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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Maria; Maria Theresia

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Maria (von Ägypten) – Maria (von Burgund)

3) M., die Mutter des Apostels Jakobus des Jüngern; 4) M., die Mutter des Markus; 5) M., eine Gläubige zu Rom.

Maria von Ägypten, die Heilige. Nach der Legende hat sie in ihrer Jugend ein ausschweifendes Leben geführt; danach schloß sie sich einem Wallfahrtszuge nach Jerusalem zum Feste der Kreuzeserhöhung an, durfte auf die Fürbitte der Mutter Gottes das Kreuz Christi berühren und wurde durch die Berührung bekehrt und lebte 47 Jahre als Büßerin in der Wüste jenseit des Jordans. Hier fand sie der Abt Zosimas, der sie mit seinem Pallium bekleidete, ihr das Abendmahl reichte und sie nach ihrem Tode mit Hilfe eines Löwen bestattete. Ihr Gedächtnistag ist in der griech. Kirche der 1. April, in der römisch-katholischen der 9. April.

Maria Theresia, deutsche Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich (1740‒80), Tochter Kaiser Karls Ⅵ., wurde 13. Mai 1717 zu Wien geboren und durch die Pragmatische Sanktion (s. d.) zur Thronfolgerin bestimmt. Am 12. Febr. 1736 heiratete sie den Herzog Franz Stephan von Lothringen, der bald darauf sein Stammland mit dem Großherzogtum Toscana vertauschen mußte und 1745 unter dem Namen Franz Ⅰ. (s. d.) zum röm.-deutschen Kaiser erwählt ward. Nach dem Tode ihres Vaters, 20. Okt. 1740, bestieg M. T. den Thron der österr. Erblande, worauf sie 21. Nov. 1740 ihren Gemahl als Mitregenten annahm, doch ohne ihm jemals einen namhaften Einfluß einzuräumen. Sie fand die Monarchie erschöpft, die Finanzen zerrüttet und das Heer kaum 100000 Mann stark. Um so gefährlicher war es, daß Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (s. Karl Ⅶ.), mit Unterstützung Frankreichs, ihr den Besitz der österr. Länder streitig machte, Friedrich Ⅱ. von Preußen Schlesien angriff (s. Schlesische Kriege) und auch andere Fürsten Ansprüche auf einzelne Teile der österr. Monarchie erhoben. Allmählich bildete sich eine große Koalition, der Frankreich, Preußen, Bayern, Kurpfalz, Sachsen, Sardinien, Neapel und Spanien beitraten (s. Österreichischer Erbfolgekrieg). Während Friedrich Ⅱ. den größten Teil Schlesiens einnahm, Spanien und Neapel der österr. Besitzungen in Italien sich bemächtigten, eroberten Franzosen, Bayern und Sachsen einen Teil der deutschen Erbländer. M. T. hätte unterliegen und ihr Reich der Zerstückelung verfallen müssen, wenn nicht der Beistand Englands, die, allerdings durch polit. Konzessionen erkaufte Treue der Ungarn sowie die Uneinigkeit der Feinde sie gerettet hätten. Der Aachener Friede (s. d.) beendigte 18. Okt. 1748 den Erbfolgekrieg, in dem, außer Schlesien und Glatz, nur die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla für die österr. Monarchie verloren gingen. Aber M. T. suchte Bundesgenossen, um sich an Friedrich Ⅱ. zu rächen. Zunächst wurde Rußland gewonnen, und dann gelang es dem Staatskanzler Grafen Kaunitz, auch Frankreich auf die österr. Seite hinüberzuziehen. Der Allianz, bei der es auf eine vollständige Zerstückelung Preußens abgesehen war, traten auch Schweden, Sachsen u. s. w. bei. Die Folge davon war der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (s. d.), der nach schweren Kämpfen im Hubertusburger Frieden 15. Febr. 1763 mit gegenseitiger Anerkennung des vorigen Besitzstandes endigte. Bald nachher starb Kaiser Franz Ⅰ. (18. Aug. 1765), und die Kaiserin nahm nun ihren ältesten Sohn, den Kaiser Joseph Ⅱ., als Mitregenten an. Bei der ersten Teilung Polens (2. Aug. 1772) erwarb M. T. das Königreich Galizien, und die Türkei mußte (1775) die Bukowina abtreten; ferner verschaffte der mit dem Frieden zu Teschen 13. Mai 1779 endende Bayrische Erbfolgekrieg (s. d.) Österreich den Innkreis.

