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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Linoleum - Linse (in der Optik)

Linolĕum, Korkteppich, ein 1860 von dem Engländer Walton erfundener Stoff, der zur Bekleidung von Wänden und Fußböden dient. Er besteht aus einem starkfädigen Jutegewebe, das auf der obern Seite mit einem Gemisch von oxydiertem Leinöl, Korkmehl und Harzen (Kolophonium und Kaurigummi), auf der untern Seite mit einem Farblack überzogen ist. Die Dicke des L. schwankt je nach der Stärke der Deckmasseschicht zwischen 1,6 und 3,75 mm; dickere Sorten kommen nur selten vor. Die Deckmasse wird durch Einmischen von Erdfarben verschieden (gelbbraun, rotbraun, olivengrün) gefärbt und oft durch Aufdrucken buntfarbiger Muster verschönt. Eine andere und dauerhaftere Art der Musterung wird dadurch erzielt, daß das Gewebe mit einem Gemenge verschiedenfarbiger gekörnter Deckmasse überzogen wird Granitlinoleum) oder daß durch Aneinanderstellen und Befestigen verschieden gefärbter und verschieden gestalteter Deckmassestücke auf dem Grundgewebe mannigfache geometr. Figuren gebildet werden Mosaik- oder Inlaidlinoleum). Für Wandbekleidungen bestimmtes und mit farbigen Prägmustern ausgestattetes L. ist unter dem Namen Linerusta Walton im Handel bekannt. Die Deckschicht des L. ist völlig wasserundurchlässig, ihre Oberfläche geschlossen und porenfrei. Die nasse Reinigung derselben ist daher leicht und ohne Schaden für den Fußboden ausführbar. Die Elasticität der Deckmasse erleichtert das Beschreiten und wirkt schalldämpfend.

Die Fabrikation des L. zerfällt in mehrere Abschnitte: 1) das Oxydieren des Leinöls durch Kochen mit Sauerstoff leicht abgebenden Substanzen (Bleiglätte, Zinkoxyd, Braunstein u. a.) und Überführen des gekochten Öls in einen stark elastischen kautschukartigen Körper durch Behandlung mir warmen Luftströmen; 2) das Feinmahlen des Korkes auf Excelsiormühlen und oberläufigen Mahlgängen; 3) das Mischen des oxydierten Öls und Korkmehl in beheizten Rührwerken und auf Walzenmischmaschinen; 4) das Belegen des Jutegewebes mit der Deckmasse mittels Platten- oder Walzenpressen sowie das Bedecken der Unterseite des Gewebes mit einem Firnisfarbenanstrich; 5) die Festigung und Härtung der Deckschicht durch mehrwöchiges Aufhängen des Fabrikats in einem beheizten Trockenhaus; endlich bei der Fabrikation von bedrucktem L. 6) das Bedrucken der einfarbigen Deckmaße mit Ölfarben und Trocknen derselben. Der Hauptsitz der Fabrikation ist England, woselbst einige zwanzig Fabriken besteben. In Deutschland wird die Linoleumfabrikation seit Anfang der achtziger Jahre in Delmenhorst bei Bremen sowie in Rixdorf und Cöpenick bei Berlin von je einer Fabrik betrieben, welche gegenwärtig zusammen etwa 4-500 Arbeiter beschäftigen. - Vgl. Fischer, Geschichte, Eigenschaften und Fabrikation des L. (Lpz. 1888).

Linōlsäure, s. Leinölsäure.

Linon (frz., spr. -óng), ein feinfadiger, leinwandbindiger, etwas weitläufig gewebter Stoff aus Flachsgarn, Baumwollgarn (oder aus beiden), gebleicht, aber gar nicht oder nur schwach gestärkt.

