Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

94

Leoni – Leontini

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leonhardt'

Justizgesetzgebung des Königreichs Hannover» (3.Aufl.,3 Bde., Hannov. 1859–60: Bd. 2, 4. Aufl. 1867), «Zur Reform des Civilprozesses in Deutschland» (ebd. 1865).

Leōni, Leone, ital. Goldschmied, Bildhauer und Erzgießer, geb. am Ende des 15. Jahrh. in Arezzo, war den größten Teil seines Lebens in Spanien thätig, wohin ihn Karl V. berufen hatte und wo er 1585 starb. Eine Reihe von Medaillen auf Karl V., Pietro Aretino, Michelangelo, Andrea Doria u.a. hat er noch in Italien gefertigt, ebenso das Grabmal des Giacomo de' Medici im Dom zu Mailand. In Spanien hat er eine ganze Reihe von Werken, die von Anmut und Geschmack der Erfindung und bedeutendem Können Zeugnis ablegen, hinterlassen, daneben die Bronzestatue des Don Ferrante zu Guastalla. Von Karl V. hat er eine Kolossalstatue angefertigt. Sein Sohn Pompeo (gest. 1610) war sein Mitarbeiter und pflanzte seinen Stil in Spanien weiter fort. Von ihm sind die ausdrucksvollen Statuen der königl. Familie im Escorial und des Herzogs von Lerma in der Kirche San Pablo, sowie vier Apostel in San Miguel zu Valladolid. – Vgl. Plon, Leone L., sculpteur de Charles V, et Pompeo L., sculpteur de Philippe II (Par. 1886).

Leonĭdas I., König von Sparta, Sohn des Anaxandridas, bestieg nach dem Tode seines Stiefbruders Kleomenes I. (s. d.) 488 v.Chr. den Thron und führte, als der Perserkönig Xerxes gegen Griechenland heranrückte, 300 Spartaner und ungefähr 6000 Mann andere griech. Hopliten im Sommer 480 v.Chr. nach dem Engpaß von Thermopylä (s. d.), um die Perser aufzuhalten. Dies gelang zwei Tage; als sich am dritten ein Verräter fand, Ephialtes von Trachis, der in der Nacht eine Schar Perser auf einem Fußpfade über das Gebirge führte, warf sich L. mit den 300 Spartanern, 700 Thespiern und ein paar Tausend Leichtbewaffneten, den Dienern der Spartaner, der von beiden Seiten andringenden pers. Übermacht entgegen und starb mit den Seinen den Heldentod.

Leonĭdas II., Sohn des Kleonymus, König von Sparta, wurde um 242 durch seinen Kollegen Agis IV. vorübergehend vertrieben und hinterließ 236 v.Chr. die Krone seinem Sohne Kleomenes III. (s.d.).

Léonide de Mirbel, Pseudonym von Leon Guérin.

Leonīden, s. Sternschnuppen.

Leonīnischer Vertrag (lat. societas leonina, Löwengesellschaft), s. Gesellschaft (Bd. 7, S. 930a).

Leonīnische Stadt (ital. Città Leonina), der nördl. Teil des rechts von der Tiber gelegenen Stadtteils von Rom, welcher mit Trastevere durch die Lungara verbunden ist und seinen Namen von Leo IV. hat, der ihn 848–852 mit einer 40 Fuß hohen Mauer umschloß zum Schutz gegen die Sarazenen. Im Altertum war die Gegend verrufen wegen der schlechten Luft, welche den Plan vor dem vatikanischen Hügel verpestete; sie wurde nie zur Stadt gerechnet und auch nicht in die Aurelianische Mauer einbezogen. Außer den kaiserl. Gärten befand sich hier ein von Caligula erbauter Cirkus mit einem Obelisken. Im Angedenken an die schwere Christenverfolgung, die unter Nero hier wütete, wurde die Peterskirche gebaut, neben der sich aber ein Kybeletempel laut den Inschriften noch mindestens bis 390 erhielt. Um die Peterskirche entstanden andere Kirchen, Klöster und Spitäler, schon um 509 eine Papstwohnung (s. Vatikan). Im Mittelalter öfters (besonders 1084 durch Robert Guiscard) zerstört, beginnt der Stadtteil erst ↔ nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon (1377) sich zu entwickeln. Er dehnte sich über die Mauern der Leostadt aus und erhielt den Namen Borgo Vaticano oder einfach Borgo. Von Sixtus V. wurde dann dieser Borgo, welcher bisher päpstl. Eigentum gewesen war, als 14. Rione der Stadt einverleibt. Am 2. Okt. 1870 entschied sich, wie das übrige Rom, auch die L. S. für die Angliederung an Italien.

