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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Meisenbach ; Meisenheim; Meisner; Meißel

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Meisenbach & Co., G. - Meißel

Teil der Erde verbreitete, in Südamerika und in Australien gering vertretene und auf Madagaskar ganz fehlende Singvogelfamilie, bei der das Gefieder locker, weich, der Schnabel von der Wurzel an allmählich verdünnt, gerade und ohne Kerbe ist, die runden Nasenlöcher mit mehrern buschig geteilten Federn bedeckt und die Flügel kurz sind. Es sind im ganzen kleine, lebhafte und mutige Vögel, die geschickt in jeder Stellung auf und ab klettern, sich von Insekten, Samen und Früchten nähren und sehr fruchtbar sind. Zu den gemeinsten deutschen Vögeln gehört die Kohl- oder Speckmeise (Parus major L., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvogel I, Fig. 6, beim Artikel Singvögel). Sie ist 15 cm lang, oben olivengrün, am gelben Bauche mit einem schwarzen Längsstreifen gezeichnet, am Kopfe schwarz und an den Wangen weiß. Zur Zeit ihres Umherstreichens im Herbst, wenn sie sich zu Scharen vereinigt hat, wurde sie früher neben der Blaumeise im großen zu vielen Tausenden besonders in Kloben und mit Leimruten gefangen. Auch die Blaumeise (Parus coeruleus L., Fig. 7) ist sehr gemein in Deutschland, der Kohlmeise ähnlich, aber etwas kleiner, am Bauche ganz gelb, an Stirn und Wangen weiß und am Körper grünblau. Ihr ähnlich ist die in Rußland lebende Lasurmeise (Parus cyaneus Pall.), nur daß der Hals hier weiß und das Blau lebhafter ist. Die Beutelmeise (Parus pendulinus L.), die im östl. Europa und Nordasien lebt, ist durch den Kunstbau ihres beutelförmigen Nestes berühmt, welches sie aus Fasern im Wasser verfaulter Pflanzen und feinen Grashalmen erbaut, die mit der Samenwolle von Weiden, Pappeln, Disteln und Rohrkolben zu einem festen Filze verwebt werden. Mit dem obern Ende, in dessen Nähe sich der röhrenförmige Eingang befindet, ist es an einem dünnen Weidenzweige frei aufgehängt, und seine Länge beträgt bis 20 cm, seine Breite etwa 10 cm. Die Schwanzmeise oder Teufelsbolzen (Parus caudatus L.), deren Schwanz länger als der Körper ist, erreicht in der Kunst des Nesterbaues fast die Beutelmeise. Die dichte Wandung des eiförmigen, überall geschlossenen und nur am obern Ende mit einer Seitenöffnung versehenen Beutels besteht aus sorgfältig durcheinander gefilztem Moos, Wolle und Insektengespinst und ist äußerlich mit Baumflechten überzogen, die durch eingearbeitete Fäden von Spinnen und Raupen in ihrer Lage erhalten werden. Im Innern sind Federn, Wolle, Haare und ähnliche weiche Stoffe zu einem Lager aufgehäuft. Diese Meisenart ist übrigens in Deutschlands Wäldern gemein, kommt aber im Winter auch in die Dörfer und bis in die Nähe großer Städte. Die Haubenmeise (Parus cristatus L.), welche Nadelhölzer bewohnt, ist durch eine zugespitzte Federhaube aus schwarzen, weiß gerandeten Federn ausgezeichnet. Die vielfach in ihrer Gesellschaft lebende Tannenmeise (Parus ater L.; s. Taf. II, Fig. 2) ist aschgrau gefärbt, mit schwarzem Kopf, Schwingen und Schwanz. Die Sumpfmeise (Parus palustris L.) ist braungrau, oben dunkler, unten heller, hat einen schwarzen Oberkopf, Nacken, Kinn und Kehle, nistet in Baumhöhlen mit engem Eingang und bewohnt niedere wasserreiche Striche Europas. Zu dieser Familie gehört auch der Kleiber oder die Spechtmeise (s. d.), doch bildet dieser Vogel eine eigene Gattung (Sitta). Die Bartmeisen (s. d.) bilden eine andere Vogelfamilie. Da die M. viele Insekten vertilgen, sollten sie geschont werden.

