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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lurchfische; Lure; Lurgan; Lurĭstan; Lürlebad; Lurlei; Lurlochhöhle; Lürssen; Lurtage; Lus; Lûs; Lusá; Lusaru; Lusatĭa; Lūschai; Luschka

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Lurchfische – Luschka

Deshalb ist auch die Lebensenergie oder der Stoffwechsel der Tiere nur gering und die durch denselben erzeugte Wärme unbedeutend, d. h. die Temperatur des Körpers erhebt sich stets nur wenig über die der Umgebung. Die L. besitzen keine äußern Zeugungsglieder, legen weiche, schalenlose und nur mit einer im Wasser sehr stark quellenden Gallerthülle umgebene Eier in das Wasser; einige gebären auch lebendige Junge, während andere (Alytes, Pipa) die an verschiedenen Körperstellen befestigten Eier bis zum Ausschlüpfen der Jungen mit sich herumtragen. Aus dem Laich, der in unregelmäßigen Klumpen (Frösche), oder in Schnüren (Kröten), vielfach auch ganz einzeln (Molche) abgelegt wird, entwickeln sich Larven, die in Körpergestalt und Lebensweise von den Eltern verschieden sind, eine Metamorphose durchlaufen, während der sie ziemlich fischähnlich werden (s. umstehende Abbildungen): alle besitzen einen ansehnlichen Ruderschwanz, atmen durch Kiemen und verwandeln sich erst allmählich in die ausgebildeten Formen. Die meisten L. haben ein sehr zähes Leben und können monatelang ohne Nahrung ausdauern, selbst in sehr engen Räumen, wenn sie nur Feuchtigkeit genug haben. Viele leben nur im Wasser; die auf dem Lande wohnenden ziehen feuchte, dunkle Aufenthaltsorte vor; einzelne (Olm, Blindwühler) kommen freiwillig nie an das Tageslicht. Die erwachsenen Tiere genießen nur tierische Nahrung, besonders kleine Insekten, Schnecken, Würmer; die Larven nähren sich öfters von Pflanzenstoffen. Einige, wie Kröten und Salamander, sondern aus Drüsen der Haut einen scharfen , meist knoblauchartig riechenden Milchsaft ab, aus dem man ein heftiges, herzlähmendes Gift (Samandarin) ausgeschieden hat.

Fossile L. kennt man zuerst aus der Steinkohlenperiode, sehr merkwürdige, teils noch fischähnliche, teils auch reptilien-, besonders krokodilähnliche Formen. Die sog. Mastodonsaurier (s. d.) oder Labyrinthodonten (Wickelzähner) gehören hierher, ferner der Riesenmolch aus den tertiären Süßwasserkalken von Öningen (Andrias Scheuchzeri), dessen Skelett Homo diluvii testis (s. d.) genannt wurde.

Unter den heutigen L. unterscheidet man allgemein folgende drei Ordnungen: 1) die Blindwühler (s. d.) oder Cöcilien (Gymnophiona, Apoda); 2) die Schwanzlurche (s. d., Urodela, Caudata) mit zwei Unterordnungen, die Molche (s. d., Salamandrinae) und die Fischlurche oder Kiemenmolche (Ichthyoidae oder Perennibranchiata, s. d.), und 3) die Froschlurche (s. d.), schwanzlose L. (Batrachia, Anura, Ecaudata).

Vgl. J. G. ^[Johann Gottlob] Schneider, Historia amphibiorum naturalis (Jena 1798‒1801); Wagler, Natürliches System der Amphibien (Stuttg. 1830); Duméril und Bibron, Erpétologie générale ou histoire naturelle complète des reptiles (9 Bde., Par. 1835‒50); E. Schreiber, Herpetologia europaea (Braunschw. 1875); von Bedriaga, Die Lurchfauna Europas. Ⅰ Anura. Froschlurche (Moskau 1891) und die betreffenden Kataloge des British Museum von G. A. Boulenger.

Lurchfische, s. Lungenfische.

