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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mannaca americana - Mannesmannsches Röhrenwalzverfahren

durch Witterungsverhältnisse weich gewordene, mehr oder minder verunreinigte, von den untern Stammteilen gewonnene Produkt. M. ist als Purgiermittel offizinell. Auch durch den Stich einer Cikade (Cicada orni L.) wird ein Ausfließen des Saftes bewirkt, der dann zu kleinen Körnern (Thränenmanna) eintrocknet. Die von den Israeliten in der Wüste genossene M. soll von einem in Arabien und hauptsächlich am Sinai häufigen Strauche, Tamarix mannifera Ehrbg. (s. Tamarix), stammen; doch ist es wahrscheinlicher, daß diese in der Bibel erwähnte M. die in den Wüstengegenden Nordafrikas und Kleinasiens häufige Mannaflechte (s. Sphaerothallia) war. Die von Tamarix stammende M. fließt aus den jungen Zweigen dieser Pflanze aus infolge des Stichs der Mannaschildlaus (Coccus manniparus Ehrbg.); der ausgeflossene Saft trocknet in Körnern ein und fällt auf den Boden. Sie hat honigähnlichen Geschmack und wird von den Arabern auf Brot gestrichen als Leckerbissen gegessen. Von den Mönchen am Sinai wird diese M. im Juni und Juli gesammelt und an die Sinaipilger als die M. der Bibel verkauft. Als M. werden ferner bezeichnet M. von Briançon (Manna lacrina), die in Südeuropa aus den Nadeln der Lärche (s. d.) ausschwitzt und ähnlich wie die von der Manna-Esche stammende früher als Abführmittel diente; die neuholländische oder australische M., die aus der Rinde der jungen Zweige und der Blätter von Eucalyptus mannifera ausfließt und zu schuppenartigen Gebilden eintrocknet; sie wirkt ebenfalls gelind abführend und dient den Eingeborenen als Nahrung und zur Bereitung eines beliebten Getränks. Die persische M. stammt von dem Alhagistrauch (s. Alhagi), der während des Tages einen Saft ausschwitzt, der zu roten Körnern eintrocknet und gesammelt wird. Die persische M. dient im Orient als Nahrungs- und leicht abführendes Heilmittel. In den meisten Mannasorten findet sich eine auch in andern Pflanzen nicht seltene Zuckerart, der Mannit (s. d.).

Mannaca americana, westind. Guttifere, deren Harz und Rindendekokt als Mittel gegen Hautkrankheiten verwendet wird.

Mannacikade, s. Mannazirpe.

Manna-Esche, s. Esche.

Mannaflechte, s. Manna und Sphaerothallia.

Mannagras, Mannagrütze, Mannahirse, s. Glyceria und Hirse.

Mannaia (ital.), Köpfmaschine, s. Guillotine.

Mannaklee, s. Alhagi.

Mannaregen, s. Sphaerothallia.

Mannasaft (Sirupus Mannae), eine mit Zucker versetzte Lösung von Manna in Wasser, ist ein Abführmittel für Kinder.

Mannaschildlaus, s. Manna.

Mannazirpe, Mannacikade (Cicada orni L.), eine 28 mm lange, in Südeuropa bis in die Dresdener Gegend, nach Franken und Thüringen hin vorkommende Singzirpe (s. d.), lebt besonders an der Manna-Esche und veranlaßt durch ihre Stiche ein Ausfließen des Saftes, der erhärtet Manna heißt.

Mannazucker, s. Mannit.

Mannbarkeit, s. Pubertät.

Mannen, in den Urkunden des Mittelalters soviel wie Vasallen.

Mannequin (frz., spr. mann'kä'ng, vom niederdeutschen Mannekin, d. i. Männchen), der Gliedermann, (s. d).

Mannerh., s. Mann.

Männerkindbett, s. Couvade.

Manners (spr. männers), Lord John, s. Rutland, Herzog von.

Mannert, Konrad, Geschichtschreiber, geb. 17. April 1756 zu Altdorf (Bayern), studierte daselbst und wurde 1784 Lehrer in Nürnberg. 1796 erhielt er einen Ruf als Lehrer der Geschichte an die Universität Altdorf, 1805 wurde er als Professor nach Würzburg, 1807 nach Landshut berufen. Als die Hochschule 1826 nach München übertragen wurde, folgte er auch dorthin, trat aber 1828 in den Ruhestand und starb 27. Sept. 1834. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Geographie der Griechen und Römer" (10 Bde., Nürnb., Lpz. und Landsh. 1788-1825), "Die älteste Geschichte Bojariens und seiner Bewohner" (Sulzbach 1807), "Kaiser Ludwig IV., der Bayer" (Landsh. 1812), "Geschichte Bayerns" (2 Tle., Lpz. 1826).

Mannesalter, s. Mann.

Mannesmannsches Röhrenwalzverfahren, ein von den Gebr. Mannesmann angegebenes Röhrenwalzverfahren, nach welchem Röhren aus Flußeisen, Flußstahl, Kupfer oder Messing in den verschiedensten Durchmessern und Wandstärken aus einem massiven Stabe gewalzt werden können. Das zur Ausübung dieses Verfahrens dienende Walzwerk ist ein sog. Schrägwalzwerk, d. i. ein solches, bei welchem die Walzenachsen nicht parallel liegen, sondern sich unter einem spitzen Winkel kreuzen. Ein Arbeitsstück, das in der Richtung der Halbierungslinie dieses Kreuzungswinkels den in entgegengesetzten Richtungen umlaufenden Walzen im glühenden Zustand zugeführt wird, empfängt daher neben der Rotationsbewegung um die eigene Achse noch eine Schiebungsbewegung in der Richtung dieser Achse, d. i. eine Schraubenbewegung, so daß es rotierend zwischen den Walzen hindurch gezogen wird. Durch passende Gestalt der Walzen und entsprechende gegenseitige Stellung derselben wird hierbei die äußere von den Walzen zunächst erfaßte Metallschicht in einer Schraubenlinie verschoben und so über den langsamer fortschreitenden Kern hinweggestreift, daß ein Rohr von allseitig gleicher Wanddicke entsteht (s. nachstehende Fig. 1).

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

Da die Bildung des Rohrs vom Verhältnis der Stabdicke zur Walzenstellung abhängt, so ist es möglich, aus einem in seiner Länge verschieden dicken Stabe eine allseitig geschlossene Höhlung herzustellen (Fig. 2). Derartige Röhren mit nicht durchgehender Höhlung bilden ein geeignetes Rohmaterial für die.Herstellung der beim Versand von verdichteten oder verflüssigten Gasen (Sauerstoff, Kohlensäure, Ammoniak, schweflige Säure u. s. w.) benutzten Eisenflaschen. Zur Erzielung gleichmäßiger Wandstärken walzt man über einen Dorn, welcher der Bewegungsrichtung des Werkstückes entgegengehalten wird (Fig. 3). Mittels eines Dornes kann auch eine nicht nach dem M. R. hergestellte Röhre zu einer solchen ausgewalzt werden (Fig. 4), bei