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Massieren – Maßmann
Massieren (frz.), kneten, s. Massage.
Massige Gesteine, die Eruptivgesteine (s. d.). Sie werden so genannt, weil ihnen die für Gesteine wässerigen
Ursprungs (Schichtgesteine) charakteristische Schichtung fehlt.
Massilĭa, der lat. Name von Marseille (s. d.).
Massiliénsis, soviel wie Semipelagianer (s. d.) nach
ihrem Hauptsitze Massilia (Marseille).
Massillon (spr. mässilŏn), Stadt im County Stark im NO. des nordamerik. Staates Ohio, südlich von
Cleveland, am Tuscarawas-River, Ohio-Eriekanal und an vier Bahnen, Mittelpunkt des Massillon-Kohlenbergbaues, hat Fabrikation von Glaswaren,
Ackerbaugeräten, Papier, feuerfesten Backsteinen, Mehl und (1890) 10092 E., viele Deutsche.
Massillon (spr.-ijóng), Jean Baptiste, franz. Kanzelredner, geb. 21. Juni
1663 zu Hyères in der Provence, trat 1681 in die Kongregation des Oratoriums und kam 1696 nach Paris als Direktor des Seminars St. Magloire. Ludwig XIV.
ernannte ihn 1704 zum Hofprediger, der Regent Herzog von Orleans 1717 zum Bischof von Clermont; auch erhielt er den Auftrag, vor Ludwig XV., der erst 9 J.
alt war, zu predigen. Zu diesem Zwecke verfaßte er u.d.T. «Petit-Carême» (spätere Ausgabe für den Dauphin, Par. 1789;
deutsch von Pfister, 4. Aufl., Regensb. 1866) eine Sammlung von Reden. 1719 trat er in die Französische Akademie. Er starb 18. Sept. 1742. Eine vollständige
Ausgabe seiner «Sermons» besorgte sein Neffe Joseph M. (15 Bde., Par. 1745–48); unter den neuern sind die von
Renouard (13 Bde., ebd. 1810–11) und vom Abbé Guillon herausgegebenen (16 Bde., ebd. 1828) die besten. In Hyères wurde ihm 1817 eine Büste gesetzt. –
Vgl. Theremin, Demosthenes und M. (Berl. 1845); Attair, Étude sur M. (Toulouse 1883).
Massina, Reich im westl. Sudan in Nordwestafrika, am obern Niger, zwischen Timbuktu und dem Reich Wassulu, seit 1893 zum
Soudan français gehörig. Die Grenzen nach W. und O. können ebensowenig bestimmt angegeben werden wie der
Umfang und die Stärke der Bevölkerung. M. gehörte in frühern Jahrhunderten zu dem großen Mandingoreiche Melle (s.
Mandingo), das die Tuareg zerstörten. Im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrh. gründeten Fulbe das Königreich M., das 1862 den Angriffen
Hadj Omars erlag, des Tuculör, dessen Dynastie in der Hauptstadt Bandjagara regierte, bis der letzte Herrscher, Amada,
von den Franzosen 1893 besiegt wurde. Mohammed. Fulbe bilden die Aristokratie, heidn. Bambara die Masse der Bevölkerung. Die Haussasprache ist die
verbreitetste. Der wichtigste Handelsplatz scheint gegenwärtig Duensa zu sein; früher war dies Djenne (Dschenne oder Dschinni), südöstlich der Mündung
des Bakoe in den Niger, das jetzt ein stiller Ort geworden ist.
