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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leopardo - Leopold I. (römisch-deutscher Kaiser)

hg. von C. Benedettini (Recanati 1885). Übersetzungen der "Lyrischen Dichtungen" lieferten Kannegießer (Lpz. 1837) und, mit trefflicher Einleitung über L.s Leben und Wirken, Hamerling (Hildburgh. 1866) und G. Brandes (Hannov. 1869). Sämtliche Werke übersetzte P. Heyse (2 Bde., Berl. 1878, und in den "Ital. Dichtern seit Mitte des 18. Jahrh.", II, 2. Aufl., ebd. 1889). Auskunft über Ausgaben und Übersetzungen giebt Cappelletti, "Bibliografia Leopardiana" (Parma 1882).

Vgl. Bouché-Leclercq, G. L. Sa vie et ses œvres (Par. 1374); Ranieri, Sette anni di sodalizio con G. L. (Neap. 1880); Teresa Leopardi, Notes biographiques sur L. et sa famille (Par. 1881); Montefredini, La vita e le opere di G. L. (Mail. 1881); Piergili, Nuovi documenti intorno alla vita e agli scritti di G. L.. (Flor. 1882; 2. Aufl. 1889); de Sanctis, Studio su G. L.. (Neap. 1885); Cesareo, Nuove richerche su la a vita e le opere di G. L. (1893).

Leopardo, Alessandro, ital. Bildhauer, gest. nach 1521, ist der Hauptmeister Venedigs in dieser Zeit. Er soll den Guß der Colleonistatue von Verrocchio (s. Tafel: Italienische Kunst IV, Fig. 7) 1495 vollendet haben, vermutlich stammt auch der Sockel der Statue von ihm. Seine berühmtesten Arbeiten sind die in antikem Geiste gehaltenen bronzenen Flaggenhalter auf dem Markusplatz (1505) und das Grabmal des Andrea Vendramin in San Giovanni e Paolo zu Venedig.

Leopold I., römisch-deutscher Kaiser (1658-1705), zweiter Sohn Kaiser Ferdinands III. und der Maria Anna von Spanien, geb. 9. Juni 1640, wurde durch Jesuiten zuerst für den geistlichen Stand erzogen, doch infolge des Todes seines ältern Bruders, Ferdinands IV. (1654), zum Nachfolger in den österr. Erblanden bestimmt und als König von Ungarn und von Böhmen eingesetzt. Nach dem Tode seines Vaters (April 1657) wurde L., nach einem Interregnum von fünf Vierteljahren, 1. Aug. 1658, trotz aller Intriguen Ludwigs XIV., der dle Kaiserkrone für sich selbst zu gewinnen dachte, zum Deutschen Kaiser gewählt, dank dem Eintreten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Nach der Wahl L.s vereinigte sich die franz. Partei im Reiche zur Rheinischen Allianz (s. d.) von 1658.