Im Innern war die Regierung M. T.s eine Zeit der langsamen und vorsichtigen Reformen. Es begann eine größere Centralisation, wenigstens für die deutschen Erblande, während die Länder der Krone Ungarn, die ital. und belg. Provinzen ihre besondere Verwaltung behielten. Das Kriegswesen ward durch Daun und Lacy zum Teil nach preuß. Muster reorganisiert. Gegenüber dem Klerus ward 1747 das landesherrliche Placet für die päpstl. Bullen und bischöfl. Erlasse eingeführt, die Vermehrung der geistlichen Güter verboten sowie viele Wallfahrten und Feiertage abgeschafft. Das Unterrichtswesen wurde verbessert und unter die Aufsicht des Staates gestellt, Volks- und andere Schulen, Akademien, Waisenhäuser und Spitäler gegründet. Auch die Rechtspflege wurde verbessert und 1753 eine Kommission bestellt, die ein allgemeines Gesetzbuch entwerfen sollte, jedoch nur ein Strafgesetzbuch 1768 publizierte; auch erfolgte 1776 die Abschaffung der Folter. Ferner milderte die Kaiserin die Leibeigenschaft des Bauernstandes und beschränkte die Frondienste; Ackerbau, Gewerbe und Handel nahmen einen großen Aufschwung. M. T. starb 29. Nov. 1780; Joseph Ⅱ., seit 1765 Kaiser, folgte ihr in der Regierung. (Über ihre Nachkommen s. Habsburg.) M. T. war eine der bedeutendsten Herrscherinnen, die auf dem österr. Thron gesessen haben; mit männlicher Entschlossenheit hielt sie sich im Unglück aufrecht. Sie war eine echte Landesmutter, voll warmer Liebe zum Volke, daher auch außerordentlich beliebt. Dem Fortschritt in wirtschaftlicher Beziehung durchaus nicht abgeneigt, war sie eine strenge Katholikin und Feindin der religiösen Aufklärung. Statuen von M. T. finden sich in Klagenfurt (von Pönninger), Wiener-Neustadt (von Hans Gasser), Wien (von Zumbusch). – Vgl. Wolf, Aus dem Hofleben M. T.s (Wien, 2. Aufl. 1859); Arneth, Geschichte M. T.s (10 Bde., ebd. 1863‒79); ders., M. T. und Joseph Ⅱ., ihre Korrespondenz (3 Bde., ebd. 1867); Briefe der Kaiserin M. T. an ihre Kinder und Freunde, hg. von Arneth (4 Bde., Wien 1881); Wolf und Zwiedineck-Südenhorst, Österreich unter M. T. (in Onckens «Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen», Berl. 1884); Arneth, M. T. (Lpz. 1888); Herrmann, M. T. als Gesetzgeberin (Wien 1888); de Villermont, Marie Thérèse (2 Bde., Brüss. 1895).

Maria, Königin von Bayern, geb. 15. Okt. 1825 als Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen, vermählt 12. Okt. 1842 mit dem spätern König Max Ⅱ. Joseph von Bayern, seit 10. März 1864 Witwe, lebte seitdem in gänzlicher Zurückgezogenheit und trat 12. Okt. 1874 zur kath. Kirche über. Sie starb 17. Mai 1889 auf Schloß Hohenschwangau. – Vgl. M. Schultze, M., Königin von Bayern (Münch. 1892).

Maria von Burgund, Erbtochter Karls des Kühnen, geb. 13. Febr. 1457 zu Brüssel, verheiratete sich, nachdem die Verhandlungen über eine Ehe mit dem Dauphin zu Péronne an den Forderungen Ludwigs ⅩⅠ. von Frankreich wie an dem Widerwillen der flamländ. Bevölkerung gescheitert waren, 21. April 1477 durch Prokuration und 19. Aug.