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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lauterbrunnen - Lauthsche Farbstoffe
(1893: 3822 Kurgäste). Nahebei befindet sich das !
Eisenwerk Königshütte. >
Lauterbrunnen, Dors im Lauterbrunner Thal >
(s.d.), auf beiden Seiten der Lütschine, in 806 m Höhe,
am Fuße der Jungfrau, an der Linie Interlaken-L.
(12 km) der Verner Oberlandbahnen mit Bergbahn ^
nach Murren (s. Lauterbrunnen-Mürrenbahn) und ^
Zahnradbahn nach der Wengernalp, hat (1888) 2176
evang. (5., Post, Telegraph, mehrere Hotels und
bildet den Ausgangspunkt für Bergtouren.
Lauterbrunnen - Mürrenbahn, Bergbahn
(1 m Spurweite) im Berner Oberland, 1890 und
1891 erbant und 14. Aug. 1891 eröffnet, besteht aus
zwei Strecken, der Seilbahn <s. Bergbahnen, Bd. 2,
S. 755kl, Drahtseilbahnen, Bd. 5, S. 482) von
Lauterbrunnen auf die Grütschalp (1,38 km) und
der elektrischen Adhäsionsbahn (s. Eisenbahnsystem,
Bd. 5, S. (4,28 km). Die L.
ist die erste der Schweizer Bergbahnen, die in mög-
lichste Nähe großer Gletscher führt.
Lauterbrunner Thal, Thal im Bezirk Inter-
lakcn des schweiz. Kantons Bern, erstreckt sich zwi-
schen 5-700 m hohen Felswänden 12 km lang,
bis 1 km breit vom Fuße des Breithorns in nörd-
licher Richtung bis zu dem Engpaß zwischen Isenfluh
und Hunnenstuh, durch den das Tbalwasser, die
Weiße Lütschine, in die Thalstufe von Zweilütschinen
hinaustritt. Den Hintergrund bildet der mächtige
Gletscher, der sich von der Jungfrau bis zum
Gspaltenhorn ausdehnt. Von den zahlreichen Wasser-
fallen, denen das Thal seinen Namen verdankt,
sind die bekanntesten der Doppelsturz desSchmadri -
bachs, der Trümmelbach und der berühmte
305 in hohe Staubbach oder Pletschen.
Lauterburg, Hauptstadt des Kantons L.
(4313 E.) im Kreis Weißenburg des Bezirks Unter-
elsaß, ehemals Festung, an der Lauter, unweit deren
Mündung in den Rhein, an der Linie L.-Strahburg
(55,5 Km) der Elsaß-Lothringischen und L.-Schiffer-
stadt (62,3 km) der Pfalz. Eisenbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Strahburg) und kath.
Dekanats, hat (1890) 1573 E., darunter 164 Evan-
gelische und 126 Israeliten, Post, Telegraph, Reste
der alten Befestigungen, Präparandenschule,Vürger-
spital und Hopfenbau. Am 4. Aug. 1870 wurde L.
von bad. Truppen unter General von Werder besetzt.
- Vgl. Bentz, DsLci-iMon kigtori^us 6t ai-ciiso
lo^ue ä6 I.. (Straßb. 1846; Nachtrag 1864).
Lauterburger Linien (1.131168 ä6 1a I^tt6r),
s. Weißenburger Linien.
Lautere Brüder (arab. Ick^n a,1-88ata,
"Brüder der Reinheit"), eine im 10. Jahrh, in Vasra
und Bagdad zusammengetretene Vereinigung von
mohammed. Rationalisten, die in einer Encyklo-
pädie der damaligen Wissenschaft den mohammed.
Glauben mit den philos. und naturwissenschaftlichen
Erkenntnissen der Zeit zu vereinen suchten. Ihr
System ist in 50 Abhandlungen niedergelegt, von
denen Proben zuerst in Kalkutta 1812 veröffentlicht
wurden; später auch (2 Bde.) in Kairo 1306 der
Hidschra. Die meisten Verdienste um die Darstellung
der Lehren der L. B. hat sich Friedrich Dieterici er-
worben, der u. d. T. "Die Philosophie der Araber
im 10.Jahrh, nach den Schriften der L.B." (Lpz.
und Verl. 1858-79) in 8 Büchern die verschiedenen
Teile der Encyklopädie der L. B. bearbeitet und die
"Abhandlungen der Ichwän es-Safa in Auswahl
aus arab. Handschriften" (3 Hefte, Lpz. 1884-86)
herausgegeben hat.
