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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lithoidwäsche; Litholapaxie

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Lithoidwäsche - Litholapaxie

trocken ist, mit Kolophoniumstaub angepudert; darauf wird der Stein mit Watte und Talkstein von allen Stäubchen gereinigt, um dann mit offener Stichflamme, vermittelst hierzu angefertigter Lampe, erwärmt zu werden. Alle Feuchtigkeit wird hierdurch herausgezogen und die Farbe verbindet sich mit dem zerschmelzenden Kolophonium zu einer Schutzdecke gegen das nun vorzunehmende stärkere Ätzen mit Scheidewasser und arab. Gummi. Dieses Verfahren hebt die Zeichnung reliefartig und liefert eine viel größere Anzahl scharfer Drucke, ist auch in der Schnellpresse leicht zu behandeln. Auch für Kreidezeichnungen ist es anzuwenden.

Der Druck einer geätzten Platte geht nun auf der Handpresse in der Weise vor sich, daß vor jedem Abzug die Platte mittels eines Schwammes oder weichen Lappens mit reinem Wasser gleichmäßig befeuchtet, "gewischt" wird; bei Schnellpressen geschieht dies durch einen selbstthätigen Feuchtapparat. Die Zeichnung stößt die Feuchtigkeit ab und nimmt nur die Farbe an, die ihr nun durch die Farbwalzen zugeführt wird, während der feuchte Stein keine Farbe annimmt. Nun wird der Bogen aufgelegt und durch die Presse gezogen, worauf die Manipulation wieder von vorn beginnt, bis zur Vollendung der Auflage. Nach dem Druck schwärzt man die Zeichnung mit einer besonders fetten Farbe, sog. Konservierfarbe ein und überzieht den Stein mit einer Mischung von arab. Gummi, das in Wasser aufgelöst ist; der Stein bleibt so druckfähig.

Zu großer Bedeutung hat sich die Photolithographie emporgeschwungen. Legt man auf ein mit Chromgelatine einseitig überzogenes und getrocknetes Papier ein photogr. Strichnegativ und läßt von oben Licht einfallen, so sieht man bald unter den durchsichtigen Strichen die gelbe Gelatineschicht sich braun färben. Das Resultat ist eine braune Zeichnung auf gelbem Grunde. Feuchtet man ein solches Blatt mit Wasser an, so bleiben die braunen, belichteten Stellen trocken, da sie unter dem Einfluß des Lichts ihre Quellfähigkeit und Aufsaugungsfähigkeit für kaltes Wasser verloren haben, der Grund der Zeichnung wird durch Wasseraufnahme feucht. Ein solches Blatt, mit fetter Schwärze eingewalzt, nimmt nur an den trocknen Stellen Farbe an, während der feuchte Grund dieselbe abstößt. Man erhält ein Bild der Zeichnung in fetter Schwärze, das man nun auf einen Stein umdrucken, ätzen und in der lithogr. Presse drucken kann.

Viel Anwendung findet die Photolithographie zur Vervielfältigung von Karten und Plänen, die groß gezeichnet, photographisch beliebig verkleinert werden. Auch die Herstellung von Chromolithographien in verschiedenen Größen wird durch die Photolithographie ermöglicht, ferner die Wiedergabe von Naturaufnahmen in Halbtönen, die nach Art der Autotypie (s. d.) in feine Linien und Punkte im Negativ zerlegt werden und sich so wie eine Linienzeichnung auf Gelatinepapier kopieren, einschwärzen und auf den Stein umdrucken lassen.