Linos, nach griech. Sage ein schöner Jüngling, der frühzeitig vom Tode hingerafft wurde. Das Andenken an ihn war besonders lebendig in Argos, wo auch sein Grab gezeigt wurde. Hier hieß er der Sohn des Apollon und der Wassernymphe Psamathe. Aus Furcht vor ihrem Vater setzte diese das Kind aus, das bei einem Hirten unter Lämmern aufwuchs, aber von Hunden zerrissen wurde. Psamathe wurde darauf wegen ihres Fehltritts von ihrem Vater, dieser von Apollon getötet, und der erzürnte Gott sendete eine kinderraubende Strafgöttin nach Argos, die endlich von dem Argiver Koroibos getötet wurde. Seitdem feierte man zur Zeit der Hundstage das Lämmerfest, wobei man Lämmer opferte und alle Hunde, die man auf der Straße traf, totschlug. Die Gestalt des L. ist eine Personifizierung der Pflanzenwelt, die infolge der Sonnenglut, welche der Hundsstern Sirius herbeiführt, in ihrer Blüte einem zeitigen Tode verfällt. An andern Orten war L. ein berühmter Sänger, der von Apollon getötet wurde, weil er statt der bis dahin üblichen Garnsaiten sich zuerst der Darmsaiten bediente oder sich mit dem Gott in einen Wettstreit einlieft. Als Sohn des Apollon und der Kalliope wird er auch der Lehrer des jungen Herakles in der Musik genannt, von dem er, als er einst seinen ungelehrigen Schüler bestrafte, mit der Kithara erschlagen worden sein soll. In Alexandrinischer Zeit machte man ihn sogar zu einem apokryphischen Dichter und Schriftsteller, wie Orpheus und Musäus. - L. gilt als der Erfinder des schwermütigen Linosliedes, das schon bei Homer erwähnt wird und über Karien und Kleinasien früh zu den Griechen gelangte. - Vgl. Brugsch, Die Adonisklage und das Linoslied (Berl. 1852); Mannhardt, Wald- und Feldkulte, Bd. 2 (ebd. 1877).

Linōsa, Insel, s. Lampedusa.

Linotype, s. Setzmaschine.

Linschoten-Inseln, s. Liu-kiu.

Linse, auch Erve oder Linsenerve (Ervum lens L., Lens esculenta Moench), eine der ältesten Kulturpflanzen, gehört zu den Hülsenfrüchten, Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, und wird in Europa sowie auch in andern Erdteilen vielfach angebaut. Der 15-20 cm hohe Stengel trägt gefiederte Blätter mit sechs bis acht Blütenpaaren, die obern Blätter gehen in eine Wickelranke aus. Die Kelchzähne der einzeln oder zu zwei auf langem, blattwinkelständigem Stiel befindlichen Blüten sind so lang oder noch länger als die Fahne der weißen, lilafarben geäderten oder hellbläulichen Blume. Die Hülsen sind stark zusammengedrückt, kurz und breit, ein-, meistens zweisamig. Es giebt einige Varietäten, die sich durch Farbe und Größe der Samen, durch ein- oder zweijährigen sowie durch Herbst- (Winterlinse) oder Frühjahrsanbau (Sommerlinse) unterscheiden. Die bekannteste Varietät mit großen Samen ist unter dem Namen Heller- oder Pfenniglinse bekannt. Andere Sorten der Sommerlinse sind die französische rote und die schwarze L. Die L. liebt lockern, mehr sandigen als thonigen Boden und ist gegen Dürre wenig empfindlich. Der Anbau der. L. erfolgt, wegen der Unsicherheit im Korn- und Strohertrage, selten im großen, sondern fast nur im Kleinbetriebe. An Saat sind 0,6 bis 2,2 hl pro Hektar nötig; der Ertrag beläuft sich auf 8 bis 20 hl Körner à 75 bis 86 kg und 650 bis 1200 kg Stroh pro Hektar. Die Samen der L. gewähren eine sehr nahrhafte und ohne die Hülsen zugleich leicht verdauliche Speise (s. auch Hülsenfrüchte), während das Stroh dem Wiesenheu an Futterwert gleichkommt. Aus Linsenmehl und ähnlichen Substanzen wird die Ervalenta (s. Geheimmittel) dargestellt.

Linse, in der Optik ein kreisförmiges Stück eines durchsichtigen Mittels (z. B. ein Glas), das,