Massinger (spr. mässĭndsch'r), Phil., engl. Schauspieldichter, geb. 1584 zu Salisbury, wo er 24. Nov.
getauft wurde, studierte zu Oxford, unterbrach aber seine Studien und ging nach London, wo er meist mit andern, auch mit Dekker, Rowley, Fletcher und
Middleton, zahlreiche Stücke für die Bühne schrieb. Er hatte fortwährend mit Not zu kämpfen. Am 17. März 1639 früh fand man ihn tot im Bette. Die
Trauerspiele M.s sind ernst und würdig, sein Vers glatt und wohlklingend. Die ↔ Lustspiele gleichen denen Ben Jonsons in ungebundener
Kraftäußerung, sind aber oft gemein und roh. Unter den 18 erhaltenen Stücken sind die besten «The virgin martyr»
(gedruckt 1622; deutsch als «Der Tyrann oder die Jungfrauentragödie» von Tieck, «Shakespeares Vorschule», II, Lpz. 1829),
«The Duke of Milan» (1623), «The fatal dowry» (gedruckt 1632; deutsch von
Baudissin in «Ben Jonson und seine Schule», 2 Bde., Lpz. 1836), «The maid of honour» (gedruckt 1632),
«The city madam» (gedruckt 1632; deutsch von Baudissin: «Die Bürgersfrau als Dame», in «Ben Jonson und seine
Schule», 2 Bde., Lpz. 1836) und «A new way to pay old debts» (gedruckt 1633; deutsch von Gätschenberger, Lond.
1874), das einzige, das sich auf der Bühne behauptet hat. Ausgaben der Werke besorgten Mason (4 Bde., Lond. 1779), Gifford (4 Bde., ebd. 1805; neue Ausg.
1815), Hartley Coleridge zusammen mit Fords Werken (ebd. 1840), Cunningham (ebd. 1868) und Symons (ebd. 1887–89). A. Symons veröffentlichte eine
Auswahl von Stücken in der «Mermaid series» 1887–89. – Vgl. Gardiner,
The political element in M. (in der «Contemporary Review», Aug. 1876); Phelan,
Ph. M. (in «Anglia», II, Halle 1879).
Massis, einheimischer Name für Ararat (s. d.).
Massiv (frz.), von Mauerwerk: ganz aus Stein aufgeführt; von Metallen, besonders Gold und Silber: inwendig nicht hohl oder mit
geringerm Material ausgefüllt, gediegen; auch übertragen: plump, grob, schwerfällig.
Massivbau nennt man im Gegensatz zu Fachwerksbau (halbmassive Bauweise) und Holz diejenige feuersichere Bauweise, welche,
mit Ausschluß von Holz, nur Steinmaterial zu Fußböden, Mauern, Treppen und selbst Decken (Gewölbe) verwendet. Während bei Nutzbauten die massive
Bauweise sich nur auf die Mauern erstreckt, werden bei manchen Monumentalbauten selbst die Dächer (z. B. Die Helme der Kirchtürme) aus Stein
konstruiert. Namentlich wird der M. von Bedeutung sein, wo Feuersicherheit das erste Erfordernis ist, z.B. bei Lagerhäusern, Speichern.
Maßmann, Hans Ferd., Germanist und Mitbegründer des Turnwesens in Deutschland, geb. 15. Aug. 1797 zu Berlin, begann 1814
das Studium der Theologie, schloß sich 1815 den Freiwilligen Jägern an, setzte dann in Jena und Berlin seine Studien fort und beteiligte sich eifrig an den
burschenschaftlichen Bestrebungen. Nachdem er 1817–21 in Breslau, Magdeburg und Nürnberg als Lehrer gewirkt hatte, widmete er sich in Berlin dem
Studium der deutschen Sprache. 1826 wurde er Lehrer der Turnkunst am königl. Kadettenkorps in München, übernahm 1828 die Leitung einer Turnanstalt für
die Münchener Schulen und wurde 1329 außerord., 1835 ord. Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität. 1842 wurde er mit der
Wiedereinrichtung des allgemeinen Turnunterrichts im preuß. Staate beauftragt und zugleich zum außerord. Professor an der Universität Berlin ernannt. Er
starb 3. Aug. 1874 in Muskau. M. war als gelehrter Herausgeber altdeutscher Denkmäler eifrig thätig. Er veröffentlichte: «Denkmäler deutscher Sprache und
Litteratur» (Bd. 1, Münch. 1827; darin zuerst Lamprechts «Alexander»), «Deutsche Gedichte des 12. Jahrh.» (2 Bde., Quedlinb. 1837), «Deutsche