Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

591

Maria Theresia (Gemahlin Ludwigs XIV.) - Maria Louise (Kaiserin der Franzosen)

Staatsrates, ohne doch ihren frühern Einfluß zu behaupten. Im Verein mit Richelieu hatte sie sich dem Könige wieder genähert; dann drängte der Kardinal sie mehr und mehr zurück; der 11. Nov. 1630 (s. Richelieu) entschied gegen sie, und ihre Verbindung mit ihrem Sohne Gaston von Orléans (s. d.) und den Spaniern führte 1631 erst zu ihrer Gefangennahme, dann (im Juli) zur Flucht nach Brüssel; zurückzukehren wurde ihr nicht erlaubt, sie ging 1638 nach England, 1641 nach Köln, wo sie 1642 starb. - Vgl. Bazin, Histoire de France sous Louis XIII (4 Bde., Par. 1837); Miß Pardoe, Life and memoirs of M. de Medici (3 Bde., Lond. 1852); B. Zeller, La minorité de Louis XIII. Marie de Médicis et Sully 1610-12 (Par. 1892).

Maria Theresia, genannt von Österreich, Gemahlin Ludwigs XIV. von Frankreich, geb. 10. Sept. 1638 als Tochter Philipps IV. von Spanien und Elisabeths von Frankreich, der Schwester Ludwigs XIII., ward zum Unterpfand des Pvrenäischen Friedens im Juni 1660 mit Ludwig XIV. vermählt. Während sich der König fremden Neigungen überließ, verzehrte sich die immer mehr vereinsamende Königin in ohnmächtiger Eifersucht und gab sich religiösen Übungen hin. Sie starb 30. Juli 1683 in Versailles. Von sechs Kindern überlebte sie nur der Dauphin Ludwig.

Maria Leszczynska, Königin von Frankreich, geb. 23. Juni 1703 als Tochter des poln. Königs Stanislaus Leszczynski, wurde 5. Sept. 1725 in Fontainebleau mit dem sieben Jahr jüngern Ludwig XV. vermählt. Anfangs vom König mit Zärtlichkeiten überschüttet, wurde sie ihm mit der Zeit immer gleichgültiger und lebte von ihm getrennt, mit Werken der Barmherzigkeit und Andachtsübungen beschäftigt. Von ihren zehn Kindern überlebten sie nur vier Töchter. Sie starb 24. Juni 1768 zu Versailles. - Vgl. des Réaulx, Marie Leczinska (Par. 1895).

