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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lwów – Lycien

dem Militärdienste, in dem er bis zum Generalmajor und Adjutanten des Kaisers Nikolaus aufrückte. Zur Enthüllungsfeier der Alexandersäule in Petersburg 11. (23.) Dez. 1833 komponierte er nach Originalen Händels und Haydns die russ. Nationalhymne «Bóže Carjá chrani» («Gott sei des Kaisers Schutz», gedichtet von W. Shukoffski in Dorpat), die seinen Ruhm begründete. Er wurde 1837 Direktor der Hofsängerkapelle, zog sich 1861 auf sein Landgut Romany bei Kowno zurück und starb daselbst 16. (28.) Dez. 1870. L. war der erste russ. Komponist, dessen musikalische Werke sich auch im Auslande Geltung verschafften. Unter diesen sind namentlich sein Oratorium «Stabat mater», seine Violinquartette, wie seine Opern «Bianca e Gualtiero» (1845), «Undine» (1848) und «Starosta» (1854) hervorzuheben. Auf seine großartige Sammlung der bedeutendsten russ. Kirchengesänge gründet sich seine für die Kenntnis der russ. Kirchenmusik wichtige Studie «Über den freien Rhythmus des altruss. Kirchengesangs» (Petersb. 1857‒59, russisch, französisch und deutsch). Bekannt ist auch seine Violinschule, deutsch u. d. T. «Ratschläge für angehende Violinschüler» (Petersb. 1860). – Vgl. Lenz, La société des concerts fondés par M. Alexei L. (Petersb. 1854).

Lwów, poln. Name von Lemberg.

Lwówek, poln. Name von Neustadt (s. d.) a. d. Pinne.

Lxor el-Kebîr, s. Kassr el-Kebîr.

ⅬⅩⅩ lat. Zahlzeichen (d. i. 70), oft als Abkürzung für Septuaginta (s. d.) gebraucht.

Lyakura, s. Parnaß.

Lycaenĭdae, Schmetterlinge, s. Bläulinge.

Lycāon, s. Hyänenhund.

Lycée (frz., spr. lißeh), s. Lyceum.

Lycetōl, Dimethylpiperazintartrat, ein seiner harnsäurelösenden Eigenschaft wegen gegen Gicht angewandtes Heilmittel.

Lycēum (grch. lýkeion; frz. lycée), Mehrzahl Lyceen, ursprünglich ein dem Apollon Lykeios geheiligter Ort bei Athen (s. d., Bd. 2, S. 21 b) am Ilissus, berühmt durch schattige Haine; dann auch das in der Nähe befindliche Gymnasium, worin Aristoteles und nach ihm die Peripatetiker lehrten. Dann nannten zuweilen die Römer L. ähnliche Anstalten, z. B. auf dem Tusculanum Ciceros und in der Villa Hadrians zu Tibur. In neuerer Zeit ist L. mehrfach als Titel für höhere Bildungsanstalten gebraucht worden. In Württemberg bezeichnet er noch jetzt kleinere, etwa den preuß. Progymnasien entsprechende Anstalten. Besonders aber nennt man L. Anstalten, an denen das kath.-theol. Studium nebst dem vorbereitenden philos. Studium betrieben wird, so das L. Hosianum in Braunsberg und 7 Anstalten in Bayern (s. d., Bd. 2, S. 564 a). – Über die L. in Frankreich und ihren Unterschied von den Kollegien s. Frankreich (Bildung und Bildungswesen, Bd. 7, S. 77 a).

Lychen, Stadt im Kreis Templin des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, zwischen den mittels des 9,4 km langen Lychener Kanals untereinander und mit der Havel verbundenen Großen L., Zens-, Wurdel- und Stadtsee, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Prenzlau), hat (1895) 2400 (1890: 2417) E., darunter 13 Katholiken und 21 Israeliten, Post, Telegraph, Reste von Befestigungen; Dampfmühle und ‑Sägewerk, Reißnägel- und Kohlensäurefabrik, Schifffahrt, Fischerei, Mehl-, Getreide- und Holzhandel.

