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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leslie - Lesseps

Vranja, hat (1890) 12 132 E. (darunter viele Mohammedaner), ein Progymnasium; einige Fabriken, Gemüsebau und Hanfhandel.

Leslie (spr. leßlĕ), Charles Robert, engl. Genremaler, geb. 19. Okt. 1794 zu London, studierte an der Londoner Akademie der Künste und nahm sich in seinen selbständigen Versuchen anfangs West und Füeßli zum Muster. In dem heroischen Stil dieser Künstler malte er: Saul und die Hexe von Endor; bald jedoch wandte er sich dem Gebiet des höhern Genre im Stil David Wilkies zu. Seine Stoffe entnahm L. besonders den Werken von Shakespeare, Cervantes, Molière, Addison, Swift, Sterne, Fielding und Smollett. Hauptwerke von ihm sind: Sir Roger de Coverley auf dem Wege zur Kirche (1819), Maitag zur Zeit der Königin Elisabeth (1821), Sancho Pansa und die Herzogin (1824), Onkel Toby und die Witwe Wadman (1831; letztere beide in der Londoner Nationalgalerie), Scene aus Le malade imaginaire (1843). 1826 wurde er Mitglied der Akademie. Er schrieb: "Memoirs of John Constable" (Lond. 1843; 2. Aufl. 1845) und ein "Handbook for young painters" (1855; 2. Aufl. 1870). L. starb 5. Mai 1859. - Vgl. seine Autobiographical recollections (hg. von Tom Taylor, 1860).

Leslie (spr. leßlĕ), Georg Dunlop, engl. Maler, Sobn des vorigen, geb. 2. Juli 1835 zu London, wurde anfangs von seinem Vater unterrichtet, kam aber 1854 auf die Akademie zu London. Zu seinen bedeutendsten Bildern gehören: Die Hoffnung (1857), Ballreminiscenz (1859), Festtag im Kloster (1801), Die Vettern vom Lande, Der leere Ärmel des Admirals (1808), Das Schifferhaus, Nausikaa (1871), Die Quelle (1873), Rosen und Veilchen (1876), Home, sweet home (1878), Die Töchter der Eva (1882), Bootshaus an der Themse (1887). 1877 wurde er Mitglied der Akademie.

Leslie (spr. leßlĕ), Sir John, Physiker, geb. 10. April 1766 im schott. Dorfe Largo (Fifeshire), machte seine Studien zu St. Andrews und Edinburgh und bereiste hierauf als Hofmeister und Reisebegleiter (besonders von Thomas Wedgwood) Europa und Nordamerika. Er war zuerst (1805) Professor der Mathematik und später (1819) der Physik an der Universität zu Edinburgh. Er starb 3. Nov. 1832 auf seinem Landsitz zu Coaks bei Largo. Seine physik. Arbeiten über das von ihm erfundene Differentialthermometer, Hygro- und Photometer, über die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft erwarben ihm die Mitgliedschaft der Royal Society zu Edinburgh und London, in deren Schriften ("Transactions") sowie in der "Encyclopedia Britannica" man seine Abhandlungen findet. Er konstruierte ferner einen Apparat zur Bestimmung des specifischen Gewichts gepulverter Körper und fand die Methode, Wasser mittels der Luftpumpe zum Gefrieren zu bringen. Ferner sind zu erwähnen: "Nature and propagation of heat" (1804), "Elements of geometry, geometrical analysis and plane trigonometry" (1809 u. ö.), "A short account of experiments and instruments depending on the relation of air to heat and moisture" (1813 u. ö.; deutsch von Brandes, Lpz. 1823), "Elements of natural philosophy" (1823).

Les Mees (spr. lä meh), Flecken bei Digne (s. d.).

