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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lorch - Lord Lieutenant

Hafen dient Aguilas (s. d.). L. ist das alte Elicroca mit Bauresten, Mauern und Schloß aus maur. Zeit. 1879 litt die Stadt durch Überschwemmung.

Lorch. 1) L. in Württemberg (Laureacum), Stadt im Oberamt Welzheim des württemb. Jagstkreises, an der Rems und der Linie Stuttgart-Nördlingen der Württemb. Staatsbahnen, Sitz eines Kameral- und Revieramtes, hat (1895) 2515 (1890: 2429) E., darunter 69 Katholiken, Post, got. Kirche (10. Jahrh.), Rathaus (1690), Real-, Fortbildungs-, Industrieschule; Teigwaren-, Kartonnagen-, Stockfabrik, Beindreherei, Landwirtschaft, Viehzucht, Obstbau und Milchhandel. Der Ort war eine röm. Militärstation am Pfahlgraben (s. d.). Die Umfassungsmauern des röm. Kastells wurden 1893 aufgefunden. L. gehörte zu den ersten Besitzungen der Hohenstaufen und kam 1251 an Württemberg. Nordöstlich liegt auf dem sog. Liebfrauenberg, einem Vorhügel der rechten Remsthalgehänge, das ehemals berühmte Benediktinerkloster L., welches von Herzog Friedrich von Hohenstaufen 1102 gestiftet, 1525 von den Bauern zerstört, 1531-47 wiederhergestellt wurde. Die schöne, ursprünglich roman. Kirche bewahrt die Gebeine von 21 Gliedern des hohenstaufischen Hauses, darunter die des Stifters und seiner Gemahlin Agnes. - Vgl. Kirn, Führer durchs Kloster L. (3. Aufl., Lorch 1888). - 2) L. am Rhein, Stadt im Rheingaukreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, an der Mündung der Wisper in den Rhein und der Linie Frankfurt a. M.-Niederlahnstein der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2150 (1890: 2127) E., darunter 91 Evangelische, Post, Telegraph, eine schöne Kirche (12. Jahrh.); ehem. Fabrik und Weinbau. - Urkundlich schon 832 genannt, war L. im frühen Mittelalter wichtige Grenzfeste. Am rechten Ufer der Wisper die Trümmer der Burg Nollicht oder Nollingen, 6 km im NO. im Sauerthal die Ruinen der 1689 von den Franzosen gesprengten Sickingenschen Feste Sauerburg, 8 km im N. die Ruine Rheinberg.

Lorch, Dorf im Gerichtsbezirk Enns der österr. Bezirkshauptmannschaft Linz in Oberösterreich, nahe dem rechten Ufer der Donau und der Mündung der Enns, hat (1890) 169, als Gemeinde 1327 E., eine Kirche des heil. Laurentius (13. Jahrh.). L. ist die röm. Kolonie Laureacum, einer der wichtigsten militär. Punkte der Römer in diesen Gebieten. Sie wurde als Militärkolonie vom Kaiser Marc Aurel zur Zeit des Markomannenkrieges, wahrscheinlich 167-174 n. Chr. gegründet. Schon Mitte des 3. Jahrh. war hier ein Bistum, das später zum Erzbistum erhoben, 738 aber nach Passau verlegt ward. - Vgl. Cori, Lauriacum oder L. (im "Linzer 30. Musealbericht").

Lorchel, Pilzgattung, s. Helvella.

Lord (angelsächs. hlâford, d.i. Brotherr), ein engl. Titel, der allen Peers (s. Pairs) gemeinsam ist und bei denjenigen, die nach allgemeinem Gebrauch (by courtesy) wie Peers tituliert werden (Söhne der Dukes und Marquises und älteste Söhne der Earls), ebenfalls angewandt wird. Das Wort kommt ferner in Verbindung mit Amtstiteln vor (L. Chief Justice, L. Justice of Appeal [s. Court], L. High Almoner [s. Almosenier], L. of the Treasury, L. of the Admiralty [s. Englische Verfassung, Bd. 6, S. 146 b, und Großbritannien, Bd. 8, S. 413 fg.), Lord Chancellor [s. d.], Lord Lieutenant [s. d.], Lord Lieutenant of Ireland [s. d.], Lord Mayor [s. Mayor]. Die Richter der höhern Gerichtshöfe in England und Irland werden im Gerichtshofe "Mylord" angeredet, aber nicht im gewöhnlichen Leben, selbst wenn das Wort L. in ihrem Amtstitel vorkommt. In Schottland haben indessen die Richter des Court of Session den Titel L., als ob sie Peers wären. Den Bischöfen kommt der Titel L. zu, weil sie kraft ihres Amtes Peers sind.

