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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lituiten - Litze

7. Nov. 1864, hat sich trotz seiner Jugend durch Arbeiten über Spektralapparate und Heliostaten einen geachteten Namen erworben. – Heinrich von L., der jüngere Bruder Karl von L.s, geb. 26. Jan. 1820 zu Wien, Linienschiffskapitän in der österr. Marine, gest. 25. April 1895 in Abbazia, veröffentlichte mehrere Schriften aus dem Seefach (z. B. "Handbuch der Seemannschaft", Wien 1859), eine "Anleitung zur plastischen Darstellung des Meeresgrundes" (1850), eine "Biographie des Nordpolfahrers Weyprecht" (Wien 1881); ferner: "Aus der See" (4. Aufl., Triest 1876), "Von Wien an die Adria nach Triest und Fiume, Reisebilder" (4. Aufl., Wien 1883), "Die Semmeringfahrt" (edd. 1883), "Fiume und Abazzia im österr. Küstenlande" (2 Bde., 1885).

Litūiten (Litūites Breyn), wichtige Leitfossilien der ältern silurischen Schichten, Gattung der Nautiliden (s. d.), die die aufgerollte Schalenform des Nautilus (s. d.) mit der geradlinigen der Geradhörner (Orthoceratiten, s. d.) verbinden und also den Übergang zwischen beiden bilden.

Liturgie (grch. leiturgīa), bei den Athenern Bezeichnung für gewisse, von den Bürgern auf ihre Kosten übernommene Dienstleistungen; im Neuen Testament im Sinne von priesterlicher Verrichtung gebraucht; in der christl. Kirche die geordnete Reihenfolge der beim öffentlichen Gottesdienst, also insbesondere bei dem sonn- und festtäglichen Hauptgottesdienst (Sonntagsliturgie, Festliturgie), und bei den immer wiederkehrenden gottesdienstlichen Handlungen, wie Taufe, Trauung, Begräbnis, zu verrichtenden Gebete, Gesänge und sonstigen heiligen Gebräuche. In der ältesten Zeit stand den Gemeindevorstehern (Bischöfen) die Befugnis zu, die L. in ihrer Kirche zu bestimmen, und die Filialkirchen nahmen gewöhnlich die L. der Mutterkirche an. Später suchte man eine gewisse Gleichheit der L. zu erzielen, und es bildeten sich L., die in größern Kirchengebieten gemeinsam gebraucht wurden. Als die vorzüglichsten davon werden genannt: im Morgenlande die palästinensische, die kleinasiatisch-kappadocische, die syrisch-antiochenische und die ägyptisch-alexandrinische; im Abendlande die afrikanisch-karthagische, die gallikanische, hispanische oder mozarabische und die römische. Im 5. Jahrh. war im Morgenlande die L. von Basilius d. Gr. am weitesten verbreitet. Neben ihr fand die verkürzte des Chrysostomus Eingang, die noch jetzt in der griech. Kirche gebräuchlich ist. Die röm. Päpste waren unablässig bemüht, eine Gleichheit im Kultus der ihnen unterworfenen Kirche herbeizuführen, und veranlaßten zu diesem Zweck im Laufe der Zeit eine große Anzahl von liturgischen Büchern (lat. Sacramentarium, officium, liber officialis), so als älteste Sammlung liturgischer Formulare des Sacramentariums Leos d. Gr. und das Sacramentarium Gelasius' II. und den Meßkanon von Gregor I. Dieser ist die Richtschnur für den Gottesdienst der gesamten abendländ. Kirche geworden. Die allgemeine Einführung der römischen L. konnten die Päpste nur allmählich erlangen, und selbst noch jetzt herrscht keine vollständige Übereinstimmung in der L. der kath. Kirche. Die liturgischen Bücher mit den noch jetzt gültigen Vorschriften für den Gottesdienst und die gottesdienstlichen Handlungen in der röm.-kath. Kirche sind: das Breviarium Romanum (s. Brevier), das Missale Romanum (s. Missale), das Pontificale Romanum (s. d.), das Cereminiale episcoporum (s. d.) und das Rituale Romanum (s. d.). Die L. in den aus der Reformation hervorgegangenen evang. Landeskirchen wurde durch die Kirchenordnungen (s. d.) und Agenden (s. d.) bestimmt. - Vgl. Codex liturgicus, hg. von Daniel (4 Bde., Lpz. 1847-55); J. L. König, Die Hauptliturgien der alten Kirche in wortgetreuer Übersetzung (Neustrelitz 1865); Probst, Die L. der drei ersten christl. Jahrhunderte (Tüb. 1870); ders., Die L. des 4. Jahrh. und deren Reform (Münst. 1893); Da Carpi, Compendiosa bibliotheca liturgica (Bologna 1878).

