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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malaienapfel - Malaiischer Archipel

während, teils als friedliche Schiffer und Handelsleute, teils als sehr gefürchtete Seeräuber, die ind. Meere. Sie haben einen gewissen Grad mittlerer Kultur erreicht und sind in manchen Handwerken, wie z. B. in der Goldschmiedekunst, dem Verfertigen von Waffen, dem Weben schöner und kostbarer, mit Gold durchwirkter Seidenstoffe, in Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, dem Schiffbau u. s. w., wohlerfahren. (Vgl. Tafel: Asiatische Völkertypen, Fig. 14 u. 15.)

Heimatstätte dieser M. im engern Sinne ist das Reich Manang-Kabau, welches in alter Zeit den wichtigsten Staat auf Sumatra bildete und noch während des 15. Jahrh. den ganzen mittlern Teil dieser Insel umfaßte. Aus Manang-Kabau wanderte, nach dem berühmten malaiischen Geschichtswerke "Sulâlatas-salâtin" (verfaßt 1612 n. Chr.), 1160 ein Teil der Bevölkerung unter dem Prinzen Sri Tri-Buwâna nach der Ostküste von Sumatra und von hier nach der Südspitze der später Malaiische genannten Halbinsel aus, wo die Auswanderer die Stadt Singapur gründeten. Von hier wurden sie 1252 durch eine Expedition von Javanern vertrieben. Sie begaben sich infolgedessen weiter nach Norden und gründeten in der Nähe des von den Portugiesen später Ophir genannten Berges eine Stadt, die sie nach der in dieser Gegend in großer Anzahl wachsenden Phyllanthus emblica Willd. (im Sanskrit Amalaka, malaiisch Pûhun Malâka) Malaka nannten. 1726 bekannte sich der König von Malaka, Mohammed Schâh, mit seinem ganzen Volke zum Islam. Von Malaka breiteten sie sich über die ganze Halbinsel sowie nach den südlich von ihr gelegenen Inseln, wie Lingga, Bintang u. s. w. und ebenso längs den Küsten von Sumatra und endlich immer weiter im Malaiischen Archipel aus. Die Zahl sämtlicher M. im engern Wortsinne dürfte sich auf 3½ bis 4 Mill. belaufen.

Die malaiische Sprache (s. Malaio-Polynesische Sprachen) war schon im 15. Jahrh. im Indischen Archipel allgemeine Handels- und Verkehrssprache. Übersichten über die reichhaltige, teils unter ind., teils unter arab.-pers. Einfluß stehende, wenig selbständige Litteratur der M. finden sich bei G. Werndlij ("Maleische Spraakkunst", Amsterd. 1736 und Batavia 1823), E. Jacquet ("Bibliothèque malaye"), im "Journaal asiatique", 1832) und in J. J. de Hollanders "Handleiding tot de kennis der Maleische Taal" (1845; 10. Aufl., Utr. 1889). Hier mögen nur einige der wichtigsten Werke erwähnt sein. Geschichtlich: Sedjaret melâju oder Suâlet as.Salâtin (übersetzt von J. Leyden in den "Malay Annals", Lond. 1821); Hikâjet radja-râdja Pâsej (hg. von E. Dulaurier 1849; ins Französische übersetzt von A. Marre, Par. 1874; wichtig wegen der Nachrichten über das Reich Madjapâhit auf Java). Poetische und ethische Werke: Bidasâri (hg. mit holländ. Übersetzung von van Hoëvell, Batavia 1844; danach französisch von L. de Backer, Par. 1875); Sri-Râma (Bearbeitung des Râmâjana, hg. von P. P. Roorda van Eysinga, Batavia 1843); Makota segala radja-râdja (hg. von demselben, ebd. 1827; übersetzt von A. Marre, Par. 1878); Hikâjat pelandoek djinâka of de Reinaert de vos der Maleiers (hg. von H. Klinkert, Leid. 1885). Bemerkenswert sind die von W. Maxwell wandernden Märchenerzählern nacherzählten Geschichten (im "Journal of the Straits Branch of the Royal Asiatic Society" 1886-87). - Vgl. W. Marsden, A grammar of the Malayan language (Lond. 1812); J. Pijnappel, Maleische Spraakkunst ('sGravenhage 1866); P. Favre, Grammaire de la langue malaise (Par. 1876); W. Maxwell, A manuel of the Malay language (2. Aufl., Lond. 1888); Seidel, Praktische Grammatik der malayischen Sprache (Wien 1891). Wörterbücher: W. Marsden, A dictionary of the Malayan language (Lond. 1812); P. Favre, Dictionnaire malais-français-malais (2 Bde., Par. 1875); ders., Dictionnaire français-malais (2 Bde., ebd. 1880); H. van de Wall, Maleisch-Nederlandsch Woordenboek (hg. von H. N. van der Tuuk, Batavia 1877-84).

