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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Laubenheim - Laubfrösche
aer" zerfällt und in welchem sich bereits die Wand-
lung des Dichters vom feurigsten Radikalismus in
der Gesinnung bis zur nüchternsten Auffassung der
bestehenden Verhältnisse vollzicht. Daneben schrieb
er "Liebesbriefe" (Lpz. 1835) und die Novellen "Die
Schauspielerin" (Mannh. 1835) und "Das Glück"
(ebd. 1837). In den "Reisenovellen" (6 Bde.,
Mannh. 1834-37; 2. Aufl. 1847) sind die mittel-
und norddeutschen Eigentümlichkeiten in Staat,
Volksleben und Sprache mit Geist und Schärfe
erfaßt und in deutlicher Nachahmung.Heines dar-
gestellt. Politische, sociale und litterar. Porträts
sammelte er in den "Modernen Charakteristiken"
(2 Bde., Mannh. 1835). Auch verfaßte er eine
"Gefchichte der deutschen Litteratur" (4 Bde., Stuttg.
1840), wendete sich aber hierauf seinem frühern
Genre wieder zu und ließ in rascher Folge erschei-
nen: "Franz. Lustschlösser" (3 Bde., Mannh. 1840),
"Das Iagdbrevier" (Lpz. 1841; 2. Aufl. 1858),
"Die Bandomire, kurische Erzählung" (2 Bde.,
Mitau 1842), "Der Prätendent" (Lpz.'l842), eine
histor. Skizze des Uhrmachers Naundorf, des an-
geblichen Ludwig XVII., den Roman "Die Gräfin
Chateaubriand" (3 Bde., ebd. 1843), "George
Sands Frauenbilder" (Vrüss. 1844), "Drei Königs-
stäoic im Norden" (2 Bde., Lpz. 1845), "Der
delg. Graf" (Mannh. 1845), "Paris 1847" (ebd.
1848). In dem Werke "Das erste deutsche Parla-
ment" (3 Bde., Lpz. 1849) lieferte er in anschaulicher
Darstellung eine Schilderung jener politisch beweg-
ten Zeit. Inzwischen hatte sich L. seit 1841 auch mit
Erfolg der dramat. Dichtung zugewandt ("Dramat.
Werke", Bd. 1-13, Lpz. 1845-74; Volksausg.
1885 fg.). Das Trauerspiel "Monaldeschi" (1845)
und das Lustspiel "Rokoko" (1846) bekundeten bereits !
fein Talent für diese Gattung der Poesie und fanden
Beifall. Noch günstiger wurden das Trauerspiel
"Struensee" (1847) und die Litteraturkomödie "Gott-
sched und Gellert" (1847), befonders aber "Die
Karlsschüler" (1847) aufgenommen, die sich bald
auf allen deutfchen Bühnen einbürgerten. Für seine
bedeutendste dramat. Arbeit gilt "Graf Esser" (1850),
dem er später noch "Cato von Eisen" (1858; gedruckt
1875), "Montrose, der schwarze Markgraf" (1859),
"Der Statthalter von Vengalen" (1868), "Böse
Zungen" (1868), "Demetrius", eine Fortsetzung des
Schillerschen Entwurfs (1872), folgen ließ. L.s
dramat. Dichtungen zeichnen sich im allgemeinen
durch realistischen Inhalt, saubere Motivierung und
Bühnentechnik aus, während ihnen Originalität
und hinreißende Kraft abgeht. In seinen prosaischen
Schriften versteht er seine Leser durch einen frischen,
ungenierten, doch eleganten Stil zu segeln; ein
schöpferisches Genie hat er auch da nie bewährt. In
seinem großen histor. Roman "Der deutsche Krieg"
(9 Bde., Lpz. 1863-66), der in drei Bücher ("Junker
Hans", "Waldstein" und "Herzog Bernhard") zer-
fällt, entrollt L. ein umfassendes Gemälde der Epoche
des Dreißigjährigen Krieges. Später folgten noch
die Romane und Novellen "Die Vöhminger" (3Bde.,
Stuttg. 1880), "Der Schatten Wilhelms. Eine
geschichtliche Erzählung" (Lpz. 1883), "Louison"
(Vraunschw. 1884) u. s. w. In seinem nachgelassenen,
vollständig beendigten Roman "Rüben" (Lpz. 1885)
behandelt er die konfessionelle Frage. Unbestreitbar
sind L.s Verdienste um das deutsche Theater gewefen,
und seine dramaturgischen Schilderungen und Schrif-
ten: "Das Vurgtheater" (Lpz. 1868), "Das Nord-
deutfche Theater" (ebd. 1872) und "Das Wiener
Stadttheater" (ebd. 1875), nehmen als der Ertrag
reicher Erfahrung und sichern Geschmacks einen sehr
bohen Rang ein. Von 1875 bis 1882 erschienen in
Wien L.s " Gesammelte Schriften " in 16 Bänden,
deren erster seine "Erinnerungen, 1810-40", der
letzte die "Erinnerungen, 1841-81" enthält; seine
"Dramatischen Werke" in 12 Bänden (Lpz.1880 u. ö.).
