg, 1810 von
Santona an der biscayischen Küste. 1827 trat er in
die Kammer. Er starb 28. Dez. 1832.
Lametta, feine Metallfäden, die durch Ziehen
von versilberten Kupferstangen hergestellt und mit
denen namentlich in China Stoffe zu Gewändern
durchwebt werden. - über Christbaumlametta
s. Leonische Waren.
Lamettrie (spr. -trih), Julien Offray de, franz.
Philofoph, geb. 25. Dez. 1709 zu St. Malo, studierte
unter Boerhaave Medizin und wurde Arzt im Regi-
ment des Herzogs von Gramont. Er folgte ihm in
die Schlacht von Dettingen und zur Belagerung von
Freiburg, wo er gefährlich erkrankte. Die Bemer-
kung, die er hierbei machte, daß die geistige Kraft
mit dem Körper schwinde, veranlaßte ihn zur Ab-
fassung seiner angeblich aus dem Englischen über-
setzten "Hi8t0ii-6 natui'6ii6 äe I'^ine" (Haag 1745;
neue Aufl., Oxford 1747). Wegen des darin, wenn
auch noch vorsichtig angedeuteten Materialismus
und Atheismus wurde dieses Werk verbrannt. Nach
dem Tode Gramonts und nach der Verbrennung
seiner gegen die Arzte gerichteten Schrift "1^3. Mi-
tihus äu M6ä6ciii ä6 NHcciiiHVki, ou Is e1i6uiin
äs 13, fortunk ouvert aux iu6ä6ciii8" (Amsterd.
1746) sah sich L. genötigt, Frankreich zu verlassen
und nach Holland zu gehen. Als er jedoch hier das
satir. Lustspiel "I^a, laculte V6NZ66" (1747), das
später den Titel "1^68 ek3riHt3,ii3 ä6M33<iu68" (Par.
1772) erhielt, und sein Hauptwerk "I^lionrnioiua-
cüin6" (Leid. 1748; deutsch von Ritter in der "Phi-
los. Bibliothek" von Kirchmann, Lpz. 1875) hatte
erscheinen lassen, wurde er auch aus Holland ver-
trieben und förmlich verfolgt; da stellte ihn Fried-
rich II. als seinen Vorleser an, gab ihm eine Stelle
in der Akademie und machte ihn zu seinem Gesell-
schafter. Hier fchrieb er neben witzigen Satiren
gegen Arzte seiner Zeit unter anderm "I^nonmw
plante" (Potsd. 1748), "Ii,6Ü6xi0I18 p1iii080p1ii^63
8UI' 1'oi'iFin6 ä63 3.nim3,ux" (Berl. 1750), "1^68 9.111-
U13.UX p1l18 HU6 N3cliil168" (ebd. 1750), "V6QU8 IQ6-
tHpQ^8i(1U6, 0U 1'6883.i 8U1' i'ori^iNL ä6 1'3.m6 ku-
maine" (ebd. 1751). Er starb 11. Nov. 1751 in
Berlin. Friedrich II. selbst schrieb "Iilio^ö ä6 Ii."
(Haag 1752); auch ließ er eine Ausgabe von dessen
<c(Nuvi'681)!iii030p1ii<iu68, 6te." (Berl. 1751; neue
Aufl., 3 Bde., 1796) veranstalten.
L. ist der Stimmführer des franz. Materialis-
mus, den er aus der mechanistischen Naturphiloso-
phie Descartes' entwickelte und dessen Konsequenzen
er von philosophisch recht unsichern Grundlagen
aus rückhaltslos aussprach. Er Zog aus dem Ma-
terialismus und dem herrschenden Eudämonismus
den gemeinsamen Schluß, daß des Menschen höch-
stes Glück im Sinnengenusse bestehe, wie er das in
seiner "1^'ai-t ä^ouii-" (Berl. 1751) und in seinem
"^nti-86ii^n6" (Potsd. 1748) niederlegte. Die
frühere Unterschätzung L.s ist in neuester Zeit in-
folge der Untersuchungen F. A. Langes ("Geschichte
des Materialismus", 2. Aufl., Bd. 1, Iserl. 1873)
einer gerechtern Würdigung gewichen. - Vgl. Que-
pat, 1^3.1)!ii1o8oziiii6 iuat6lia1i8t6 Hu XVIII^ 8ieci6.
^38Ni 8N1- 1^.., 83, V16 6t 868 <NUVI'63 (Par. 1873);
Du Bois-Reymond, Lamettrie (Berl. 1875).
Lamey, Aug., bad. Staatsmann, geb. 27. Juli
1816 zu Karlsruhe, studierte zu Bonn, München