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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lippstadt - Lipsius (Justus Hermann)

Lippstadt. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, hat 500,33 qkm und (1890) 37990, 1895: 39071 (19813 männl., 19258 weibl.) E., 3 Städte, 55 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der Lippe, der Linie Soest-Holzminden, der Nebenlinie Münster-Rehda-L. (73 km) der Preuß. Staatsbahnen und an der L.-Warsteiner Eisenbahn (30,7 km, Nebenbahn), Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Paderborn und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 11118 (1890: 10406) E., darunter 3149 Evangelische und 250 Israeliten, Postamt erster Klasse, Realgymnasium, freiweltliches Damenstift mit schöner Kirchenruine; großes Eisenwerk mit Drahtzieherei, Fabrikation von Bindfaden, Cigarren und Bürsten, Kunstdruckereien und bedeutenden Handel. - Die Stadt wurde um 1150 vom Grafen Bernhard II. von Lippe gegründet, erhielt 1196 Stadtrechte, war seit 1445 gemeinsamer Besitz der Herzöge von Cleve-Mark und des Hauses Lippe, ward Hansestadt und Festung. Die eine Hälfte der Stadt kam 1666 mit der Grafschaft Mark an Brandenburg, und die Lippische Hälfte wurde 1850 gegen eine Rente an Preußen abgetreten. - Vgl. Chalybäus, L. Ein Beitrag zur deutschen Städtegeschichte (Lippstadt 1876).

^[Abb.]

Lips, Joest, Philolog, s. Lipsius, Justus.

Lips, Joh. Heinr., Maler, Zeichner und Kupferstecher, geb. 29. April 1758 zu Kloten bei Zürich, wurde durch Schellenberg in Winterthur im Radieren und Ätzen unterrichtet und begann 1780 in Mannheim an der Akademie ein eifriges Studium nach der Antike. Im folgenden Jahre siedelte er nach Düsseldorf über, wo er einen vortrefflichen Stich des heil. Sebastian nach van Dyck anfertigte. 1783 reiste er nach Rom, wo er nun zumeist lebte. 1789 wurde er auf Goethes Veranlassung als Professor an der Zeichenakademie in Weimar angestellt. Bis 1794 blieb er dort, um sich dann dauernd in Zürich niederzulassen, wo er 5. Mai 1817 starb. Nahezu 1450 Kupferstiche gehen auf ihn zurück.

Johann Jakob L., Sohn des vorigen, geb. um 1790 in Zürich, ebenfalls Kupferstecher, war in München gebildet und stach nach G. Romano und eigenen Entwürfen. Aus Verdruß über eine mißlungene Arbeit gab er sich 3. Mai 1833 den Tod.

Lipschitz, Rudolf, Mathematiker, geb. 14. Mai 1832 zu Königsberg i. Pr., wurde 1857 Privatdocent in Bonn, 1862 Professor in Breslau, 1864 in Bonn. L. hat sich durch zahlreiche, in verschiedenen Akademieschriften und Fachjournalen enthaltene Abhandlungen an fast allen Gebieten der reinen und angewandten Mathematik beteiligt; hervorzuheben ist sein "Lehrbuch der Analysis" (2 Bde., Bonn 1877 u. 1880); von Interesse für weitere Kreise: "Wissenschaft und Staat" (ebd. 1874), "Bedeutung der theoretischen Mechanik" (Berl. 1876).

Lipsǐa, neulat. Name für Leipzig.

Lipsiāner, s. Lipsius, Justus.

Lipsǐus, Ida Maria, Schwester von Justus Hermann L., geb. 30. Dez. 1837 zu Leipzig, ist als musikalische Schriftstellerin unter dem Namen La Mara aufgetreten. Aus ihrer Feder sind namentlich die "Musikalischen Studienköpfe" (5 Bde., Lpz. 1868 fg.; zum Teil in 7. Aufl.) bekannt geworden. Außerdem verdeutlichte sie "Musikalische Gedanken-Polyphonie, Aussprüche berühmter Tonsetzer über ihre Kunst" (Lpz. 1873), eine Übersetzung von F. Liszts "F. Chopin" (2. Aufl., ebd. 1896), "Musikerbriefe aus fünf Jahrhunderten" (2 Bde., ebd. 1886), "Klassisches und Romantisches aus der Tonwelt" (ebd. 1892) und "Franz Liszts Briefe" (3 Bde., ebd. 1893-94; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl., 1894). Ferner erschienen von ihr mehrere Natur- und Landschaftsskizzen: "Im Hochgebirge" (Lpz. 1876) und "Sommerglück" (ebd. 1881).