L'Espinasse (spr. -näß), Julie Jeanne Eleonore, geb. 19. Nov. 1732 zu Lyon, ein außereheliches Kind der Gräfin von Albon, kam als Erzieherin in das Haus Vichy-Chamrond und 1754 als Gesellschafterin zur Marquise Du Dessand, der Schwägerin ihrer Schwester. Beide Frauen lebten anfangs in bester Eintracht; allein diese wurde gestört, als aller Herzen und selbst d'Alembert der L. zu huldigen anfingen. Die Marquise entfernte sie 1764 von sich; aber der König setzte ihr ein Jahrgeld aus. Von jetzt an trat sie in die große Welt, und die glänzendsten Geister suchten ihre Gegenwart. Sie starb 23. Mai 1770. Ihre "Lettres" (2 Bde., 1809; 2. Aufl. von Jules Janin, mit einer Einleitung, 1847; neue Ausg. von Isambert, 2 Bde., 1877; deutsch von Spazier, Elberfeld 1810), "Nouvelles lettres" (1820) und "Lettres inédites" (hg. von Henry, 1887), die einen Einblick in ihre Liebesverhältnisse gewähren, zeugen von tiefer Empfindung und romanhafter Schwärmerei.

Les Rousses, franz. Flecken, s. Rousses.

Less., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Christian Friedr. Lessing, geb. 10. Aug. 1809 zu Polnisch-Wartenberg, gest. 1862 auf einer Forschungsreise in den Ural und nach Sibirien zu Krasnojarsk; schrieb eine Monographie der Kompositen.

Less., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für René Primevere Lesson (s. d.).

Lesse, Nebenfluß der Sambre, entsteht in der belg. Provinz Luxemburg, in den Ardennen, stürzt, durch einen Felsen (92 m) im Lauf gehemmt, in eine unterirdische Höhle (Perte de la L.), um nach 1200 m in der Grotte von Han sur L. (525 E.) wieder hervorzutreten. Sie mündet oberhalb Dinant.

Lessen, Stadt im Kreis Graudenz des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, am Lessener See, an der Nebenlinie L.-Garnsee (13,5 lim) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2387 E. (1890: 2190, darunter 540 Evangelische und 230 Israeliten), Post, Telegraph, Fernsprechverbindung, Wasserleitung; Maschinenfabrik, Molkerei und Landwirtschaft.

Lesseps, Ferdinand Vicomte de, franz. Diplomat und Urheber des Sueskanals, geb. 10. Nov. 1805 in Versailles, war nacheinander franz. Konsul in Kairo, Rotterdam, Malaga und Barcelona und 1848-49 Gesandter in Madrid. 1854 wurde L. vom Vicekönig von Ägypten zum Besuch eingeladen, und hier entstand der Plan der Durchstechung der Landenge von Sues, den er in der Schrift "Percement de l'isthme de Suez" (Par. 1855; vier Fortsetzungen 1856-68) darlegte. Trotz diplomat. Schwierigkeiten, Zweifel und Beschuldigungen aller Art brachte L. ein Kapital von mehr als 200 Mill. Frs. zusammen, ließ die Arbeiten 1859 beginnen und brachte sie 1869 zu Ende. (S. Sueskanal.) Dieser großartige Erfolg spornte L. zu einem neuen solchen Unternehmen an, dem Durchstich der Landenge von Panama, das aber mißlang und für ihn sowohl als für ganz Frankreich durch die damit verbundenen Kapitalverluste verhängnisvoll wurde. Die an die Auflösung der Panamagesellschaft (5. Febr. 1889) sich anknüpfenden Enthüllungen von Betrügereien und Bestechungen hatten zur Folge, daß L. mit andern Verwaltungsräten der Gesellschaft vor Gericht gestellt und im März 1893 zu fünf Jahren Gefängnisstrafe verurteilt wurde; doch hob der Kassationshof 15. Juni das Urteil auf. (S. Frankreich, Geschichte, und Panamakanal.) L. war seit 1884 Mitglied der Académie française und besuchte 1887 in einer diplomat. Mission Berlin. Er starb 7. Dez. 1894 in seinem Schloß La Chesnaie im Depart. Indre. L. veröffentlichte noch: "Lettres,