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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Maleremail; Malerfarben; Malergold; Malerkrankheit; Maler-Kupferstecher; Maler Müller; Malermuscheln

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Maleremail - Malermuscheln

Kunst aufgenommen. Während jedoch die byzant. Kunst das antike Erbe in der Erstarrung bewahrte, vollzog sich seit Ende des 13. Jahrh. in Italien ein neuer Aufschwung der M. In den Niederlanden und in Deutschland geriet die Entfaltung der M., welche besonders durch die Verfeinerung des Bindemittels (s. Ölmalerei) einen großen Vorsprung vor der italienischen gewann und fördernd auf diese zurückwirkte, um die Mitte des 16. Jahrh. ins Stocken, doch trat gegen Ende des 16. und im 17. Jahrh. die niederländische und holländische M. in neuer Form ins Leben; in derselben Zeit erblühte die spanische M., welche einen glühenden Glaubenseifer und frischen Lebenssinn gleichmäßig zur Geltung brachte. Vorzugsweise dem höfischen Leben dienend und dem entsprechend teils ruhmredig, teils in zierlichen und pikanten Formen sich äußernd war, besonders in Frankreich, die M. zur Zeit Ludwigs ⅩⅣ. und ⅩⅤ., bis gegen Ende des 18. Jahrh. die Epoche des Klassicismus (s. d.) folgte, gegen dessen Einseitigkeit im Anfang des 19. Jahrh. die nicht minder einseitige romantische und romantisch-religiöse (nazarenische) Richtung auftrat. In den vierziger Jahren des 19. Jahrh. gaben franz. und belg. Maler den Anstoß zu der realistischen und koloristischen Richtung der modernen M., die in jüngster Zeit in der Hellmalerei (s. d.) und im Impressionismus (s. Impressionist) ihre höchsten Triumphe feierte. (S. die Kunst der verschiedenen Länder.) – Vgl. Kugler, Handbuch der Geschichte der M. (2 Bde., Berl. 1837; 2. Aufl., von Burckhardt, 1847); Woltmann und Woermann, Geschichte der M. (3 Bde., Lpz. 1878‒88); Ehrhardt, Die Kunst der M. (Braunschw. 1885); Burnet, Principien der Malerkunst (deutsch von Görling; 2. Aufl., Lpz. 1885‒86); Völker, Die Kunst der M. (3. Aufl., wohlfeile Ausg., ebd. 1891); Raupp, Katechismus der M. (ebd. 1891); Muther, Geschichte der M. im 19. Jahrh. (3 Bde., Münch. 1893‒94); Frimmel, Gemäldekunde (Lpz. 1894); Sauerhering, Vademecum für Kunstfreunde (Stuttg. 1896).

Maleremail, s. Email (Bd. 6, S. 65 b).

Malerfarben, die in der Malerei verwendeten Farbstoffe (s. d.). Das Altertum hielt bis auf Apelles die sog. vier Farben fest, die als ebenso viele Hauptmaterialien durch Verschiedenheit in sich und Mischung mannigfache Farben zu bilden fähig waren. Diese vier Farben waren: Weiß, eine Erde aus Melas, Rot, eine Erde aus Kappadocien, Gelb, aus attischen Silberbergwerken, und Schwarz, aus schwarzgebrannten Pflanzen, z. B. Weintrebern. Später kamen auf das Grün aus Kupferbergwerken, der Saft der Purpurschnecke, Indig seit der Kaiserzeit, die blaue Smalte (caeruleum) aus Alexandria u. s. w. Man brauchte diese Farben in Wasser suspendiert mit einem Zusatz von Leim und Gummi. Die enkaustische Malerei wurde bei den Alten mit Wachsfarben ausgeübt. Bei der Vasenmalerei kam am meisten die schwarzbraune, aus Eisenoxyd bereitete Farbe zur Anwendung. Der Ölmalerei liefern das Mineralreich und die moderne Chemie prächtige und haltbare Farben in jeder gewünschten Nuance. Der Maler reibt diese Farben, damit sie um so weniger sich in den unterliegenden Grund einziehen, mit irgend einer Flüssigkeit, die leicht trocknet und die Farbe nicht verändert, an und trägt sie dann auf. Diese Flüssigkeit ist entweder wässerig (Gummiwasser oder Seifenspiritus) oder fettig (die trocknenden Öle des Mohn- oder Leinsamens).

