Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

678

Maundeville - Mauren

82 2/7 Pfd. engl. avoirdupois (Handelspfund) = 37,324 kg. Das M. des alten Bazargewichts (bazar maund) ist = 82 2/15 Pfd. engl. avoirdupois = 37,255 kg, das Faktoreimaund (factory maund) = 74⅔ Pfd. engl. avoirdupois = 33,868 kg. In Persien, der Türkei und Turkestan ist Man eine Abkürzung für Batman (s. d.). In Arabien und Sansibar ist das M. ein Vielfaches des Frasil (s. d.), an der Somalküste aber gleichnamig mit diesem.

Maundeville, Sir John, s. Mandeville.

Maupassant (spr. mopassáng), Guy de, franz. Schriftsteller, geb. 5. Aug. 1850 auf Schloß Miromesnil (Seine-Inférieure), machte den Krieg von 1870 und 1871 mit und wurde mit Flaubert bekannt. Er kam dann in den Kreis Zolas, für dessen "Soirées de Médan" (1880) er die Novelle "Boule de suif" lieferte. Zugleich gab er lyrische Gedichte "Des vers" (1880) heraus, die ihn als eigenartiges Talent offenbarten. Seine folgenden Romane und Novellensammlungen "La maison Tellier" (1881), "Une vie" (1883), "Les sœurs Rondoli" (1884), "Bel ami" und "Contes du jour et de la nuit" i1885), "Contes et nouvelles" (1885), "La petite Roque" (1886), "Mont Oriol"" (1887) lassen in M. schon unter naturalistischer Brutalität den scharfsinnigen Darsteller seelischer Vorgänge und den seinen Künstler des Stils erkennen; in seinen letzten Schöpfungen: "Pierre et Jean" (1888) und vorzüglich in "Fort comme la mort" (1889), einer erschütternden Herzensgeschichte, hat seine Kunst an Reife und Formvollendung gewonnen und seine ursprüngliche poet. Kraft nichts eingebüßt, und statt der affektierten Gleichgültigkeit des Naturalisten zeigt er Mitgefühl für seine Charaktere und Teilnahme an ihren Geschicken. 1890 erschienen noch "L'inutile beauté", "Notre cœur" und "La vie errante". Auf dramat. Gebiete versuchte sich M. mit M. J. Normand in dem Stücke "Musotte" (1891). 1892 wurde M. geisteskrank und starb 6. Juli 1893 in Passy bei Paris.

Maupeou (spr. mopuh), René Nicolas Charles Augustin de, franz. Kanzler, geb. 1714 zu Paris, erhielt schon sehr zeitig die Stelle eines Parlamentsrats, wurde 1763 erster Präsident, erhielt 1768 das Kanzleramt und betrieb mit dem Hofe die Demütigung des Parlaments. Die Gelegenheit dazu gab ihm der Prozeß des mit M. gegen Choiseul verbundenen Herzogs von Aiguillon, der als früherer Gouverneur der Bretagne vom Parlament zu Rennes wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt angeklagt worden war. M. ließ dem Pariser Parlament in einem Lit de justice 27. Juni 1770 die Fortsetzung der Prozedur verbieten; allein das Parlament ignorierte diesen Befehl und erklärte den Herzog 2. Juli aller Pairsrechte verlustig. Der König kassierte daraufhin in einem zweiten Lit de justice den Prozeß und sprach dem Parlament 27. Nov. 1770 das Recht ab, sich der Einregistrierung der königl. Edikte zu widersetzen und mit den übrigen Parlamenten eine unteilbare Körperschaft zu bilden. Der Kampf steigerte sich nun mehr und mehr. Nachdem Choiseul im Dez. 1770 seinen Abschied erhalten hatte, ließ M. in der Nacht vom 20. Jan. 1771 die Parlamentsmitglieder einzeln verhaften und verweisen und bildete am 23. aus dem abhängigen Großen Rat ein Interimsparlament, im Sprengel des Pariser Parlaments schuf er sechs "Oberhöfe" und besetzte auch die übrigen Parlamente mit neuen Personen; doch brachte er dadurch im wesentlichen keine sachliche Umgestaltung hervor. Immerhin war seine Gründung besser als der frühere Zustand. Der leidenschaftliche Widerstand des Alten führte M. immer weiter; in allen Provinzen bildete er die Kollegien um; es war ein Unglück, daß Ludwig XVI. M. und sein Werk der öffentlichen Meinung, die auf seiten der Parlamente stand, opferte und nach soviel Erregung lediglich die alten Parlamente wieder einsetzte. M. wurde vom Hofe verbannt; er starb 1792 zu Thuit bei Andelys nach vergeblichem Versuche, sich Ludwig XVI. wieder zu empfehlen. Eine Sammlung von gegen M.s Neuerungen gerichteten Schriften enthält das Werk "Les efforts de la liberté contre le despotisme de M. ou recueil des écrits patriotiques, publiés pour maintenir l'ancien gouvernement français" (4 Bde., Lond. 1772-73). - Vgl. Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 6 (Par. 1873); Flammermont, Le chancelier M. et les parlements (ebd. 1884).