Malaienapfel, s. Jambosa.

Malaienatzel, s. Stare.

Malaienbär (Ursus s. Haliarctos malayanus Raffles) oder Bruan, ein 1,20 m langer Bär (s. d.), mit großem Kopf, kurzen, runden Ohren, verlängerter schlaffer Oberlippe, Krallen stark gekrümmt, Pelz kurz, glatt und glänzend schwarz, an den Schlüsselbeinen ein gelber, halbmondförmiger Fleck. Der M. bewohnt Hinterindien und die benachbarten Inseln.

Malaienhuhn, eine aus Asien stammende, von allen andern Hühnern durch Gestalt und Haltung scharf unterschiedene, zugleich größte Haushuhnrasse. Der Hahn mißt vom Oberkopf bis zum Standboden 0,75 m und erreicht ausgewachsen ein Gewicht von 5 kg. Die Gefiederfärbung ist vorherrschend braun (beim Hahn auf der Oberseite dunkel oder hellbraun, Unterseite schwarz), aber auch gesperbert oder weiß und dunkelfarbig gescheckt oder schwarz oder weiß. Die Henne legt gelbliche hartschalige Eier in mäßiger Anzahl, brütet gut und führt die etwas weichlichen Kücken vorzüglich. Das M. ist sehr streitsüchtig; mit anderm Geflügel verträgt es sich nicht. Es ist nur Sport-, kein Nutzhuhn.

Malaiische Halbinsel, s. Malaka.

Malaiischer Archipel, indischer, ostindischer, südostasiatischer Archipel, auch Indonesien, Insulinde genannt, zusammenfassende Bezeichnung für die zahllose Menge größerer und kleinerer Inseln, welche teils isoliert, teils zu Gruppen vereinigt den Meeresraum zwischen dem südöstl. Asien und Australien ausfüllten. (Hierzu eine Karte: Malaiischer Archipel.) Der Archipel bildet einen Teil der östl. Begrenzung des Indischen Oceans (s. d.) und das Meer zwischen den einzelnen Inseln wird das australasiat. Mittelmeer genannt.

Das Areal aller Inseln, von denen einige zu den größten der Erde gehören, wird auf 2 000 000 qkm berechnet. Westlich wird der M. A. durch Sumatra und dessen Nebeninseln abgeschlossen; südlich durch Java, Bali, Lombok, Sumbawa, Sumba, Flores, Rotti, Timor, Wetter, Timorlaut und Aru-Inseln; östlich durch die Molukken, sowie gegen NO. durch die Philippinen begrenzt, welche nicht selten als selbständig betrachtet werden. Einen Übergang von diesen zu Borneo und den nördl. Abschluß des Indischen Archipels bilden Palawan und die Sulu-Inseln. In der Mitte zwischen Borneo und den Molukken, den Philippinen und der sich östlich von Java erstreckenden Kette kleinerer Inseln liegt Celebes. Seit alter Zeit nennt man diese Insel mit Borneo, Sumatra und Java die Großen, die Kette von Inseln ostwärts von Java bis Timorlaut aber die Kleinen Sunda-Inseln.

In geologischer Beziehung sind diese Inseln sehr bemerkenswert, weil sich durch sie die lange Vulkanreihe hinzieht, welche das südl. und östl. Asien von