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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Majestätsbrief - Majolika

(Strafe bis zu lebenslänglichem Zuchthaus oder Festungshaft) und Beleidigung (Ehrenkränkung, nicht bloße Ehrfurchtsverletzung, die allerdings der Majestät gegenüber anders zu bemessen sein wird als gegenüber einer Privatperson) im engern Sinne (Strafe: Gefängnis oder Festungshaft). Ferner ist zu unterscheiden nach der beleidigten Person: Kaiser, Landesherr des Thäters, Landesherr des Bundesstaates, in welchem sich der Thäter aufhält, Mitglied des landesherrlichen Hauses, Regent des Heimats- oder Aufenthaltsstaates, Bundesfürst. Thätlichkeiten gegen diese Persönlichkeiten und Beleidigungen derselben sind von Amts wegen, und je nach der engern oder weitern Beziehung zu der angegriffenen Person mehr oder weniger strafbar. Thätlichkeit gegen den Regenten eines Bundesstaates wird von Amts wegen, dessen Beleidigung nur mit Ermächtigung des Beleidigten bestraft. Thätlichkeit gegen ein Mitglied eines bundesfürstl. Hauses wird von Amts wegen bestraft. Auch die Beleidigung von Landesherren und Regenten ausländischer Staaten sowie von deren diplomat. Vertretern ist unter gewissen Voraussetzungen strafbar. Nach dem Österr. Strafgesetz wird die Verletzung der Ehrfurcht gegen den Kaiser (nach dem Strafgesetzentwurf von 1889 die Beleidigung) und die Beleidigung von Mitgliedern des kaiserl. Hauses bestraft (§§. 63, 64). Das crimen laesae majestatis (Majestätsverbrechen) des röm. Rechts ist das Verbrechen gegen die Majestät und Sicherheit des röm. Staates, Volks und später der Person des Kaisers, Hochverrat und M.

Majestätsbrief heißt die von den Ständen Böhmens dem Kaiser Rudolf II. 11. Juli 1609 abgerungene urkundliche Zusicherung freier Religionsübung in bestimmten Grenzen, durch deren Nichtachtung Kaiser Matthias 1618 die Revolution in Böhmen und damit den Beginn des Dreißigjährigen Krieges hervorrief. Nach der Schlacht am Weißen Berge zerschnitt Kaiser Ferdinand II. eigenhändig diesen M. - Vgl. Gindely, Geschichte der Erteilung des böhmischen M. von 1609 (Prag 1858).

Majestätsrechte, s. Majestät.

Majestätssiegel, s. Siegel.

Majestätsverbrechen, s. Majestät und Majestätsbeleidigung.

Majestowurzel, s. Munjitwurzel.

Majkow (spr.-kóff), Apollon Nikolajewitsch, russ. Dichter, geb. 4. Juni (23. Mai) 1821 bei Moskau als Sohn eines talentvollen Malers, besuchte die Petersburger Universität, brachte 1842-43 in Rom zu, hörte Vorlesungen in Paris und begeisterte sich in Prag für den Panslawismus. Er trat in den Staatsdienst, war Bibliothekar des Rumjanzowschen Museums und ist Mitglied des Komitees der sog. Ausländischen Censur. Seine ersten Gedichte erschienen 1838, die erste Sammlung derselben 1841; 1857 u. d. T. "Drei Tote", der Prolog zu seinem Hauptwerk "Zwei Welten" (vollendet 1872). Früher waren erschienen "Zwei Geschicke" (1845), "Römische Skizzen" (1847) u. a. Die besten Gedichte M.s gehören der Zeit von 1855 bis 1865 an, z. B. "Der Dom zu Clermont", "Savonarola", "Die dumme Dunja". Neueste Ausgabe seiner Dichtungen (3 Bde.) Petersburg 1889.