L. war ohne Leidenschaft und thatkräftigen Willen, durchaus friedliebend, und dennoch wurde seine lange Regierung zu einer fortgesetzten Kette von Kriegen. Mit dem Könige von Polen und dem Kurfürsten von Brandenburg beteiligte er sich an dem Kriege gegen Karl X. von Schweden (s. Schwedisch-Polnisch-Brandenburgisch-Dänischer Krieg von 1655 bis 1660) und dessen Bundesgenossen Georg II. Rakoczy von Siebenbürgen. Die Einmischung in die Wirren Siebenbürgens (s. Apasy) verwickelten den Wiener Hof in einen Kampf mit der Pforte. 1663 brachen die Türken unter dem Großwesir Achmed Kjöprili in Ungarn ein, eroberten Neuhäusel, wurden aber von Montecuccoli 1. Aug. 1664 in der Schlacht bei St. Gotthard an.der Raab geschlagen. Statt diesen Sieg auszunutzen, bewilligte der Kaiser in dem 10. Aug. zu Vasvar abgeschlossenen Waffenstillstand, daß die Pforte Großwardein und Neuhäusel behielte. Der Krieg erneuerte sich, als L. zur Erweiterung seiner Souveränität in Ungarn gewaltsame Maßregeln ergriff; der Streit der prot. Nationalpartei in Ungarn mit den deutsch-kath. Anhängern des Hauses Habsburg brach 1678, dann 1682 unter Emmerich Tököly (s. d.) in offenen Aufruhr aus. Von den Empörern, den Kuruczen (s. d.), zu Hilfe gerufen und von Ludwig XIV. angereizt, stürmten die Türken 1683 bis vor Wien, das sie vom 14. Juli bis zum 12. Sept. belagerten. Doch es gelang jetzt Österreich, den Polenkönig Johann Sobieski von der franz. Verbindung loszulösen, die Hilfe des Deutschen Reichs zu gewinnen und auch mit Brandenburg wieder bessere Beziehungen herzustellen. Die Kaiserlichen, unter dem Herzog Karl von Lothringen, im Verein mit einem Reichsheer und einem poln. Korps erfochten 12. Sept. am Kahlenberge bei Wien über die Türken einen entscheidenden Sieg. Nun ging Österreich zur Offensive gegen die Türken über, so daß durch den Frieden von Karlowitz (26. Jan. 1699) Slawonien, Siebenbürgen und ganz Ungarn bis auf das Temesvárer Banat in die Hand des Kaisers gelangten. Schon vorher hatten sich auch die Ungarn 1687 auf dem Reichstage zu Preßburg dem Kaiser unterworfen und zugestanden, daß ihr Wahlkönigreich in ein Erbkönigreich des Hauses Österreich verwandelt würde.

Nicht so glücklich bestand L. die Kriege mit Ludwig XIV. Der erste (1672-79) war von L. und dem Deutschen Reiche in Verbindung mit Spanien und Brandenburg unternommen, um den von Frankreich angegriffenen Holländern beizustehen; der zweite (1688-97) wurde durch den Einbruch Ludwigs XIV. in die pfälz. Lande veranlaßt (s. Deutschland und Deutsches Reich, Geschichte); doch endeten beide ohne zum erwünschten Ziel zu führen. Einen dritten Krieg gegen Frankreich, den spanischen Erbfolgekrieg (s. d.), unternahm L. 1701 in Verbindung mit England, Holland, Preußen und dem Deutschen Reich, um seinem zweiten Sohne Karl (s. Karl VI.) die Thronfolge in Spanien zu verschaffen, die ihm Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou streitig machte. Der entscheidende Sieg Eugens und Marlboroughs bei Höchstädt (13. Aug. 1704) war der letzte große Triumph L.s, der in derselben Zeit durch eine neue Erhebung der Ungarn unter Rakoczy hart bedrängt wurde. Am 5. Mai 1705 starb L. in Wien.

L. galt als ein treuer Familienvater, vereinigte aber große Frömmigkeit und Mildthätigkeit mit rücksichtsloser Intoleranz, die besonders den grausam verfolgten ungar. Protestanten gegenüber hervortrat. Er war ein Liebhaber histor. und naturwissenschaftlicher Studien, auch eifriger Musiker. Sein Verdienst ist die Gründung der Universitäten Innsbruck, Olmütz und Breslau; die Leopoldinische Gesellschaft für Naturforschung trägt seinen Namen. Für sein Haus erwarb er nach dem Ableben des Erzherzogs Franz Sigmund von Tirol (1665) diese Grafschaft nebst einer reichen Barschaft an Geld, mit der er die Fürstentümer Oppeln und Ratibor, die Ferdinand III. an Polen verpfändet hatte, wieder einlöste. Von seinen drei Gemahlinnen hatte er mehrere Söhne; zwei überlebten ihn, Joseph I. (s. d.), sein Nachfolger, und Karl VI. (s. d.). Sein italienisch geführter Briefwechsel mit dem Pater Marco d'Aviano erschien 1888 in Graz. - Vgl. Baumstark, Kaiser L. I. (Freib. i. Br. 1873); Krones, Grundriß der österr. Geschichte, Abteil. 3 u. 4 (Wien 1881-82); Scheichl, L. I. und die österr. Politik während des Devolutionskrieges 1667-68 (Lpz. 1888); Pribram, Die Heirat Kaiser L.s I. mit Margareta Theresia von Spanien (Wien 1891); Erdmannsdörffer, Deutsche Geschichte von 1648 bis 1740 (2 Bde., Berl. 1892-94).