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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mehlführung - Méhul

Mehlführung, s. Aufbereitung (der Erze) und Schlämmen.

Mehlis, Stadt im Landratsamt Ohrdruf des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, bei Oberhof im Thüringer Wald, an der Nebenlinie Wernshausen-Zella St. Blasii der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 4035 (1890: 3623) evang. E., Post, Denkmäler der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III., eine herzogl. Beschußanstalt für Handfeuerwaffen; Fabrikation von Thür- und Fahrradglocken, Herstellung von Handfeuerwaffen, Stahl-, Eisen-, Kurzwaren und Gewehren (Hausindustrie) und Dampfsägewerke. M. wurde 1894, mit Lubenbach und Sterngrund vereinigt, zur Stadt erhoben.

Mehlkäfer, s. Mehlwurm.

Mehlkreide, soviel wie Bergmilch.

Mehlmarke, s. Mehlfabrikation (S. 733 a).

Mehlmilbe (Tyroglyphus farinae Deg.), eine zur Familie der Käsemilben (s. d.) gehörige sehr kleine Milbe, die in dumpfigem Mehl lebt.

Mehlmotte, s. Mehlzünsler.

Mehlpulver, zerkleinertes Kornpulver, ist sehr leicht entzündlich und brennt schnell ab; kommt als Beimengung zu Feuerwerkssätzen in Anwendung.

Mehlsack, Stadt im Kreis Braunsberg des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, an der Walsch, über die eine 143 m lange Eisenbahnbrücke führt, an den Nebenlinien Allenstein-Perwilten und M.-Braunsberg (27,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunsberg), hat (1895) 4062 E. (1890: 3937, darunter 346 Evangelische und 70 Israeliten); Maschinenfabriken, Molkerei, Ziegelei und Flachsbau.

Mehlschlichte, s. Weberei.

Mehlschnecke, s. Mühlenfördereinrichtungen.

Mehlschwalbe, s. Schwalbe.

Mehlsichtmaschinen, s. Mühlenbeutelmaschinen.

Mehlthau, s. Meltau.

Mehlverfälschung, s. Mehlfabrikation (S. 733 b).

Mehlwurm, die etwa 2,5 cm lange, gelbe, harte und unten etwas platte, fast drahtförmige Larve des Mehlkäfers (Tenebrio molitor L.), die in Mehl und Kleie, aber auch gelegentlich von Aas lebt und als gesuchtes Futter für insektenfressende Vögel von Vogelliebhabern gezüchtet wird (s. Fig. 1). Der Käfer (Fig. 2) ist 1,5 cm lang, schmal und braun bis schwarz und findet sich in Mehlmagazinen, Mühlen und Bäckereien, auf Taubenschlägen u. s. w.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

Mehlzünsler, Mehlmotte (Asopa farinalis L.), ein 22 mm spannender Kleinschmetterling, mit braunvioletter und gelber Zeichnung, dessen Raupe in ganz Europa und Nordamerika (eingeführt) von Mehl, Getreide und andern, namentlich moderigen Pflanzenstoffen lebt (s. vorstehende Abbildung).

^[Abb.]

Mehmandar (pers.), Gasthalter.

Mehr (Meer), Dorf bei Rees.

Mehre, s. Meier.

Mehren, landschaftlicher Ausdruck für Abfinden der Kinder vor der zukünftigen Erbschaft der Eltern.

Mehrfache Telegraphie, diejenige Telegraphenbetriebsweise, bei welcher auf derselben Telegraphenleitung mehrere Telegramme zugleich befördert werden. Man nennt sie absatzweise M. T., Vielfachtelegraphie, Multiplertelegraphie, sobald in jedem einzelnen Zeitteilchen immer nur ein Teil eines einzigen Telegramms, in den aufeinander folgenden Zeitteilchen aber in regelmäßiger Abwechselung Teile verschiedener Telegramme befördert werden, dagegen gleichzeitige M. T., wenn in jedem einzelnen Zeitteilchen von jedem Telegramm ein Teil befördert werden kann. Im letztern Falle treten in der Leitung die von verschiedenen Sendern verursachten Stromzustände gleichzeitig auf und vermengen sich miteinander; alle Apparatsätze liegen beständig an der Leitung, und doch dürfen in jedem Empfänger nur diejenigen Zeichen hervortreten, welche von dem zu ihm gehörigen Geber entsendet werden; dies macht diese M. T. sehr verwickelt und daher geht man bei ihr nicht über eine Doppeltelegraphie (s. d.) hinaus; beim Gegensprechen (s. d.) werden die beiden Telegramme in entgegengesetzter, beim Doppelsprechen (s. d.) in gleicher Richtung auf derselben Leitung befördert, beim Doppelgegensprechen (s. d.) endlich in jeder Richtung zwei Telegramme. Bei der absatzweisen M. T. liegt stets nur ein Apparatsatz (Geber und Empfänger) an der Leitung, und es wird in jedem der beiden Ämter ein besonderer Apparat, der Verteiler, gebraucht, welcher der Reihe nach jeden Apparatsatz im rechten Augenblicke und jedesmal nur auf eine Zeit von genau vorgeschriebener Länge mit der Leitung verbindet. Jeder Verteiler besitzt dazu einen Kontaktarm, der über einer Platte ganz regelmäßig umläuft, in welche Kontaktplatten isoliert eingelegt sind; von diesen Platten führen Drähte nach den einzelnen Apparatsätzen, und die beiden Kontaktarme müssen durch ihre Triebwerke nicht nur bewegt, sondern dabei auch in beständiger Übereinstimmung miteinander erhalten werden. Um die absatzweise M. T. hat sich in Frankreich namentlich Baudot unter Verwendung seines Typendruckers bemüht, in Amerika dagegen Patrick Bernard Delany unter Mitbenutzung des Phonischen Rades (s. d.), mit dessen Hilfe schon 1880 sein Erfinder Poul La Cour in Dänemark die M. T. durchzuführen versuchte. Das phonische Rad eignet sich vorzüglich zur Herstellung und Erhaltung des Synchronismus zwischen den beiden bei dieser M. T. nötigen Verteilern. B. Meyers Vierfachtelegraph schrieb Morseschrift, bei der aber jeder Buchstabe eine Zeile für sich bildete (s. Elektrische Telegraphen, Bd. 5, S. 1008 b); er ist jetzt bloß noch in Holland in Gebrauch.

Mehrlader, Magazingewehr, Repetiergewehr, s. Handfeuerwaffen (Bd. 8, S. 763 b) und Jagdgewehre.

Mehrn, Schwefelbad bei Brixlegg in Tirol.

Mehrphasenstrom, s. Drehstrom; Mehrphasenstrommotor (Drehstrom-Dynamo), s. Dynamomaschinen (Bd. 5, S. 653 b).

Mehrwertig, s. Wertigkeit.

Mehrzahl, Plural, s. Numerus.

Mehs, Maßgröße u. s. w., s. Mas.

Méhul (spr. me-ül), Henri Etienne, franz. Komponist, geb. 24. Juni 1763 in Givet (Ardennen), war schon als Knabe von 11 Jahren Organist an der Franziskanerkirche in Givet, dann Schüler des Organisten Pater Hauser in der Abtei Lavaldieu