Lord Chancellor (spr. tschännß'lör, Lordkanzler), engl. Bezeichnung für einen der höchsten Staatsbeamten. Der Kanzler war ursprünglich ein Geistlicher und hat jetzt noch den Titel "Hüter des königl. Gewissens", in welcher Eigenschaft er die königl. Patronatsrechte ausübt. Auf seinen Rat griff der König mildernd ein, wenn das starre Recht der Obergerichtshöfe nicht den Forderungen der Billigkeit entsprach. Hieraus entstand seit Richard II. eine regelmäßige Gerichtsbarkeit des Kanzlers in dem High Court of Chancery, die zuerst namentlich dazu angewandt wurde, um wortbrüchige Treuhänder (d. h. Personen, welchen formell das Eigentum an Grundstücken übertragen wurde mit der Weisung, die Nutzung einer andern Person und ihren Rechtsnachfolgern zu überlassen) zur Erfüllung ihrer Pflichten zu zwingen. Diese Gerichtsbarkeit dehnte sich allmählich auf andere verwandte Verhältnisse aus und wurde dann überhaupt angewandt, wo der Rechtsschutz der gemeinrechtlichen Gerichtshöfe nicht genügte. Jetzt ist der Court of Chancery im High Court aufgegangen (s. Court) und die Grundsätze der "Billigkeit" werden in allen Gerichtshöfen ausgeübt. Der L. C. (gewöhnlich auch Großsiegelbewahrer) war aber außerdem Ratgeber des Königs und einer der ersten Minister der Krone.

Im heutigen Staatswesen ist er 1) Haupt der Gerichtsbarkeit und befugt, sowohl in erster Instanz als im Court of Appeal als Richter zu fungieren; da er jetzt immer zum Peer ernannt wird, ist er auch Mitglied des Gerichtshofs des House of Lords; 2) Kabinettsminister, der mit dem Home Secretary zusammen die Funktionen eines Justizministers ausfüllt: 3) Vorsitzender des House of Lords. In der offiziellen Rangliste figuriert er zwischen dem Erzbischof von Canterbury und dem Erzbischof von York. Diese drei Würdenträger rangieren unmittelbar nach den Mitgliedern der königl. Familie und vor den Herzögen. Sein Titel ist Lord High Chancellor of Great Britain. Irland hat seinen eigenen L. C. Der englische L. C. muß Mitglied der anglikan. Kirche sein. Er ist der einzige Richter, der vom Souverän ohne weiteres entlassen werden kann, und tritt bei jedem Regierungswechsel ab.

Lord-Howe-Insel (spr. hau), Liuniuwa oder Outong-Java, niedrige Koralleninsel, zu Neusüdwales gehörig, zwischen Australien und Neuseeland, unter 159° östl. L. und 31° 30' südl. Br., hat 15,9, mit den vier Nebeninseln 16,29 qkm und (1880) 65 E. Die Vegetation ist dem Typus Ostaustraliens verwandt, aber eigentümlich. Besonders auffallend sind einige Palmen mit über meterlangen, wie ein dicker Spieß gestalteten Blütenkolben, Kentia Balmoreana Fr. Müll (s. Kentia und Tafel: Palmen III, Fig. 2).

Lordkanzler, s. Lord Chancellor.

Lord Lieutenant (spr. lĕftennĕnt), Titel eines Beamten in England, Schottland und Irland, welcher nominell Befehlshaber der Miliz in seiner Grafschaft ist, aber ebensowenig wie seine Stellvertreter, die Deputy Lieutenants, eine amtliche Thätigkeit