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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Maria II. (Königin von England); Maria I. (Königin von England); Maria (Königin von Frankreich); Maria Luise

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Maria I. (Königin von England) – Maria (Königin von Frankreich)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Maria (von Burgund)'

thatsächlich mit Maximilian von Österreich. M. starb infolge eines Sturzes auf der Falkenjagd 27. März 1482 zu Brüssel. In der Liebfrauenkirche zu Brügge wurde ihr, ebenso wie ihrem Vater, um 1500 ein prächtiges Grabmal errichtet (s. Tafel: Niederländische Kunst III, Fig. 4).

Maria I. Tudor, genannt «die Katholische» oder «die Blutige», Königin von England (1553–58), geb. 18. Febr. 1510, war das einzige die Eltern überlebende Kind Heinrichs VIII. aus seiner Ehe mit Katharina von Aragonien. M. wurde in das Schicksal ihrer vom Gatten geschiedenen Mutter verflochten und für illegitim erklärt, erhielt aber durch die Thronfolgeordnung von 1544 ihr Anrecht auf die Krone wieder. Sie blieb trotz aller Anfeindungen dem kath. Glauben treu, und dies nahm der Machthaber unter Eduard VI., der Herzog von Northumberland, zum Vorwand, um sie nach des Königs Tod (6. Juli 1553) zu Gunsten der seinem Sohn vermählten Jane Grey (s. d.) von der Thronfolge auszuschließen. Jane fand jedoch keinen Anhang, und schon 3. Aug. konnte M. in London einziehen. Gegenüber dem Staatskirchentum Heinrichs VIII. und der prot. Reformation unter Eduard VI. begann M. mit glühendem Eifer die Herstellung der alten Kirche. Die prot. Prälaten wurden abgesetzt und zum Teil eingekerkert, das Parlament mußte die ersten reaktionären Maßregeln genehmigen, bei denen M.s eifrigster Gehilfe der Bischof Gardiner war. Am offensten erschien die Gesinnung der Königin, als sie sich entschloß, dem Führer des Katholicismus, dem spätern Philipp II. von Spanien, die Hand zu reichen. Dieser Plan der span. Heirat entfesselte einen gefährlichen Aufstand unter Thomas Wyatt (s. d.), der niedergeschlagen wurde und seine Urheber, aber auch die im Tower sitzende Jane Grey und ihren Gemahl, auf das Blutgerüst brachte. Am 25. Juli 1554 wurde die Ehe mit Philipp geschlossen,und M. wandte sich nun mit höchstem Eifer zu einer Wiederherstellung des alten Zustandes. Kardinal Pole erschien 1554 als Legat des Papstes, das Parlament erkannte die päpstl. Kirchenhoheit wieder an, die ganze Kirchengesetzgebung Heinrichs VIII. und Eduards VI. wurde aufgehoben. Eine Zeit des Schreckens begann, Ridley, Latimer, Cranmer waren unter den vielen Opfern, die auf dem Scheiterhaufen starben. Dazu kam 1555–56 Mißwachs und Teurung sowie Unglück in der auswärtigen Politik. Im Kriege gegen Frankreich, den Spanien den Engländern aufgenötigt hatte, ging Calais, der letzte Rest engl. Festlandsbesitzes, verloren (1558). Der erhoffte Thronerbe blieb der Königin versagt, Philipp wandte ihr den Rücken, in Elisabeths Nachfolge sah sie die Vernichtung ihres Lebenswerkes vor Augen. M. starb 17. Nov. 1558. – Vgl. Tytler, England under the reigns of Edward VI. and Mary (2 Bde., Lond. 1839); Froude, History of England, Bd. 6 (neue Aufl. 1893); Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866); von Ranke, Engl. Geschichte vornehmlich im 17. Jahrh., Bd. 1 (4. Aufl., Lpz. 1877); A. Zimmermann, M. die Katholische (Freib. i.Br. 1890; kath. Parteischrift); Dixon, History of the church of England. Queen Mary, Bd. 4 (Lond. 1891); Garnett, Accession of Queen Mary (ebd. 1892).

Maria II., Königin von England, s. Maria II. von Großbritannien und Irland (S. 592a).