Maria Antoinette, Königin von Frankreich, geb. 2. Nov. 1755 zu Wien als Tochter der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Franz I., wurde 16. Mai 1770 mit dem Dauphin, dem spätern Ludwig XVI. vermählt. Die Intriguen des Hofs sowie ihre eigene Unbesonnenheit und Vergnügungssucht machten die Lage der jungen Prinzessin schwierig. 1778 ward sie zum erstenmal Mutter, und dies gab dem Anhange des Grafen von Provence (s. Ludwig XVIII.), der auf die Thronfolge gerechnet hatte, aufs neue Gelegenheit, die Sitten M. A.s zu verdächtigen. Die berüchtigte Halsbandgeschichte (s. d.) machte endlich die Königin vollends zum Gegenstand übler Nachreden. Überdies hatte sie sich auch in die Politik gemischt, zum Sturze Turgots beigetragen und in den holländ. und bayr. Angelegenheiten offen für Österreich Partei genommen. Als die Revolution begann, war darum M. A., trotz ihrer Herzensgüte, schon sehr unpopulär, und bald knüpfte sich an den Namen der "Autrichienne" (Österreicherin) der blinde Haß fanatisierter Volksmassen. Schon bei den Vorgängen des 5. und 6. Okt. 1789 zu Versailles (s. Ludwig XVI.) schwebte ihr Leben in Gefahr. Hierauf ward sie gezwungen, mit ihrem Gemahl und ihren Kindern die Tuilerien zu beziehen. Sie vor allem betrieb den Fluchtversuch vom 20. Juni 1791, der so unglücklich verlief. Zugleich arbeitete sie an den Schritten mit, welche die österr.-preuß. Invasion zur Rettung des Throns und der königl. Familie einleiteten, die aber gerade das Gegenteil bewirkten. Dieses Doppelspiel der Königin und ihre heimlichen Beziehungen zum Auslande brachten die Revolutionäre vollends gegen sie auf. Bei den Aufständen vom 20. Juni und 10. Aug. 1792 blieb sie dem König mutig zur Seite, erschien mit ihm in der Nationalversammlung und teilte hierauf mit ihm die Gefangenschaft im Temple. Beim Beginn des Prozesses gegen den König trennte man sie von diesem; im Juni 1793 nahm man ihr auch die Kinder, und 2. Aug. versetzte man sie in ein einsames Gefängnis der Conciergerie. Nachdem sie 4. Okt. zuerst insgeheim verhört worden war, ward sie 13. Okt. vor das Revolutionstribunal gestellt. Die Anklage lautete auf Verschwörung mit dem Auslande und Anstiftung des Bürgerkrieges. Sie verteidigte sich mit großer Würde, und Gleiches thaten ihre beiden vom Gericht bestellten Verteidiger, Tronçon-Ducoudray und Chauveau-Lagarde. Als Hébert sie des unzüchtigen Umganges mit ihrem Sohne zieh, appellierte sie an alle anwesenden Mütter zu ihrer Rechtfertigung gegenüber der schamlosen Verdächtigung. Dennoch wurde sie 16. Okt. zum Tode verurteilt und starb noch an demselben Tage mittags 1 Uhr unter der Guillotine. Ihre Leiche wurde auf dem Kirchhofe Madeleine bestattet; nach der Restauration setzte man ihre Reste in der Königsgruft zu St. Denis bei. Unter ihren Porträten zeichnen sich die von Vigier-Lebrun und von Roßline aus; bekannt ist auch das Gemälde von P. Delaroche, das die Königin vor ihren Richtern darstellt.

Vgl.Prudhomme, Les crimes de M. A. (Par. 1793), eine revolutionäre Parteischrift; Madame de Campan, Mémoires sur la vie privée de M. A. (5. Aufl., 4 Bde., ebd. 1823 u. ö.); Campardon, M. A. à la Conciergerie (ebd. 1862); Goncourt, Histoire de M. A. (3. Aufl., ebd. 1863; deutsch Wien 1867); Huard, Mémoires sur M. A. (Par. 1865); Chambrier, M. A., reine de France (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1871); Lescure, M. A et sa famille (3. Aufl., ebd. 1872); Yonge, Life of M. A. (3. Aufl., 2 Bde., Lond. 1878); Schwarz, Mirabeau und M. A. (Bas. 1891). Die beste und vollständigste Biographie M. A.s ist Marimes de la Rocheterie Histoire de M. A. (2 Bde., Par. 1890; deutsch, 2 Bde., Wien 1893); daneben Nolhac, La reine M. A. (Par. 1890; nur bis 5. Okt. 1789 reichend). Die von Vogt von Hunolstein (Correspondance inédite de M. A., Par. 1864) und Feuillet de Conches (Louis XVI., M. A. et Madame Elisabeth, 6 Bde., ebd. 1864-73) veröffentlichten Briefe der M. A. sind meist Fälschungen; authentisch dagegen sind die Publikationen von Arneth: Maria Theresia und M. A. (Wien 1865; 2. Aufl. 1866) und M. A., Joseph II. und Leopold II. (ebd. 1866); ferner: M. A., Correspondance secrète entre Marie Thérèse et le Comte de Mercy Argenteau. Avec les lettres de Marie Thérèse et de M. A.., hg. von Arneth und Geffroy (3 Bde., Par. 1873-74); Correspondance secrète du Comte de Mercy Argenteau avec l'empereur Joseph II et le prince de Kaunitz, hg. von Arneth und Flammermont, Bd. 1 (ebd. 1889); Recueil de lettres authentiques de la reine M. A., hg. von M. de la Rocheterie und dem Marquis de Beaucourt, Bd. 1 (ebd. 1895).

Maria Louise, Kaiserin der Franzosen, zweite Gemahlin Napoleons I., nach dessen Sturze Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla, geb. 12. Dez. 1791, war die älteste Tochter des Kaisers Franz I. aus dessen zweiter Ehe mit Maria