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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maria II. (Königin v. Großbritannien) - Maria Stuart (Königin v. Schottland)

Theresia, der Tochter des Königs Ferdinand von Neapel. Nach dem Kriege von 1809 von Napoleon zur Gemahlin erwählt, wurde sie zu Paris 2. April 1810 durch den Kardinal Fesch mit ihm getraut. Am 20. März 1811 gebar sie einen Sohn, dem schon vor der Geburt der Titel König von Rom zuerkannt worden war. 1812 begleitete M. L. Napoleon nach Dresden zu der Monarchenzusammenkunft. Während der Kaiser 1813 in Deutschland kämpfte, führte sie in Frankreich die Regentschaft, die sie, von einem Conseil beraten, auch 1814 bekleidete. Nach der Abdankung Napoleons lebte sie zunächst in Aix, dann in Schönbrunn. Zu ihrem Oberhofmeister erwählte man den österr. Feldmarschalllieutenant Grafen von Neipperg (s. d.), mit dem sie sich 1821 nach Napoleons Tode in morganatischer Ehe vermählte. Am 17. März 1816 übernahm sie die Regierung der ihr, neben dem Titel kaiserl. Majestät, im Vertrage zu Fontainebleau zugesicherten Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla und hielt 20. April 1816 ihren Einzug in Parma. Ihr Sohn blieb in Wien und wurde 1818 vom Kaiser Franz zum Herzog von Reichstadt (s. d.) ernannt. Dem Grafen Neipperg (s. d.) gebar sie ebenfalls einen Sohn, den Grafen, später Fürsten Montenuovo. Sie starb 18. Dez. 1847 zu Wien; die Herzogtümer gingen an den bisherigen Herzog von Lucca, den Bourbon Karl II. (s. d.) über. - Vgl. Imbert de St. Amand, M. L. (3 Bde., Par. 1856); Helfert, M. L., Erzherzogin von Österreich, Kaiserin der Franzosen (Wien 1873); Madame Durand, Mémoires sur Napoléon et M. L., 1810-14 (ebd. 1885); Correspondance de M. L. 1799-1847. Lettres intimes et inédites à la Comtesse de Colloredo et à Mademoiselle de Pontet, depuis 1810 Comtesse de Crenneville (Wien 1887).

Maria II., Königin von Großbritannien und Irland (1688-94), Gemahlin Wilhelms III., wurde 30. April 1662 als die älteste Tochter Jakobs II. aus seiner ersten Ehe mit Anna Hyde geboren und 1677 dem damaligen niederländ. Statthalter Wilhelm von Oranien vermählt, der 1688 Jakob vertrieb und neben seiner Gattin 11. Febr. 1689 zum König erhoben wurde. Die Regierungsteilnahme der Königin blieb eine nur formelle; sie verehrte ihren großen Gemahl schwärmerisch, und auch diesen traf kein Schlag so hart, wie M.s frühzeitiger Tod; sie starb 28. Dez. 1694 an den Blattern. - Vgl. Nippold, Die Regierung der Königin Mary Stuart von England, Gemahlin Wilhelms III. (Hamb. 1895).

Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, s. Maria Theresia, deutsche Kaiserin.

