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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Linné - Linnich

25 km im W. von Edinburgh, mit diesem sowie mit Glasgow durch den Unionskanal verbunden, hat (1891) 4154 E., eine im 12. Jahrh. begründete got.-normann. St. Michaeliskirche, ein Stadthaus, mehrere alte Häuser, welche einst dem Johanniterorden gehörten, ein Gefängnis, einen Palast, in dem 1542 Maria Stuart geboren wurde; Papierfabriken, Brennerei und Brauerei. Jenseit der Stadt der kühne Bahnviadukt (25 Bogen) über den Avon. Den Hafen bildet Borrowstounneß (s. d.).

Linné, Karl von, schwed. Naturforscher, geb. 23. Mai 1707 zu Råshult in Småland als Sohn eines Landpfarrers, bezog 1727 die Universität zu Lund, um Medizin zu studieren, im folgenden Jahre ging er nach Upsala, hier nahm ihn der Theolog Olaf Celsius in sein Haus auf und machte ihn zum Gehilfen bei Bearbeitung seines Werks über die biblischen Pflanzen. Auch empfahl er ihn an Olaf Rudbeck, Professor der Botanik. Von Rudbeck wurde L. zwei Jahre später zum Aufseher des Botanischen Gartens und Demonstrator gewählt. Im Auftrage der Regierung durchreiste er Lappland allein, zu Fuß und Entbehrungen aller Art ertragend, von Mai bis Nov. 1732. Das Ergebnis dieser Reise legte er später in der "Flora Lapponica" (Amsterd. 1737; 2. Ausg., Lond. 1792) nieder. Bald nach der Rückkehr aus Lappland begab er sich nach Falun, wo er Mineralogie lehrte. Er erlangte in Haderwijk 1735 die Würde eines Doktors der Medizin und verlebte dann mit van Royen, Gronov, Boerhaave und Joh. Burmann zwei Jahre teils in Leiden, teils in Hartekamp, wo ihm Georg Cliffort, ein reicher Bankier, die Aufsicht über seinen Garten anvertraute.

Der Aufenthalt in Holland trug viel zur Begründung von L.s Rufe bei. Er gewann hier die Gelegenheit, durch Benutzung des überaus reichen, in Gärten und Sammlungen aufgehäuften Materials die Grundzüge eines Systems der drei Naturreiche aufzustellen, welches dem Bedürfnis der Zeit entsprach. In Holland war es auch, wo L. seine wichtigsten Werke rasch nacheinander herausgab. Zuerst erschien sein "Systema naturae" (Leid. 1735 u. ö.; Neuherausgabe der 10. Aufl. vom J. 1758, die zum erstenmal die wissenschaftliche Bezeichnung des Tierreichs gleichförmig durchführt, Lpz. 1894), dann "Fundamenta botanica" (Amsterd. 1736 u. ö.), "Genera plantarum" (Leid. 1737 u. ö.), "Corollarium generum plantarum" (ebd. 1737), mit Darstellung des Sexualsystems; ferner die oben erwähnte "Flora Lapponica", der "Hortus Cliffortianus" (Amsterd. 1737) u. s. w. L. besuchte hierauf England und 1738 Paris, wo er häufig mit Antoine und Bernard de Jussieu zusammenkam. Er kehrte sodann über Göttingen nach Schweden zurück, wo er aus Not als Schiffsarzt in die Flotte eintreten mußte. Die Reichsräte Tessin und Höpken nahmen sich indessen seiner an und führten ihn beim schwed. Hofe ein, wo er bald eine bedeutende Praxis erlangte. 1739 wurde er seines Amtes als Flottenarzt entbunden und 1740 zum Anführer einer vom Reichstage veranstalteten naturhistor. Expedition nach Åland und Gottland ernannt. Er erhielt 1741 eine mediz. Professur in Upsala, welche er 1742 mit der botan. Professur vertauschte. Vom König wurde er 1747 zum Leibarzt ernannt und 1757 in den Adelsstand erhoben. 1762 nahm ihn die Pariser Akademie der Wissenschaften in die Zahl ihrer acht auswärtigen Mitglieder auf. Bis wenige Jahre vor seinem Tode lebte er in Upsala und gab außer einer Reihe neuer Auflagen seiner frühern Werke nacheinander Beschreibungen seiner naturhistor. Reisen durch Schweden, eine Flora (Stockh. 1745; 2. Ausg. 1775) und eine Fauna von Schweden (ebd. 1746; 2. Ausg. 1761), den "Hortus Upsaliensis" (ebd. 1748), eine "Materia medica" der drei Reiche (ebd. 1749-63), seine berühmte "Philosophia botanica" (ebd. 1751 u. ö.), die beschreibenden Verzeichnisse von mehrern großen Naturaliensammlungen, besonders aber die "Species plantarum" (ebd. 1753 u. ö.) und das "Systema vegetabilium" (Gött. 1774 u. ö.) heraus. Daneben lieferte er noch an 200 akademische Gelegenheitsschriften und eine sehr große Zahl von wichtigen und sorgfältig gearbeiteten Abhandlungen, die in den Schriften der Societäten zu Stockholm, Upsala, Petersburg, London u. s. w. sich befinden. Auf Kosten der Regierung schickte er elf seiner besten Zöglinge in entfernte Länder auf Reisen und erhielt schöne Sammlungen, die er in seinem Museum zu Hammarby niederlegte. L. starb 10. Jan. 1778 zu Hammarby.