Lipsǐus, Justus, eigentlich Joest Lips, Philolog, geb. 18. Okt. 1547 zu Overissche bei Brüssel, wurde von den Jesuiten in Köln unterrichtet, studierte zu Löwen die Rechte und Altertumskunde und begab sich 1567 nach Rom, wo er lat. Sekretär des Kardinals Granvella wurde. 1569 kehrte er nach Löwen zurück, wandte sich nach Wien und wurde 1572 Professor der Beredsamkeit und der Geschichte zu Jena, 1574 ging er nach Köln, von da nach Löwen zurück und erhielt 1579 den Lehrstuhl der Geschichte in Leiden. Hier wirkte er 12 Jahre lang, mußte aber wegen Intoleranz in polit. und religiösen Grundsätzen, die auch in den Schriften "Politicorum libri VI" (Antw. 1589) und "De una religione" (Leid. 1590) hervortrat, sein Amt niederlegen, worauf er 2 Jahre in Lüttich und Spaa lebte. Dann erhielt er wieder eine Anstellung in Löwen, und kurz vor seinem Tode (23. März 1606) ward er Historiograph des Königs von Spanien. In Jena hatte er sich zur luth., in Leiden zur reform. Kirche bekannt, später war er zum Katholicismus zurückgetreten. Ein wesentliches Verdienst erwarb sich L. um Kritik und sachliche Erklärung der lat. Klassiker, insbesondere des Tacitus (Antw. 1574 u. ö.). Seine geschraubte Schreibweise (der stilus Lipsianus, eine Verschmelzung des archaischen Lateins mit dem des L. Apulejus, Tertullian u. s. w. als Gegensatz zum ital. Ciceronianismus wurde von seinen Nachahmern, die man Lipsianer nannte, noch überboten. Von seinen vielen andern Schriften sind hervorzuheben: "Variarum lectionum libri III" (Antw. 1569), ferner "Antiquarum lectionum libri V" (ebd. 1575; 2. Aufl., Leid. 1596) und "Epistolicarum quaestionum libri V" (Antw. 1577), sodann das gedankenreiche Werk "De constantia in publicis malis" (ebd. 1584; deutsch Lpz. 1802). Zahlreich sind seine Briefe, teils durch ihn selbst als "Epistolae selectae" (2 Bde., Leid. 1586-90), teils von Burmann gesammelt (5 Bde., Amsterd. 1727). Seine "Opera omnia" erschienen Antwerpen 1585 (8 Bde.; 2. Aufl., 4 Bde., 1637) und Wesel 1675 (4 Bde.). - Vgl. Raeß, Die Konvertiten seit der Reformation, Bd. 3 (Freib. i. Br. 1867); Galesloot, Particularités sur la vie de J. L. (Brügge 1877); Amiel, Un publiciste du 16e^[16_{e}] siècle: Juste L. (Par. 1884); van der Haeghen, Bibliographie Lipsienne (3 Bde., Gent 1886-88).

Lipsǐus, Justus Hermann, Philolog, Bruder des folgenden, geb. 9. Mai 1834 zu Leipzig, studierte daselbst und wirkte dann in verschiedenen Lehrämtern an der Nikolai- und Thomasschule zu Leipzig und den Fürstenschulen zu Meißen und Grimma. Als Konrektor an die Nikolaischule nach Leipzig zurückgekehrt (1863) und 1866 zum Rektor ernannt, lehrte er seit 1869 zugleich als außerord. Professor der klassischen Philologie an der Universität. Ostern 1877 zum ord. Professor und Direktor des bis 1890 mit der Universität verbundenen russischen philol. Seminars ernannt, legte er bald sein Rektorat nieder, um sich ausschließlich der akademischen Thä-^[folgende Seite]