Maria Luise, Josephine, Königin von Etrurien, geb. 6. Juli 1782 zu Madrid als Tochter ↔ Karls IV. von Spanien, wurde 1795 mit dem Infanten Ludwig von Bourbon, ältestem Sohn des Herzogs Ferdinand von Parma, vermählt. Zufolge eines Vertrags zwischen Spanien und Frankreich wurde 1801 beschlossen, daß der Gemahl der Prinzessin u.d.T. eines Königs von Etrurien (s. d.) Toscana erhalten, Parma dagegen nach dem Tode des Herzogs Ferdinand an Frankreich fallen sollte. Das Königspaar hielt 12. Aug. 1801 zu Florenz seinen Einzug. Nachdem ihr Gemahl 27. Mai 1803 gestorben war, übernahm M. L. für ihren 1799 geborenen Sohn, den spätern Herzog Karl II. (s. d.) von Parma, die Regierung. Sie suchte ihre Unterthanen durch ein mildes Regiment zu gewinnen, als ihr plötzlich 23. Nov. 1807 der franz. Gesandte anzeigte, daß der span. Hof Etrurien an Frankreich abgetreten habe. Nachdem sie vergeblich ihre Rechte geltend gemacht hatte, ging sie nach Spanien, lebte dann unter franz. Überwachung in Fontainebleau, hierauf in Compiègne und endlich bis 1814 in einem Nonnenkloster zu Rom. Nach dem Sturze Napoleons I. erhielt ihr Sohn als Entschädigung Lucca (s. d.) mit der Anwartschaft auf Parma, das der Gemahlin des Kaisers auf Lebenszeit zugesprochen wurde. Die Königin führte nun einige Jahre die Regierung, bis ihr Sohn seine Herrschaft selbst antrat. Sie starb 13. März 1824 zu Lucca und hinterließ interessante Memoiren, die Lemierre d'Argy u.d.T. «Mémoires de la reine d’Étrurie, écrits par elle-même» (Par. 1814) herausgab.

Maria von Medici, Königin von Frankreich, Tochter des Großherzogs Franz II. Medici von Toscana und der Großherzogin Johanna von Österreich, geb. 26. April 1573 zu Florenz, vermählte sich im Dez. 1600 mit König Heinrich IV.von Frankreich, geriet aber bald mit dem immer in Liebeshändel verstrickten Gemahl, dem sie im Sept. 1601 den Dauphin Ludwig (XIII.) gebar, in Konflikte. Besonders war dem König der Einfluß verhaßt, den auf die Königin die Kammerfrau Leonora Galligai und deren Mann, Concini (s. Ancre), die ihr aus Florenz gefolgt waren, ausübten. Aus Furcht vor der Scheidung drang M. auf die von Heinrich immer verschobene Krönung. Die Feierlichkeit fand 13. Mai 1610 statt; am folgenden Tage wurde der König von Ravaillac ermordet. Die Königin brachte sogleich die Vormundschaft an sich und kehrte zur Freundschaft mit Spanien und der kath. Politik zurück. Sully, Jeannin und andere ausgezeichnete Räte Heinrichs IV. erhielten den Abschied; aber die Hochadligen, Condé an der Spitze, bedrängten die Königin mit Machtansprüchen; sie zeigte sich, wenngleich ohne großen Sinn, so doch thätig und ihrer Stellung bewußt. Concini, zum Marschall und Marquis d'Ancre erhoben, wurde den Großen entgegengestellt, aber auf Veranlassung Luynes' (s. d.) im Einverständnis mit Ludwig XIII. erschossen (April 1017) und M. in ihrem Luxembourgpalais in einer Art von Gewahrsam gehalten. Nach einiger Zeit erhielt M. die Erlaubnis, auf dem Schlosse Blois unter Aufsicht zu leben, von wo sie aber in der Nacht vom 22. Febr. 1619 entfloh. Sie wandte sich nach Angoulême und sammelte viele mißvergnügte Edelleute um sich. Der Sohn rückte jetzt gegen die Mutter ins Feld und zwang sie zur Unterwerfung. Nach dem Tode Luynes', der diese königl. Politik gelenkt hatte, Dez. 1621, kehrte sie nach Paris zurück und trat nominell wieder an die Spitze des

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 591.