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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Medina-Arkosch - Medingen

und Pilgergruppen besetzt ist. Die Vorstadt enthält außer der Khaskija, d. h. dem Regierungsgebäude, einige berühmte Wallfahrtsmoscheen, früher die «fünf Moscheen» genannt, von welchen aber einige bereits verfallen sind; das nennenswerteste Bauwerk in diesem Stadtteil ist der im 16. Jahrh. angelegte unterirdische Kanal, welcher von dem 3,7 km im S. gelegenen Dorfe Kobâ Wasser herleitet.

Die Hauptmoschee El-Haram, d. h. das Heiligtum, auf der Stelle des Hauses erbaut, in welchem Mohammed starb, und dessen Grabstätte umschließend, ist weit kleiner als das Beit allah oder Gotteshaus zu Mekka, aber im wesentlichen nach demselben Plane mit einem innern Hofraume, umherlaufenden Kolonnaden mit fünf Minarets und Mittelbau errichtet, 135 m lang und 107 m breit. Ihr Gewölbe wird von 400 Säulen getragen und 300 Lampen dienen zur Erleuchtung. In ihrer Südostecke, die mit Marmorgetäfel, Mosaikboden und reichen Goldinschriften ornamentiert ist und durch hohe Fenster ihr Licht empfängt, befindet sich die Grabesstelle Mohammeds, mit eisernem Filigrangitter umgeben. In demselben bedecken die aus Konstantinopel gesendeten kostbaren Vorhänge, welche man alle sechs Jahre wechselt, um sie dann als Grabteppiche für Sultane und Prinzen zu verwenden, einen von zwei Säulen getragenen viereckigen Bau aus schwarzem Stein, in dessen Mitte der weiße Marmorsarg Mohammeds steht; ihm zur Seite sind die Grabesstellen des Abu Bekr und des Omar. Eine freie Stelle wird, nach der Volkslegende, für den am Ende der Tage wiedererscheinenden Jesus bereit gehalten. Das Haramgebäude stammt in seiner jetzigen Gestalt aus dem Ende des 15. Jahrh., als sechste Rekonstruktion des Heiligtums durch den ägypt. Mamlukensultan Kait Bei (s. Mamluken). Die Wahhâbiten verschonten auch M. nicht; der dem heiligen Grabe des Propheten gewidmete Kultus veranlaßte sie zu Verwüstungen und Plünderungen, bis es der ägypt. Regierung unter Tußun Pascha (1815) gelang, die heilige Stadt den Tempelstürmern zu entreißen (s. Mekka). M. hat nur wenig Handel, derselbe steht zumeist mit dem Hafen Janbo (welcher als Einfuhrsstelle von Getreide und andern Nahrungsmitteln aus Ägypten dient) in Verbindung. Ihr Einkommen ziehen die Bewohner zumeist aus dem großen Pilgerverkehr sowie aus reichlichen Spenden und Stiftungen, welche aus der ganzen mohammed. Welt zufließen. M. sowie Mekka ist Nichtmohammedanern unzugänglich, doch haben einige Europäer in mohammed. Verkleidung auch diese heilige Stadt besucht und beschrieben, unter ihnen ragen besonders Burckhardt (1811) und Burton (1852) hervor. – Vgl. R. F. Burton, Personal narrative of a pilgrimage to El Medina and Mecca (2 Bde., Lond. 1856; 3. Aufl. 1879; auch in der Tauchnitzschen Sammlung, Lpz. 1874).

Medīna-Arkosch, alter Name der Stadt Arcos de la Frontera (s. d.).

Medīna del Campo, Bezirksstadt im S. der altcastil. Provinz Valladolid, am Zapardiel, in fruchtbarer, wegen ihres Weizens berühmter Ebene, ein alter, einst volkreicher Ort, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1887) 5581 E., 14 Kirchen und zwei Spitäler.

Medīna del Riosēco (d. h. Stadt des trocknen Flusses), Bezirksstadt im N. der span. Provinz Valladolid, am rechten Ufer des Sequillo und am Endpunkt des Kanals de Campos, liegt auf zwei Hügeln in fruchtbarer Gegend, hat (1887) 4776 E., eine got. Liebfrauenkirche mit prachtvollem Hochaltar, zwei Hospitäler und ein Kastell. Im Mittelalter war sie Hauptstapelplatz des span. Handels. Noch jetzt finden besuchte Jahrmärkte statt. Am 14. Juli 1808 siegten hier die Franzosen.