Eine Kostenersparnis wird neuerdings durch die Einführung von Zinkplatten als Ersatz für den teuren und in großen Formaten immer schwerer zu beschaffenden Solnhofener Lithographiestein verschafft; dieser Zinkdruck hat jetzt eine ausgedehntere Anwendung gefunden. Alle Zeichenmanieren lassen sich ausführen, Materialien sowie das Druckverfahren bleiben mit geringen Abänderungen dieselben wie beim Steindruck; nur das Gummi wird mit Gallussäure statt mit Salpeter- oder Salzsäure versetzt. Die Handhabung der Zinkplatten ist leichter als die des schweren Steins; der lithogr. Zinkdruck findet Anwendung zur Herstellung von Plänen, Plakaten in schwarzer und mehrfarbiger Ausführung und neuerdings auch von chromolithogr. Arbeiten. Indes sind Korrekturen schwerer auszuführen, so daß sich die Anwendung dieses Verfahrens für manche Arbeiten, namentlich für Landkarten, durchaus nicht empfiehlt.

Der Erfinder der Lithographie ist Aloys Senefelder (s. d.), der 1796 seine neue Kunst der Öffentlichkeit übergab; 1799 erhielt er ein Privilegium für Bayern. André in Offenbach erwarb letzteres käuflich und legte in Offenbach eine Druckerei für Lithographie an. Die neue Kunst wurde zunächst in München durch Ferd. Piloty (gest. 1844) und Jos. Löhle (gest. 1840) sowie durch Franz Hanfstängl (s. d.) künstlerisch verwertet, gewann dann durch C. Hildebrandt, Feckert (s. d.) und Ad. Menzel (s. d.) in Berlin Bedeutung, wurde durch Kriehuber (s. d.) und C. von Pettenkofen in Wien eingebürgert, durch Senefelder selbst nach England verbreitet und durch die Maler H. Vernet, Bellange, Isabey (s. d.) u. a. in Frankreich geübt, in welch letzterm Lande die Lithographie neuerdings durch Mouilleron, Chéret, Maurou u. a. am meisten künstlerische Selbständigkeit und weitgehendste Verbreitung gefunden hat. Zur Entwicklung dcr Chromolithographie hatte schon Senefelder die Grundlage gelegt; vervollkommnet wurde sie durch G. Engelmann (gest. 1839) in Paris. 1823 wurde dies Verfahren dann von F. Weishaupt (z. B. zur Illustration der brasil. Reisewerke von Spir und Martius), bald darauf von C. Hildebrandt in Berlin (z. B. für die Tafeln zu Zahns Die schönsten Ornamente u. s. w. aus Pompeji), ferner in hervorragender Weise von L. Curmer in Paris (seit 1841 bei der Reproduktion der Miniaturen in dem berühmten Gebetbuch der Königin Anna von Bretagne) ausgenutzt. Photolithographien hatte Ransonet in Österreich schon 1805 herzustellen versucht, darauf mit besserm Erfolg seit 1869 Ducos de Hauron und Cros in Paris, seit 1870 Joseph Albert (s. d.) in München. Dann gelangte Professor Vogel in Berlin zusammen mit dem Lithographen Ulrich auf ein ganz eigenartiges photomechan. Verfahren, das von ihm jedoch ebenso wie von Albert zunächst auf den Lichtdruck angewendet wird. In neuester Zeit sind in der Technik der Lithographie bedeutende Fortschritte gemacht und besonders ist die Chromolithographie wie der Farbendruck auf Schnellpressen überhaupt zu großer Vollkommenheit gebracht worden.

Vgl. Senefelder, Vollständiges Lehrbuch der Lithographie (Münch. 1818 u. ö.); Neubürger, Der Farbendruck auf der Steindruckpresse (Berl. 1868); Weishaupt, Das Gesamtgebiet des Steindrucks (5. Aufl., Weim. 1875, nebst Atlas); Richmond, Grammar of lithography (6. Aufl., Lond. 1886; deutsch von Franke, Lpz. 1880); Hesse, Die Chromolithographie (Halle 1896); Freie Künste, Zeitschrift für Lithographie und Steindruck (Wien).

Lithoidwäsche, s. Gummiwäsche.

Litholapaxie (grch.), die Entfernung der Blasensteine durch Zertrümmerung mit dem Lithotriptor in einer Sitzung, im Gegensatz zur Lithotripsie (s. Steinoperationen), bei welcher der Blasenstein durch mehrere Operationsakte beseitigt wird.