Lauterccken, Stadt im Bezirksamt Kuscl des
bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der Mündung der Lauter
in den Glan und an der Nebenlinie Kaiserslautcrn-L.
der Pfalz. Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Land-
gericht Kaiserslautern), Rent- und Forstamtes, hat
(1890) 1572 E., darunter 386 Katholiken, Post-
erpedition, Telegraph; Stuhlfabriken, Gerbereien,
Äckerbau, Viehzucht, Weinbau, Melaphyr- und
Sandsteinbrüche. L. war früher Residenz der Rhein-
grafen von Veldenz. ^S. 996 a).
Lautermaifche, s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2,
Läutern, in der Technik soviel wie reinigen,
klären, von fremden Stoffen befreien; statt L. wird
vielfach das Fremdwort Raffinieren (s. d.) gebraucht.
Lauterfchmelzen, s. Glas (Bd. 8, S. 39 d).
Lauterstall, eine Krankheit der Pferde, deren
hauptsächlichstes Symptom die Entleerung unge-
mein großer Harnmengen ist; es werden bis zu 501
in 24 Stunden ausgeschieden. Der L. wird durch
Versütterung schimmeligen Hafers hervorgerufen.
Lauterthalbahn, Strecke der Pfälzischen Eisen-
bahnen (s. d.) von Kaiserslautern nach Lauterecken,
34,2 Km lang, 15. Nov. 1883 eröffnet; ihre Fort-
setzung über Meißenbeim nach Staudernheim an
der R'hein-Nahebahn (s. d.) ist (1894) im Bau.
Läuterung, ein in frühern deutschen Partikular-
rechten, besonders in den Ländern des sächs. Rechts,
vorkommendes Rechtsmittel, durch welches das Ge-
richt, welches das Nrtcil gefällt hatte, um nochmalige
Prüfung der Sache angegangen, zur Aktcnverscn-
dung verpflichtet wurde. - Im Sinne der Deut-
schen Civilprozeßordnung heißt Läuterungsver-
fahren dasjenige Nachverfahren, wodurch ein be-
dingtes Endurteil, d. h. ein rechtskräftiges Urteil,
welches die Endentscheidung von einer Eidesleistung
seitens einer Partei abhängig macht, durch Abnahme
des Eides und durch Fcstsctzung der Folgen der Eides-
leistung oder Nichtleistung durch Nachurteil (Läute-
rungsurteil) erledigt wird.
Läuterungen oder Neinigungshiebe, in der
Forstwirtschaft das Entfernen derjenigen Holzart
in einem gemischten jungen Bestände, die den künf-
tigen Bestand nicht mit bilden soll, bisher aber ge-
duldet oder auch als Schutzholz mit herangezogen
worden war (z. B. Kiefern oder Lärchen in Fichten-
kulturen), lwerk.
Läutewerk, elektrisches, s. Elektrisches Läute-
Lautgesetze, in der Sprachwissenschaft diejenigen
Gesetze, nach denen in der Sprache die Veränderung
der Laute (der Lautwandel) erfolgt. Die Laute
einer Sprache verändern sich im Laufe der Geschichte
teils spontan, d. h. ohne daß die Lautveränderung
von der besondern Beschaffenheit umgebender Laute
abhängig ist, wie es z. B. meist in der deutschen Laut-
verschiebung (s. d.) der Fall war, teils dnrch gegen-
seitige Beeinflussung (Assimilation), z. B. wenn im
Italienischen das lat. c (^ k) vor 6, i zu tscli wird,
lat. cidu8 (d. i. Kidu8), ital. cido (d. i. tscliido). Da
die Veränderungen der Laute nicht mit bewußten:
Willen geschehen, sind die L. den Naturgesetzen ver-
gleichbar und wirken an sich ausnahmslos (im Ita-
lienischen z. B. wird kein ursprüngliches lat. c vor
ursprünglichem 6 oder i wie 1c gesprochen). Die
Entwicklung der Sprache beruht aber nicht allein
auf der durch die L. bestimmten mechan. Lautver-
änderung, sondern es kommen andere, namentlich
psychol. Wirkungen (z.V. Analogiebildung, s. d.)
dabei in Betracht.
Lauthsche Farbstoffe, s. Lauths Violett.