Litúrgik (grch.), die Wissenschaft von der Gestaltung und Verwaltung des öffentlichen Gottesdienstes in der christl. Kirche. Sie bildet einen Teil der praktischen Theologie und wird gewöhnlich in den Werken über diese mitbehandelt. - Vgl. Bassermann, Entwurf eines Systems evangelischer L. (Stuttg. 1888); Hering, Hilfsbuch zur Einführung in das liturgische Studium (Wittenb. 1888); Fr. Spitta, Zur Reform des evang. Kultus (Gött. 1891); Thalhofer, Handbuch der katholischen L. (2 Bde., Freib. i. Br. 1887-93).

Liturgische Bücher, s. Liturgie.

Liturgische Gewänder, die Kleidungsstücke, welche der kath. Priester, der ursprünglich keine Amtstracht trug, bei den gottesdienstlichen Handlungen anlegt. Im 5. Jahrh. wurde bestimmt, daß kein Teil des Profangewandes den Priester beim Gottesdienst kleiden solle. Die L. G. sind überall auf die spätröm. Tracht zurückzuführen, wenn sie auch deren Form bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Die vollständige Tracht eines celebrierenden Bischofs besteht aus folgenden Stücken in der Reihenfolge, wie sie angelegt werden: die Strümpfe, die Schuhe, das Schultertuch, die Alba, der Gürtel, die Stola, die Tunicella, die Dalmatica, die Casula, die Handschuhe, die Inful, die Manipula, das Rationale (jetzt selten getragen), das Pallium, die Ringe, der Bischofsstab. (S. auch Meßgewand.)

Litǔus (lat.), im alten Rom der oben gekrümmte Stab der Augurn, mit dem sie den heiligen Bezirk für die Vogelschau abgrenzten; auch ein altröm. Kriegsmusikinstrument, aus einer konischen, aber geraden, unten hakenförmig gekrümmten Metallröhre. - In der Mathematik ist L. eine Spirale (s.d.), deren Gleichung in Polarkoordinaten lautet: r² φ=const. Die Gerade, von der ab die Winkel φ gemessen werden, ist eine Asymptote der Kurve. (S. Tafel: Kurven II, Fig. 9.)

Litwos, Pseudonym des poln. Schriftstellers Sienkiewicz (s. d.).

Lithérses, ein Bastard des phrygischen Königs Midas, besaß in der Nähe von Kelänä am Mäander in Phrygien reiche Kornfelder. Er war ein gewaltiger Esser und Trinker. Jeden Fremdling, der des Weges kam, lud er zum Schmause ein, zwang ihn aber dann, in der Hitze des Tages den mannshohen Weizen zu mähen, und schnitt ihm am Abend den Kopf ab; den Leib band er in die Garben. Er wurde von Herakles erschlagen. - Vgl. Mannhardt, Mytholog. Forschungen (Straßb. 1884).

Litze, Schnur, Borte, Tresse, aus Leinen, Baumwolle, Wolle, Silber- oder Goldfäden gewirkt, welche als Besatz an Kleidern, besonders Militäruniformen, getragen wird. Die Mannschaften der Garde- und Leibregimenter der deutschen Armee haben am Kragen und den Aufschlägen des Waffenrocks eine oder mehrere L. aus weißem oder gelbem baumwollenem Stoff, die Offiziere dieser Regimenter.