Meisenbach & Co., G., Kunstanstalt in München, wurde 1891 vereinigt mit der Kunstanstalt von H. Riffahrt & Co. in Berlin unter der Firma Meisenbach, Riffarth & Co. in Berlin und München. Besitzer sind die Münchner Teilhaber: August Meisenbach, geb. 4. Nov. 1865 in Nürnberg, und Joseph Ritter von Schmaedel, geb. 10. Jan. 1810 in Regensburg, Architekt und Schriftsteller, und die Berliner Teilhaber: Heinr. Riffarth, geb. 12. Aug. 1860 in München-Gladbach, Aug. Spieß, geb. 30. April 1859 in Erkelenz, und Otto Rau, geb. 10. April 1856 in Dresden. Georg Meisenbach, geb. 27. Mai 1841 in Nürnberg, Vater von August Meisenbach, ist der Gründer der Firma G. Meisenbach. Er erfand mit von Schmaedel die Autotypie (s. d.), trat aber 1891 von den Geschäften zurück. Die Thätigkeit des Hauses umfaßt Zink- und Kupferätzung für Hochdruck, Strichätzung, Autotypie, Chromotypie (nach Schmaedels Verfahren) u. a.; ferner Photogravure, Kupferdruckerei, Photolithographie, Stein- und Lichtdruckerei. Es hat elektrische Beleuchtung, Dampfbetrieb und stellt jährlich etwa 20000 Buchdruckclichés her.

Meisenheim. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 176,33 qkm und (1890) 13419, 1895: 13631 (6745 männl., 6886 weibl.) E., 25 Landgemeinden. Der Kreis gehörte früher zum Herzogtum Zweibrücken, seit 1816 zu Hessen-Homburg, kam 24. März 1866 an Hessen-Darmstadt und 3. Sept. 1866 an Preußen. - 2) Kreisort im Kreis M., am Glan und an der Linie Lauterecken-Staudernheim (im Bau) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz) und Katasteramtes, hat (1895) 1740 E. (1890: 1671, darunter 243 Katholiken und 123 Israeliten), Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Reste alter Ringmauern, got. Schloßkirche (1479) mit Grabkapelle der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, kath. Kirche, Synagoge, altes Schloß, Lateinschule, 1559 gegründet, städtisches Krankenhaus; Brauerei, Handel mit Sämereien, Mehl und Futterartikeln und Schweinemärkte.

Meisner, hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung für Karl Friedrich Meisner, Professor in Basel, geb. 1800, gest. 1874; er schrieb "Monographiae generis polygoni prodromus" (Genf 1826), "Plantarum vascularium genera" (14 Hefte, Lpz. 1837-43).

Meißel, ein keilförmig zugeschärftes Werkzeug aus Stahl zur Bearbeitung härterer Materialien (harter Metalle und des Steins). In der Holzbearbeitung heißen die dem M. ähnlichen Werkzeuge Stemm- und Stechzeug (s. d.). Die für Metallbearbeitung üblichen M. haben verschiedene Form. Zum Durchteilen heißer Eisenstücke gebraucht der Schmied einen hammerartig an einem Holzstiele befestigten M., welchen er Schrotmeißel nennt; Kaltmeißel heißt ein ganz ähnlicher M., welcher zur groben Bearbeitung kalter Eisenstücke dient und sich von jenem vorzugsweise durch seine stumpfere Schneide unterscheidet. Die frei in der Hand (ohne Stiel) geführten, vorzugsweise in Schlosserwerkstätten benutzten M. pflegen zum Unterschiede von jenen Bankmeißel genannt zu werden. Sie zerfallen in Kreuz- und Flachmeißel. Umstehende Fig. 1 zeigt einen Kreuzmeißel, Fig. 2 einen Flachmeißel. Beide sind aus einem Stahlstabe mit rechteckigem Querschnitte geschmiedet; bei dem Kreuzmeißel geht die Schneide von einer breiten Seite zur andern, ist also verhältnismäßig kurz, bei dem