Lychnis L., Lichtnelke, Gattung der Pflanzenfamilie der Caryophyllaceen (s. d.) mit gegen 25 Arten, größtenteils in der nördl. gemäßigten Zone, meist ausdauernde Kräuter mit lebhaft gefärbten Blüten. Mehrere Arten gehören zu den beliebtesten Gartenzierpflanzen, vor allen L. chalcedonica L., bekannt unter dem Namen Jerusalemsblume oder Brennende Liebe, im südl. Rußland, in Kleinasien wie in Japan zu Hause, mit einfachen, aufrechten, 50‒80 cm hohen Stengeln, jeder mit einem Bouquet scharlachroter (bei manchen Varietäten weißer oder rosenroter) Blüten. Vorzüglich schön ist die gefüllt blühende Form. Dieser Art steht am nächsten L. fulgens Fisch. (Sibirien), durchschnittlich nur 20‒30 cm hoch, mit lebhaft roten, etwas größern Blumen. Für eine bloße Form derselben hält man L. Haageana Lem., die in Japan einheimisch sein soll; sie ist ebenso niedrig und hat scharlachrote, orangerote, rosenrote oder auch weiße Blumen. Die prächtigsten Arten sind L. grandiflora Jacq., aus China eingeführt, von der Höhe der vorigen und wie diese mit scharlachroten, aber doppelt so großen Blumen, und L. Sieboldi Vanh., eine reizende Zierpflanze aus Japan, mit noch größern, aber völlig weißen Blüten. Auch einige deutsche Arten haben in den Gärten Aufnahme gefunden, unter diesen L. flos cuculi L., die Feuernelke, Fleischerblume, auch Kuckucksblume genannt, eine auf lehmig-moorigem, frischem, etwas beschattetem Boden häufige Wiesenpflanze, mit vielen aufrechten, 35‒40 cm hohen Stengeln und rosenroten Blumen mit tiefgeschlitzten Blumenblättern. Von ihren Varietäten sind die kulturwürdigsten die mit gefüllten roten oder weißen Blumen. Beliebt ist auch die gefüllte Varietät der Tageslichtnelke, L. diurna Sibth. (Melandrium silvestre Röhl oder rubrum Garcke), gewöhnlich Morgenröschen genannt, mit weißen (bei der einfach blühenden Stammart purpur-rosenroten) Blumen. Ferner ist hervorzuheben L. viscaria L., die Kleb- oder Pechnelke, eine rasenbildende, häufig zu Einfassungen verwendete Gartenpflanze mit 30‒50 cm hohen, an den Knoten klebrigen Blütenstengeln; die Blüten stehen büschelweise in quirligen Ähren auf gefärbten, klebrigen Stielen und sind rosen- oder purpurrot, bei var. splendens leuchtend rot; den Vorzug aber verdient var. plena mit dicht gefüllten roten oder weißen Blumen in großen Bouquets. Zu erwähnen sind noch die überall häufige Abendlichtnelke, L. vespertina Sibth. (Melandrium pratense Röhl oder L. alba Mill.), mit weißen wohlriechenden, des Abends aufblühenden Blumen, ferner die südeurop. Kranzlichtnelke, L. coronaria Lmck. (Agrostemma coronaria L., Coronaria tomentosa A. Br.), auch Sammet- und Vexiernelke genannt, mit purpurnen Blüten, und endlich die auf den Alpen häufige L. alpina L., die Alpenlichtnelke, deren Blattrosetten einen kurzen, dichten Rasen bilden; auf 12 cm hohen Stengeln stehen zierliche, rosenrote Blüten in dichten, doldenförmigen Trauben.

Die Lichtnelken sind vorzugsweise Rabattenpflanzen und gedeihen am besten in leichtem, sandigem, durchlässigem Boden. Man pflanzt sie durch Aussaat im Frühjahr und Sommer fort, wie auch durch Stocksprossen. Im Frühjahr ausgesät, blühen sie gewöhnlich noch in demselben Sommer.

Lycĭen, grch. Lykia, die südwestlichste Landschaft Kleinasiens, im N. an Karien, Phrygien (Kabalia), Pisidien und Pamphylien grenzend, an den übrigen Seiten vom Lycischen Meere bespült und vom