Auch ist L. zu nennen als Herausgeber der Werke
von Heinse (mit einer eigenen Vorrede, 10 Bde.,
Lpz. 1838), Grillparzer (im Verein mit Joseph
Weilen, Stuttg. 1873 u. ö.) und Verfasser einer
Biographie Grillparzers (ebd. 1884). - Vgl. R.
von Gottschall, Heinrich L. (in "Unsere Zeit", 1884,
II); Prölß, "Das Junge Deutschland" (Stuttg.1892).
Laubenheim. 1) L. am Rhein, Dorf im Kreis
Main; der Hess. Provinz Rheinhessen, 5 km südöstlich
von Mainz, am linken Rheinufer und an der Linie
Mainz-Worms der Hess. Ludwigsbahn, hat (1890)
1429 E., Post, Telegraph, Gärtnereien, Obstbaum-
fchulen und ist durch seinen Wein bekannt. - 2) L.
an der Nahe, früher Leubenheim und Labenheim,
Dorf im Kreis Kreuznach des preuß. Reg.-Bez.
Koblenz, 6 Km füdlich von Bingerbrück, an der Linie
Bingerbrück-Neunkirchen der Preuß. Staatsbahnen,
hat (1890) 527 E., Postagentur, Fernsprechverbin-
dung, eine von den Tempelherren gegründete Kirche
und bedeutenden Weinbau.
Laubenvogel (^tilorli^ncliuZ kolossi-ickus
X^/il), ein im männlichen Geschlecht glänzend
blauschwarzer, im weiblichen grüner Vogel aus der
Familie der Paradiesvögel (s. d.), und zwar der
Gruppe der ^ctonarckin^, von der Größe einer
Dohle, der Australien bewohnt. Die Tiere bauen
während der Paarungszeit eigentümliche, lauden-
artige Nester, die aber nicht zum Brüten, sondern
als Rendezvousplätze benutzt und mit allerlei bunten
und glänzenden Gegenständen, Federn, Knochen,
Muscheln besteckt und verziert werden. In den
letzten Jahren gelangten ab und zu L. in die curop.
Tiergärten, wo sie wie die Drosseln gefüttert wur-
den und ihre Lauben gebaut haben.
Lauberbock, St oß bock, ein alter starker Gems-
bock, der gewöhnlich abgeschieden lebt.
Lauberde, s. Erden.
Laubflechten, s. Flechten (Bd. 6, S. 877 a).
Laubfrösche (ll^liä^s), Baumkleber, eine
Gattung von Fröschen, die den Typus einer sehr zahl-
reichen Familie bilden und zwischen den Blättern der
Bäume und Sträucher leben, die sie nur zur Zeit der
Paarung und des Laichens verlassen. Die Hinter-
beine sind sehr lang und dünn, der Unterkiefer zahn-
los, die Zunge vorn am Rande des Kinns befestigt,
sodaß sie wie eine Klappe umgeschlagen werden kann.
Sie besitzen an den Spitzen der Zehen Scheiben, die
einen stark klebenden Schleim absondern, der zur Be-
festigung des Körpers dient. Die Vorderzehen sind
bei den meisten nicht, die Hinterzehen kaum durch
Schwimmhäute verbunden; indessen giebt es eine
Anzahl erotischer Formen (z. B. der in Indien hei-
mische Flug fr osch, I51iHc0Z)Ii0i'U8156iQ^arätii ^e-
tei'F, s.Tafel-.Fröfche und KrötenII, Fig.6), bei
denen vorn und hinten mächtige Häute zwischen den
Zehen ausgespannt sind, vermöge deren die Tiere
von Bäumen herabflattern können. Die meisten L.
sind sehr lebhaft gefärbt, ihre Vauchhaut mit einer
Menge körnerartiger Wärzchen (Klebdrüsen) mit
feinen Öffnungen besetzt. Die Männchen haben meist
einen außerordentlich dehnbaren Kehlsack und können
daher sehr laute Töne hervorbringen. Die L. sind