Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

714

Medicin - Medina

28. Febr. 1621, folgte 1609 in der Regierung. Er erhob Toscana zu einer solchen Blüte, daß es unter ihm zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens und Handels wurde. Aus seiner Ehe mit Maria Magdalene von Österreich stammt sein Nachfolger Ferdinand Ⅱ. (s. d., Bd. 6, S. 674 a). Diesem folgte 1670 sein Sohn Cosimo Ⅲ. de’ M., geb. 14. Aug. 1642, der durch großen Aufwand, hochfahrenden Stolz und Bigotterie den bereits eingetretenen Verfall seines Hauses und Landes beschleunigte. Seine Ehestreitigkeiten mit der schönen, aber sittenlosen Margarete Luise von Orléans machten ihn zum Gespött Europas. Er starb 31. Okt. 1723. Sein Nachfolger war sein zweiter Sohn Johann Gaston de’ M., geb. 24. Mai 1671. Durch Ausschweifungen an Geist und Körper geschwächt, überließ er die Ausbeutung der Regierung seinem Kammerdiener Giuliano Dami. Mit ihm, gest. 9. Juli 1737, erlosch das Geschlecht der M. Die Würde eines Großherzogs von Toscana ging zufolge den Bestimmungen des Wiener Friedens (1735) über auf den Herzog Franz Stephan von Lothringen, den Gemahl der Maria Theresia (s. Franz Ⅰ., Bd. 7, S. 130 b).

Zwei Nebenlinien der M., die Medici-Tornaquinci in Florenz und die Medici-Ottajano, welche im 16. Jahrh. nach Neapel auswanderten, bestehen noch. Zu letzterm Zweig gehörte der Cavaliere Luigi de’ M., Herzog von Sarto, geb. 1760, der als Nachfolger Actons seit 1805 Minister der Könige beider Sicilien, Ferdinands Ⅰ. und Franz’ Ⅰ., war und auf einer Reise 25. Jan. 1830 in Madrid starb.

Vgl. Litta, Famiglie celebri italiane, Bd. 2; Galluzzi, Storia del Granducato di Toscana, (Flor. 1781 u. ö.); Reumont, Geschichte Toscanas seit dem Ende des florentin. Freistaats, Bd. 1: 1530‒1737 (Gotha 1876); Perrens, Histoire de Florence depuis la domination des Médicis jusqu’à la chute de la république (3 Bde., Par. 1888‒90).

Medicin, s. Medizin.

Medicīna forénsis oder legālis, Gerichtliche Medizin (s. d.).

Medicīna politĭco-forénsis oder publĭca, die Staatsarzneikunde (s. d.).

Medĭco-mechanische Institute, s. Heilgymnastik.

Medĭcus (lat.), Arzt.

Medĭen, Mehrzahl von Medium (s. Spiritismus und Tischrücken).

Medĭen (semit. Madai) hieß im Altertum der großenteils gebirgige nordwestl. Teil von Iran. Das Land wurde im N. und NO. durch das Kaspische Meer, im O. und SO. durch die iran. Salzwüste, im S. durch Persien, im W. durch Assyrien, im NW. durch Armenien begrenzt, später teilten es die Geographen in Großmedien, den südl. Teil, und in Kleinmedien, das nach Atropates, einem pers. Satrapen aus der Zeit Alexanders d. Gr., auch Media-Atropatene genannt wurde. Die Hauptstädte M.s waren Ekbatana (s. d.) und Rhagä (davon das umliegende Gebiet Rhagiane). Unter den Produkten Ms werden namentlich die edeln Pferde aus den nisäischen Gefilden, Salz und Smaragde genannt. Der Name M. scheint kein arischer zu sein; in den sumero-akkadischen Keilinschriften heißt Mada Land. Doch früh (etwa 3. Jahrh. v. Chr.) scheinen schon die Arier von Baktrien und Sogdiana das Land besetzt und die Ureinwohner unterjocht zu haben; sie bildeten die herrschende Aristokratie. Die Stämme der Meder waren nach Herodot die Busen (Erdentsprossene), Parätaken (Bergbewohner), Struchaten (Zeltbewohner), Arizanten (arischen Geschlechts), Budier (Landbauer) und Magier (s. d.). Abgesehen von den Ariern, die eine mit dem Altpersischen identische Sprache redeten, sprach das Volk medisch. (S. Keilschrift.)