L.s Hauptverdienst für die Botanik ist darin zu suchen, daß er zum erstenmal die sog. binäre Nomenklatur, die Benennung jeder Pflanze mit zwei Namen, einem Gattungsnamen und einem Speciesnamen, folgerichtig durchgeführt hat. (S. den Artikel Botanik, Bd. 3, S. 352 b.) Das sog. Linnésche System war für die botan. Systematik des 18. Jahrh. von großer Bedeutung; da es jedoch ein durchaus künstliches ist, welches die natürliche Verwandtschaft der einzelnen Familien fast gar nicht berücksichtigt, so kann es für die neuere Systematik nur noch histor. Interesse gewähren. (S. Systematik.)

Ein bronzenes Kolossalstandbild L.s zu Stockholm, von Kjellberg, wurde 13. Mai 1885 enthüllt. (S. Tafel: Skandinavische Kunst III, Fig. 6.) L.s Herbarium enthielt über 7000 Arten, seine Witwe verkaufte die Sammlungen heimlich an den Briten Smith, und so kamen sie nach England, wo sie der Linnean Society in London gehören.

Vgl. Stöver, Lebensbeschreibung Karl von L.s (Hamb. 1792); L.s Aufzeichnungen über sich selbst, mit Anmerkungen von Afzelius (Stockh. 1823; deutsch von Lappe, Berl. 1826); Fée, Vie de Charles de L. (Lille 1832); Gistel, Carolus Linnäus. Ein Lebensbild (Frankf. a. M. 1873).

Linné, Karl von, Sohn des vorigen, gewöhnlich mit L. fil. abgekürzt, geb. 20. Jan. 1741 zu Falun, seit 1760 Demonstrator am königl. Botanischen Garten zu Upsala, 1763 außerord. Professor der Medizin und Botanik daselbst, 1766 Substitut seines Vaters, 1778 Nachfolger desselben, gest. 1. Nov. 1783 zu Upsala, hat sich durch mehrere botan. Schriften bekannt gemacht.

Linneīt, Mineral, s. Kobaltkies.

Linnen, soviel wie Leinwand (s. d.).

Linnésches System, s. Linné (den Vater) und Systematik.

Linnich, Stadt im Kreis Jülich des preuß. Reg.-Bez. Aachen, an der Roer, hat (1895) 2079 (1890: 2062) E., darunter 175 Evangelische und 138 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, kath. Schullehrerseminar; Glasmalerei, Gerbereien, Fruchtpressen, Essig-, Seifen- und Mützenfabriken, Pferdemärkte. Bei L. besiegte 3. Nov. 1444 (Hubertustag) Herzog Gerhard von Jülich den Herzog von Geldern, Arnold von Egmont, und gründete zum Andenken daran den Hubertusorden (s. d.).