Majlath, Joh. Graf, Geschichtschreiber und Dichter, Sohn des 1783 in den Grafenstand erhobenen österr. Staats- und Konferenzministers Joseph M. von Szekhely (geb. 1735, gest. 1810), geb. 3. Okt. 1786 zu Pest, studierte in Erlau Philosophie, in Raab die Rechte, wirkte kurze Zeit im Staatsdienst und widmete sich dann in Pest und Wien, später in München ausschließlich der Litteratur. Aus Nahrungssorgen ertränkte er sich 3. Jan. 1855, zugleich mit seiner Tochter Henriette M. im Starnberger See. Besondere Erwähnung verdienen von seinen Schriften: die von ihm mit Köffinger besorgte Ausgabe des "Koloczaer Codex altdeutscher Gedichte" (Pest 1817), "Auserlesene altdeutsche Gedichte, neudeutsch bearbeitet" (Stuttg. 1819), "Gedichte" (Wien 1824), die "Magyar. Sagen, Märchen und Erzählungen" (Brünn 1834; 2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1837), seine Übersetzung "Magyar. Gedichte" (Stuttg. 1826) und die gelungene Übertragung von "Himfys (Kisfaludys) auserlesenen Liebesliedern" (Pest 1829; 2. Aufl., ebd. 1831). Seinen eigentlichen Ruf begründete jedoch M. durch histor. Arbeiten, von denen die bedeutendsten sind die "Geschichte der Magyaren" (5 Bde., Wien 1828-31; 2. Aufl., Regensb. 1852-53), "Das ungar. Urbarialsystem" (Pest 1838) und sein Hauptwerk: die "Geschichte des österr. Kaiserstaates" (5 Bde., Hamb. 1834-50).

Majo (Jumel), ägypt. Baumwolle.

Majo, Francesco di, ital. Komponist, geb. 1745 zu Neapel, gest. 1774 zu Rom, gehört zu den bedeutendsten Meistern der ital. Oper um die Mitte des 18. Jahrh. Ein ebenbürtiger Zeitgenosse von Jomelli und Traetta, groß in leidenschaftlichen Situationen, zeichnet sich M. durch die Neigung zu lebhaften und flotten, jugendlichen Zügen aus, die seiner Musik eingemischt sind. Von seinen 15 Opern waren am weitesten verbreitet "Ricimero", "Artaserse" und "Demofonte".

Majo-Bomokandi, afrik. Fluß, s. Bomokandi.

Majolika, eine besondere Art der Fayence (s. d.). (Hierzu die Tafel: Majolika.) Der Name wird von der Insel Majorca (Nebenform M.) abgeleitet, wo arab.-maur. Fayenceindustrie während des Mittelalters blühte. Von da aus kam die M. im 15. Jahrh. nach Italien und erhielt hier eine selbständige Entwicklung. Ihre erste Pflege fand sie, soviel bekannt, zu Pesaro bei den dortigen Herrschern aus der Familie Sforza. Aus einer Verordnung vom 1. April 1486, welche den Töpfern zu Pesaro Privilegien erteilt, geht hervor, daß die Töpferwaren dieser Stadt schon eine große Berühmtheit erlangt hatten. Die Fabriken von Urbino, Gubbio, Castel-Durante standen bald in gleichem Rufe. Diese erste italienische M., die sog. Mezzamajolika (Halbmajolika), hat in der Glasur denselben schillernden Metallglanz (s. Fig. 9), den man an den Arbeiten der span.-arab. Töpferkunst (s. Fig. 8) als charakteristisches Merkmal wahrnimmt. Als im Anfange des 15. Jahrh. Luca della Robbia zu Florenz das zinnhaltige weiße Email aufgefunden und als Überzug bei seinen Bildhauerarbeiten aus Terracotta angewendet hatte, waren die Fabriken zu Faënza (s. Fig. 1; vom J. 1510) die ersten, die ihre Töpferwaren mit einer Glasur von weißem Email überzogen. Erst gegen das Ende des 15. Jahrh. begannen auch die Fabriken in Urbino, Gubbio, Castel-Durante und Pesaro das weiße Email zu gebrauchen als Glasur ihrer Töpferfabrikate, wodurch sich der Ruhm der italienischen M. des 16. Jahrh. so weit verbreitete. Nachdem man auf diese Weise für die Aufnahme der Farben einen viel bessern Grund als die bei der Mezzamajolika gebräuchliche schmutzigweiße Glasur gefunden und die eigentliche M. (majolica fina) begründet hatte, suchte man die Herstel-^[folgende Seite]