Lure (spr. lühr). 1) Arrondissement des franz. Depart. Haute-Saône, hat 1757,43 qkm, (1891) 126412 E., 203 Gemeinden und 10 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements L., am rechten Ufer des Oignon und an den Linien Paris-Belfort und Aillevillers-L. der Ostbahn, hat (1891) 4594, als Gemeinde 4838 E., Reste einer Abtei, ein Collège; Baumwollweberei, Fabrikation von Mützen und Strohhüten, Handel mit Getreide, Wein und Kirschwasser. In der Nähe Glas- und Eisenhütten. Bis 1680 gehörte L. (als Lüders) zu Deutschland.

Lurgan (spr. löhrgänn), Stadt in der irischen Grafschaft Armagh, im S. des Lough Neagh, 32 km im WSW. von Belfast, hat (1891) 11447 E., ein Zuchthaus; Fabrikation feiner Leinwand, Bierbrauerei und Brennerei.

Lurĭstan (d. h. Gebirgsland), eine der südwestl. Provinzen Persiens, im S. von Ardilan und im N. von Chusistan, aus welcher der zum Schatt el-Arab gehende Kercha herabkommt, etwa 39100 qkm groß, bei den Alten Zagros genannt. Die Bewohner sind meist Bachtijari (s. d.), die einzige Stadt ist Chorremabad (s. d.).

Lürlebad, s. Chur.

Lurlei, s. Lorelei.

Lurlochhöhle, s. Lueglochhöhle.

Lürssen, Christian, Botaniker, geb. 6. Mai 1843 zu Bremen, studierte 1866‒68 in Jena Naturwissenschaften, habilitierte sich 1872 an der Universität Leipzig, an dessen botan. Institut er zugleich Assistent war, wurde 1881 Kustos des Herbariums daselbst, 1884 Professor der Botanik an der Forstakademie Eberswalde, von wo er 1888 in gleicher Eigenschaft nach Königsberg berufen wurde. Er schrieb: «Über den Einfluß des roten und blauen Lichts auf die Strömung des Protoplasmas» (Brem. 1868), «Zur Kontroverse über die Einzelligkeit oder Mehrzelligkeit des Pollens der Onagrarieen u. s. w.» (Jena 1868), «Zur Keimungsgeschichte der Osmundaceen» (Lpz. 1871), «Filices Graeffeanae» (ebd. 1871), «Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Farnsporangien» (ebd. 1872), «Mediz.-pharmaceut. Botanik» (ebd. 1877‒82), «Grundzüge der Botanik» (ebd. 1877; 5. Aufl., ebd. 1893). Außerdem bearbeitete er die Farnpflanzen in Rabenhorsts «Kryptogamenflora von Deutschland, Österreich und der Schweiz», Bd. 3 (Lpz. 1884‒89) sowie die Forstbotanik in Loreys «Handbuch der Forstwissenschaft», Bd. 1, Abteil. 1 (Tüb. 1887‒88). L. redigiert die «Bibliotheca botanica».

Lurtage, s. Lostage.

Lûs oder Las (d. h. Ebene), der südöstlichste Teil von Belutschistan, etwa 20000 qkm groß, zwischen dem Kirthargebirge und dem Habfluß im O. und dem Hingol im W. Der Hauptstrom ist der Purali. Hauptorte sind Sunmiani an der Küste und Bela.

Lus, alte kanaanit. Stadt, s. Bethel.

Lusá, rechter Nebenfluß des Jug (zum Flußgebiet der Dwina gehörig) im russ. Gouvernement Wologda, entspringt im Kreis Ust-Syssolsk, ist 422 km lang und auf 300 km schiffbar.

Lusaru, Dorf, s. Luserna.

Lusatĭa, neulat. Name für Lausitz.

Lūschai (d. h. Männertöter), Bezeichnung der Kuki (s. d.), weil sie Kopfjäger sind.

Luschka, Hubert von, Anatom, geb. 27. Juli 1820 zu Konstanz, erlernte erst die Pharmacie in Überlingen, studierte seit 1841 in Freiburg und Heidelberg Medizin und ließ sich 1844 in Meersburg, späterhin in Konstanz als praktischer Arzt nieder. 1849 wurde er als Prosektor und außerord. Professor nach Tübingen berufen und erhielt daselbst 1855 die ord. Professur der allgemeinen pathol. und chirurg. Anatomie und die Direktion des anatom. Instituts. Er starb 1. März 1875 in Tübingen.