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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lehrbegriff - Lehrerinnen

menter der deutschen Armee (außer der bayrischen) in jedem Sommerhalbjahr zu Potsdam gebildet wird und dem Zwecke einer Lehrtruppe dient. Zum L. kommandierte Mannschaften tragen als Abzeichen eine wollene Schnur von gelber Farbe am untern Ende der Schulterklappen.

Lehrbegriff, in der Theologie das einheitliche Ganze der religiösen Lehre, teils der einzelnen biblischen Schriftsteller, teils der verschiedenen kirchlichen Konfessionen.

Lehrbogen, soviel wie Lehrgerüst (s. Gerüste).

Lehrbrief, s. Lehrling.

Lehre, ein Instrument, das zur Prüfung einzelner Dimensionen oder auch der Gestalt eines Werkstückes bestimmt ist. Dem erstgenannten Zweck dient in ausgedehntem Maße die verstellbare L. oder Schublehre (s. nachstehende Fig. 1); dieselbe besteht aus dem mit einer Teilung versehenen Lineal a, der festen Anschlagleiste c und der auf a verschiebbaren Hülse b mit einem der Leiste c gegenüberstehenden Schnabel; es ist leicht ersichtlich, wie hiermit sowohl die Dicke eines Vollkörpers als auch die Weite eines Hohlkörpers nachgemessen werden kann. Es gehört ferner hierher die Drahtlehre (Fig. 2). Die auf ihre Dicke zu prüfenden Drähte werden in den keilförmigen Schlitz von der weiten nach der engen Seite hereingeschoben, worauf man an der Skala, mit welcher mindestens eine der divergierenden Kanten versehen ist, den Durchmesser des den Schlitz an der betreffenden Stelle gerade ausfüllenden Drahtes ablesen kann. Für die Untersuchung cylindrischer Höhlungen bedient man sich entweder der plattenförmigen Lochlehren (Fig. Z), welche die Gegenform der vorerwähnten Drahtlehren darstellen, oder der von den Goldschmieden gebrauchten) Ringlehren (Fig. 4), die aus einer Vielzahl conaxial zusammengefügter Vollcylinder von abstufendem Durchmesser zusammensetzen.

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]

^[Fig. 3]

^[Fig. 4]

Im Präcisionsmaschinenbau bedient man sich für jede vorkommende Maßgröße eines zusammengehörigen Paares von Lochlehre und Bolzenlehre (s. nachstehende Fig. 5), das die Möglichkeit gewährt, daß das Ausbohren eines Hohlcylinders und das Abdrehen eines Vollcylinders ohne Gefahr für die Genauigkeit verschiedenen Arbeitern übertragen werden kann.

Für die zweite Art von L., die zur Prüfung von Profilformen an Werkstücken gebraucht werden, sei als Beispiel die Mutterlehre (s. nachstehende (Fig. 6) genannt, die bei der Herstellung von Schraubenmuttern und Bolzenköpfen eine leicht verständliche Verwendung findet. Auch die Gewindelehren (Fig. 7) gehören hierher, mit denen die Profilform der Schraubengewinde geprüft werden kann. - Über Blechlehre s. d.

^[Fig. 5]

^[Fig. 6]

^[Fig. 7]

In der Baukunst ist L. soviel wie Stichmaß, Richtscheit, Lehrgerüst (s. Gerüste). Insbesondere nennt man L. die bei dem Abstecken (s. d.) eines Gebäudes zur Anlegung der Mauern dienenden, an den Ecken und am Zusammenstoß von Zwischenmauern in dem Erdboden befestigten niedrigen Gerüste, aus zwei senkrechten Pfählen und einer daran genagelten horizontalen Querlatte bestehend, auf welcher die Fluchten für die Ober- und Grundmauern und deren Absätze eingeschnitten werden. Ferner werden Lehrlatten bei dem Verlegen von Treppen, bei dem Gesimsziehen, Putzen u. s. w. verwendet.

Über die L. in der Seilerei s. d.

Lehre der zwölf Apostel, s. Didache.

Lehrer, derjenige, welcher die Thätigkeit des Unterrichtens berufsmäßig, privatim (Privatlehrer) oder an öffentlichen Unterrichtsanstalten ausübt. Sofern der Privatunterricht an schulpflichtige Kinder erteilt wird und die vorgeschriebenen Unterrichtsgegenstände umfaßt, hat der L. die Berechtigung, ihn zu erteilen, ebenso durch das Bestehen einer Prüfung zu erwerben wie die L. an öffentlichen Schulen. An den höhern Schulen unterscheidet man wissenschaftliche (akademisch gebildete) L., seminaristisch gebildete L. und Fachlehrer (Turn-, Zeichen-, Schreib-, Gesanglehrer), an den Volksschulen Klassen- und Fachlehrer; doch liegt in letztern oft auch der ganze Unterricht in der Hand des Klassenlehrers oder der Klassenlehrerin. Für die L. an den höhern Schulen wird meist akademische Bildung verlangt, für die Volksschullehrer Seminarbildung. (S. Auch Lehramtsprüfungen.) - Über weibliche Lehrkräfte s. Lehrerinnen.

Lehrerinnen. Weibliche Lehrkräfte finden in der neuern Zeit zunehmende, von entschiedenem Erfolg begleitete Verwendung. In Deutschland mögen sie heute etwa den zehnten Teil aller Lehrkräfte an Volksschulen bilden (8439 an den öffentlichen Volksschulen in Preußen); in Skandinavien, in England und Nordamerika dagegen beträgt die Zahl der L. an öffentlichen Schulen über 60 Proz.; in Skandinavien und Nordamerika unterrichten sie auch vielfach in den obern Klassen der Knabenschulen. In rein