Maria II. da Gloria, Königin von Portugal (1826-53), geb. 4. April 1819 zu Rio de Janeiro, war die älteste Tochter des Kaisers Pedro I. von Brasilien aus dessen Ehe mit der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. Nach dem Tode ihres Großvaters, des Königs Johann VI. von Portugal, verzichtete ihr Vater zu ihren Gunsten 2. Mai 1826 auf den portug. Thron und bestimmte, daß sie sich mit seinem Bruder Miguel (s. d.) verheiraten solle. Vorläufig blieb jedoch M. in Brasilien, und die Regierung in Portugal ward in ihrem Namen zuerst von ihrer Tante, Prinzessin Isabella, geführt, darauf Dom Miguel 26. Febr. 1828 zum Regenten ernannt; doch bemächtigte sich dieser 30. Juni des Thrones und wurde in ganz Portugal als König anerkannt. M. wurde im Juli nach England gesandt, kehrte jedoch, als der erhoffte Beistand Englands gegen Miguel ausblieb, 16. Okt. 1829 nach Rio de Janeiro zurück. Erst nachdem Pedro 7. April 1831 die brasil. Krone niedergelegt hatte, führte er seine Tochter wieder nach Europa und ließ sie in Paris residieren, während er Dom Miguel bekriegte und nach dreijährigem Kampfe aus Portugal vertrieb (Mai 1834). Schon 23. Sept. 1833 in Lissabon als Königin ausgerufen, wurde sie vom Reichstag 20. Sept. 1834 für mündig erklärt und übernahm nach dem Tode ihres Vaters, der bisher die Regentschaft geführt hatte, 24. Sept. 1834 die Regierung. Am 1. Dez. 1834 heiratete sie durch Prokuration und 26. Jan. 1835 persönlich den Herzog August von Leuchtenberg, der aber schon 28. März 1835 starb. Darauf schloß sie eine zweite Ehe durch Prokuration 1. Jan. und persönlich 9. April 1836 mit dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha-Kohary, aus der eine zahlreiche Nachkommenschaft entsprang. (S. Ferdinand II. von Portugal.) M. starb 15. Nov. 1853 zu Lissabon. Ihr folgte ihr ältester Sohn, Pedro V. (s. d.), dann ihr zweiter Sohn, Ludwig I. (s. d.).

Maria von Guise, Königin von Schottland, Mutter der Maria Stuart, geb. 22. Nov. 1515, das älteste der 12 Kinder des Claude von Guise (s. d.), wurde 1534 Gemahlin Ludwigs von Orléans, der schon im folgenden Jahre starb. Im Mai 1538 heiratete sie Jakob V. von Schottland, wurde nach dessen Tod (14. Dez. 1542), neben dem Grafen Arran (s. Hamilton, Geschlecht), seit 1554 allein Regentin des Reichs für ihre Tochter und hielt nun im Kampfe gegen Heinrich VIII., dessen Sohne Eduard sie die Hand ihrer Tochter versagte, und später gegen den Protektor Somerset den Bund mit Frankreich und dem Katholicismus aufrecht. 1559 kam es zu einer Erhebung der von Knox geleiteten prot. Lords gegen die kath. Regentin; Edinburgh wurde von ihnen genommen und wieder verloren, und als sie es, von England unterstützt, aufs neue belagerten, starb M. daselbst 10. Juni 1560.

Maria Stuart, Königin von Schottland (1542-68), wurde 8. Dez. 1542 im Schlosse Linlithgow wenige Tage vor dem Tode ihres Vaters Jakob V. geboren. Dem Gedanken, die junge Königin dem engl. Thronerben zu verbinden, widerstrebte ihre Mutter Maria von Guise, und als nach Heinrichs VIII. Tode der Protektor Somerset Schottland mit Waffengewalt dazu zwingen wollte, wurde M. S. 1548 nach Frankreich gebracht, hier erzogen und 24. April 1558 dem Dauphin, dem spätern König Franz II., vermählt. Nach Marias I. Tod nahm sie als Enkelin der Margarete, Tochter Heinrichs VII., Wappen und Titel einer Königin von England an und stellte sich dadurch zu Elisabeth, die sie von ihrem kath. Standpunkt nicht als legitimen Sproß Heinrichs VIII. anerkannte, in den schärfsten Gegensatz. Als sie nach dem frühen Tode ihres Gatten 19. Aug. 1561 nach Schottland zurückkehrte, wo Maria von Guise bis zu ihrem Tode 1560 die Regentschaft geführt hatte, fand sie den Calvinismus des John Knox als einzig herrschende Staatsreligion vor. Mit meisterhaftem Geschick wußte die kath. Königin so unduldsamen Männern wie Knox gegenüberzutreten und auch ihr schwieriges Verhältnis zu Elisabeth leidlich zu gestalten. Bald schritt M. S. zu einer neuen Vermählung; ihre Wahl fiel auf ihren Vetter Darnley (s. d.),