Maupertuis (spr. mopärtüíh), franz. Flecken südlich von Poitiers, berühmt durch die (auch bei Poitiers genannte) Schlacht vom 19. Sept. 1356, in der der schwarze Prinz, der Sohn Eduards III. von England, über den König Johann den Guten von Frankreich einen vollständigen Sieg davontrug. Das Ergebnis des Sieges war der Friede von Bretigny (s. d.).

Maupertuis (spr. mopärtüíh), Pierre Louis Moreau de, franz. Mathematiker, geb. 28. Sept. 1698 zu St. Malo, nahm 1718 Kriegsdienste, die er nach einigen Jahren wieder aufgab, um sich den Studien zu widmen. Er wurde 1731 besoldetes Mitglied der Pariser Akademie, ging später nach London, dann nach Basel und leitete 1736 die Gradmessung in Lappland. M. veröffentlichte darüber das treffliche Werk "La figure de la terre déterminée par les observations de Maupertuis, Clairault, Camus, Le Monnier, Onthier, Celsius" (Amsterd. 1738, mit Kupfern). 1740 folgte er einem Rufe Friedrichs II. nach Berlin, um die Präsidentenstelle bei der Akademie zu übernehmen. Er begleitete den König ins Feld und wurde in der Schlacht von Mollwitz gefangen. In Wien nahm ihn der Kaiser sehr ehrenvoll auf und erlaubte ihm, nach Berlin zurückzukehren. Hier wurde er später in mehrere Streitigkeiten verwickelt, vornehmlich über einen Aufsatz in den "Memoiren" der Berliner Akademie (1746), die Gesetze der Bewegung und Ruhe nach dem metaphysischen Princip der kleinsten Wirkung betreffend, welchen Samuel König angriff, indem er die Idee dazu Leibniz beilegte. In dieser litterar. Fehde nahm auch Voltaire gegen M. Partei. 1756 reiste M. nach Frankreich und begab sich 1758 nach Basel, wo er im Hause seines Freundes Bernoulli 27. Juli 1759 starb. Die beste Ausgabe seiner gesammelten Werke erschien u. d. T. "Œvres de M." in 4 Bänden (Lyon 1768). - Vgl. Angliviel de la Beaumelle, Vie de M. (Par. 1856); Du Bois-Reymond, Maupertuis (Rede, Lpz. 1893).

Mauren, die in den Städten des Maghreb (s. d.) wohnende mohammed. Mischlingsbevölkerung mit arab. Muttersprache. Dieser Name knüpft an die Mauri des Altertums, die alten Bewohner Mauretaniens an. Die jetzigen M. sind jedoch das Resultat der Kreuzung des erobernden arab. Volks mit den verschiedenen Schichten der frühern Bevölkerung, also hauptsächlich den Berbern, von denen sie sich in Sitten und Einrichtungen ebenso unterscheiden, wie von den in den Berbergebieten hausenden Beduinen