Leonīnische Verse, nach einem Dichter des Mittelalters, Leo, oder nach Papst Leo II. genannte Hexameter und Pentameter, in denen Mitte und Schluß sich reimen. Spuren bieten schon röm. Dichter, z.B. Quot coelum stellas, tot habet tua Roma puellas (Ovid).

Leonischer Draht, s. Draht.

Leōnische Waren oder lyonische Waren, Fabrikate aus vergoldeten oder versilberten Kupferdrähten (leonischer oder lyonischer Draht, s. Draht, Bd. 5, S. 480a), neuerlich auch aus übersilbertem Eisendraht. Zu den L. W. gehören außer den Borten (s. Bortenweberei), der Kantille, den Drahtflittern (s. Flitter) noch das Frisé oder Krausgespinst und die Christbaumlametta. Das Krausgespinst ist eine Art Borte, welche dadurch entsteht, daß man einen Seidenfaden erst mit einem andern feinern Seidenfaden in weit auseinander liegenden Windungen, dann aber in entgegengesetzter Richtung mit Lahn überspinnt, oder auch in der Art, daß ein Faden von gewöhnlichem Gespinst mit einem andern in weiten Windungen übersponnen wird. Von der aus Lahn (ital. lametta) hergestellten Christbaumlametta ist die gelbe unecht vergoldet, während für die weiße echtes feinstes Silber zur Anwendung kommt. Ihren Namen haben diese Waren entweder von der span. Stadt Leon oder, was wahrscheinlicher, von der franz. Stadt Lyon, wo dieselben noch heute in vorzüglicher Güte erzeugt werden. Auch in Deutschland wird die betreffende Fabrikation an vielen Orten schwunghaft betrieben, namentlich in und bei Nürnberg, wo 1570 der Franzose Fournier die erste Fabrik zur Herstellung leonischen Drahts anlegte und wo einige derartige Fabriken seit zwei Jahrhunderten und länger bestehen; sodann in Dresden, Fürth, Freiberg, Berlin u.a.O. – In Deutschland belief sich 1893 die Ausfuhr derartiger Gespinste in Verbindung mit andern Materialien, namentlich mit Metallen, auf 20,3 Mill. M., die Einfuhr auf nur 1,4 Mill. M.

Leonisten, s. Waldenser.

Leonrod, Leopold, Freiherr von, bayr. Justizminister, geb. 13. Dez. 1829 in Ansbach, besuchte 1847–51 die Universitäten zu Würzburg, Heidelberg und München. 1858 wurde er zum Bezirksgerichtsassessor in Nürnberg, 1862 zum zweiten Staatsanwalt am Bezirksgericht Traunstein, 1865 zum Rat am Bezirksgericht München (links von der Isar), 1867 zum Vorstand des Stadtgerichts, Abteilung für Strafsachen, 1872 zum ersten Staatsanwalt am Bezirksgericht daselbst, 1877 zum zweiten Direktor an diesem Gericht befördert. 1879 wurde er Direktor am Landgericht München I, 1885 Präsident dieses Gerichts. Nach dem Tode Fäustles wurde er 1887 als dessen Nachfolger zum Staatsrat und Staatsminister der Justiz ernannt.

Leontiăsis (grch.), die Verdickung des Gesichts durch den knotigen Aussatz, so genannt wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Löwenkopf (s. Aussatz).

Leontīni, alte Stadt an der Ostseite Siciliens, jetzt Lentini (s. d.), wurde zwei Stunden von der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 95.