Die Meder machten sich von den Assyrern im 8. Jahrh. unabhängig und wählten sich eigene Fürsten, von denen Deïokes (s. d.) nach Herodot den Königstitel annahm. Es folgten nacheinander Phraortes, Kyaxares und Astyages (s. die Einzelartikel). Astyages wurde durch den Perser Cyrus gestürzt und das Land dem Persischen Reich einverleibt; aber der herrschende Adel erhielt gleiches Recht mit dem persischen, nach außen hin blieb sogar der Name M. für die vereinigten Völker zunächst vorherrschend. Trotz vereinzelter Versuche, einen eigenen Staat M. herzustellen, sind Meder und Perser immer mehr miteinander verschmolzen und haben die gleichen Schicksale geteilt. Durch Alexander d. Gr. wurde M. macedonisch (nur Atropatene bestand ein Jahrhundert lang als unabhängiges Reich), durch Seleucus syrisch; unter Demetrius Soter (152) fiel es an den parthischen Arsaciden Mithridates Ⅰ. Einen eigenen König hatte es zeitweilig in Artavasdes, gegen den Antonius (36) Krieg führte. Seitdem ist auch sein Name aus der Geschichte geschwunden und findet sich nur noch als geogr. Bezeichnung in dem nur von Gelehrten gekannten neupers. Māï. – Vgl. Th. Nöldeke, Aufsätze zur pers. Geschichte (Lpz. 1887); Prášek, M. und das Haus des Kyaxares (in den «Berliner Studien», Bd. 11, Berl. 1890).

Medikamént (lat.), s. Arzneimittel.

Medikaster, Quacksalber.

Medikasterei, s. Kurpfuscherei.

Medikation (lat.), Heilmethode, Heilverfahren.

Medímnus, der altgriech. Scheffel = 52,53 l, das Sechsfache des röm. modius. Seine Hauptteile waren Chönix 1/48, Xestes 1/96, Kotyle 1/192, Kyathos 1/1152.

Medîna (Medînet, Medînat, arab.), soviel wie Stadt.

Medīna, Festung auf Malta, s. Città Vecchia.

Medîna, arab. Medinat Rasûl Allâh oder Medinat el-Nabi, d. h. Stadt des Gesandten Gottes, Stadt des Propheten, in der heidn. Zeit Jathrib genannt, mit einer Bevölkerung von 20 bis 40000 E., ist berühmt als die zweite heilige Stadt der Mohammedaner, bei deren Bewohnern der von den Mekkanern zurückgewiesene Prophet teilnahmevolle Aufnahme fand, als er mit seinen Getreuen zu ihnen auswanderte (Hidschra). In M. ist er gestorben und begraben. M. liegt 400 km nördlich von Mekka und 200 km östlich vom Seehafen Janbo (s. d.) am Roten Meer, und zwar am Rande der großen Arabischen Wüste, in einer auf drei Seiten von Bergen umschlossenen, wohlbewässerten, fruchtbaren Ebene und besteht aus der innern Stadt und den Vorstädten. Sie endet gegen Nordwesten mit der Citadelle, ist ringsum mit einer 11,4 m hohen starken Steinmauer umgeben und von 30 Türmen flankiert, und gilt als die Hauptfeste von Hedschas. M. hat viele schöne, von Gärten, Brunnen, Bewässerungen u. s. w. umgebene Privathäuser. Die Vorstädte im W. und S. nehmen größern Raum als die Centralstadt selbst ein, von welcher sie im S. durch die Dschanâsahstraße, im W. durch einen breiten Raum, Barr al-Manâchah, getrennt sind, der stets von Kamelen, Beduinen, Hökern, Cafés