Die M. sind Metalloxyde oder Schwefelmetalle, wie Kupferoxydhydrat, Kupfercarbonat (für blau), gelbes Schwefelkadmium, Zinnober, Bleiweiß, Zinkweiß, Eisenoxyd und gewisse Erdfarben, oder Thonerde- und Zinnoxydlacke, in denen die färbenden Bestandteile Karmin, Brasilin, Alizarin u. s. w. sind. Von den modernen Teerfarbstoffen sind in Bezug auf Farbenbeständigkeit nur wenige als M. geeignet. Die M. müssen vor dem Reiben in Öl geschlämmt werden. Nach dem Reiben bilden sie eine weiche Masse, die in kleinen Beutelchen von Schweinsblase, jetzt meist in Zinntuben, verkauft wird. Bezüglich der Deckkraft der M. unterscheidet man Lasurfarben und Deckfarben (s. d.).

Vgl. Stieglitz, Über die M. der Griechen und Römer (Lpz. 1817); Knirim, Die endlich entdeckte wahre Malertechnik des Altertums und Mittelalters (ebd. 1845); Gentele, Lehrbuch der Farbenfabrikation (Braunschw. 1860; 2. Aufl. 1880); Bersch, Die Fabrikation der Mineral- und Lackfarben (Wien 1878); Andés, Öl- und Buchdruckfarben (ebd. 1889).

Malergold, soviel wie Muschelgold (s. d.).

Malerkrankheit, s. Bleivergiftung.

Maler-Kupferstecher, s. Maler-Radierer.

Maler Müller, s. Müller, Friedrich.

Malermuscheln (Unionidae, Najades), Gesamtbezeichnung der zahlreichen (gegen 600) Arten einer über die ganze Erde, aber besonders in Nordamerika verbreiteten Muschelfamilie des süßen Wassers; sie sind schwer zu unterscheiden und in so hohem Grade variabel und sich äußern Verhältnissen anpassend, daß wohl ein guter Teil der Arten nichts als Varietäten sein wird. Ihre meist leichten Schalen sind spiegelbildlich gleich, meist mit einem mehr in die Länge gezogenen hintern Teil und mit einer glänzenden grünen bis braunen und schwarzen Epidermis überzogen. An den Tieren (s. Muscheln) sind die Mantelränder frei, in der Nähe der Kiemenöffnung mit Fransen versehen, der Fuß ist groß, beilförmig, die erwachsenen Individuen haben keinen Byssus (s. Muscheln), wohl aber die Jungen. Die M. sind getrenntgeschlechtlich, die Jungen durchlaufen ihre erste Entwicklung in dem Kiemenraum der Weibchen, der geräumiger als bei dem Männchen ist, daher die Schalen auch mehr bauchig erscheinen. Nach einigen Wochen schwimmen die anders wie die Alten organisierten Larven aus, setzen sich mittels ihres Byssus an die Haut von Fischen (namentlich an die Flossen der Gründlinge), diese wuchert und umschließt die Larve, die in dieser Hautanschwellung eine Metamorphose durchläuft, den Byssus verliert, aber nicht wächst. Nach etwa 10 Wochen verlassen sie als fertige kleine M. den Fisch. Die Schalen der M. werden als Farbennäpfchen benutzt, die Tiere besonders von nordamerik. Indianern und Chinesen genossen.

Man unterscheidet drei Gattungen Unioniden: 1) die in bewegtem Wasser sich aufhaltenden, mit dickern Schalen und einem gezähnten Schlosse versehenen Flußmuscheln (Unio); 2) die in stehendem Wasser lebenden Teichmuscheln (Anodonta) mit dünnern Schalen und zahnlosem Schloß, von denen die Schwanenmuschel (Anodonta cygnea L.) bis 20 cm lang und nicht selten so häufig wird, daß sie als Schweinefutter dient, und 3) die Flußperlmuschel (Margaritana margaritifera L.), die in Nordeuropa vorkommt, einen starken Schloßzahn und am untern Rande etwas ausgeschweifte Schalen mit schwarzer Oberhaut und meist ange- ^[folgende Seite]