Medīna-Sidónia, Bezirkshauptstadt der andalus. Provinz Cadiz, 33 km im OSO. von Cadiz, auf steiler Anhöhe gelegen, im Mittelalter als Festung und westgot. Bistum Assidona genannt, 1250 von den Castilianern wiedererobert, ein finsterer Ort mit (1887) 11705 E., schöner got. Hauptkirche und den Ruinen der Stammburg der Herzöge von M. aus dem Hause Guzman.

Medīnawurm, s. Haarwürmer (Bd. 8, S. 614 b).

Medînet el-Fajûm, Hauptort von Fajum (s. d., und Arsinoë).

Medînet el-Kedima, s. Feriana.

Medînet Hâbu, Dorf in Oberägypten, am linken Nilufer, gegenüber von Karnak, mit großartigen Ruinen eines Vororts des alten Theben. Erhalten sind die Reste dreier größerer Bauwerke: ein kleiner, von Thutmosis Ⅲ. erbauter Tempel; der sog. «Königspavillon», ein festungsartiges Bauwerk, das wohl ein kleiner Palast Ramses’ Ⅲ. gewesen ist, und endlich der große und schöne Grabtempel Ramses’ Ⅲ. In der Nähe findet sich ein von einem unterbrochenen Mauerwerk umzogener Raum, 2432 m lang und 1000 m breit, genannt der Birket-Habu, entweder der Rest eines ausgetrockneten Wasserbassins oder ein alter Hippodrom. (S. Karte: Das alte Ägypten. Ⅱ. Theben, beim Artikel Ägypten.)

Meding, Joh. Ferd. Martin Oskar, Romanschriftsteller unter dem Pseudonym Gregor Samarow, geb. 11. April 1829 zu Königsberg i. Pr., studierte in Königsberg, Berlin und Heidelberg die Rechte, trat dann in den preuß. Staatsdienst und Ende 1859 in hannov. Dienste, in denen er sich eine Vertrauensstellung erwarb. 1870 zog er sich vom polit. Leben zurück und siedelte 1873 nach Berlin über. Seit 1879 wohnt er auf Schloß Wohldenberg, einer alten hannov. Landdrostei. M. pflegte besonders den Zeitroman mit Porträten berühmter Zeitgenossen; er veröffentlichte den Romancyklus «Um Scepter und Kronen» in 5 Abteilungen: «Um Scepter und Kronen» (4 Bde., Stuttg. 1872), «Europ. Minen und Gegenminen» (4 Bde., ebd. 1873), «Zwei Kaiserkronen» (4 Bde., ebd. 1874‒75), «Kreuz und Schwert» (4 Bde., ebd. 1875) und «Held und Kaiser» (4 Bde., ebd. 1876); ferner eine Darstellung des Frankfurter Fürstentags in Romanform u. d. T. «Die Römerfahrt der Epigonen» (3 Bde., Berl. 1874; 4. Aufl. 1887), dann den Zeitroman «Der Todesgruß der Legionen» (3 Bde., ebd. 1874), den socialen Roman «Höhen und Tiefen» (3 Tle. in 20 Bdn., Stuttg. 1879‒80), ferner «Die Saxoborussen» (3 Bde., ebd. 1885), «Gipfel und Abgrund» (ebd. 1888), «Im Banne der Irredenta» (3 Tle., ebd. 1890; neue Ausg. 1894), einen Cyklus von Romanen aus der russ. Geschichte u. s. w. Auch schrieb er «Memoiren zur Zeitgeschichte» in 3 Bänden («Vor dem Sturm», «Das Jahr 1866», «Im Exil», Lpz. 1881‒84). Unter seinem wirklichen Namen erschienen die Romane «Unter fremdem Willen» (3 Tle., Stuttg. 1889; neue Ausg. 1894), «Unter dem weißen Adler» (4 Bde., ebd. 1892), «An den Ufern des Ganges» (3 Bde., ebd. 1893) u. a.; unter dem Pseudonym Leo Warren erschien der Roman «Chavrillac» (3 Bde., ebd. 1890).

Medingen (Kloster-Medingen), s. Bevensen.