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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Merióneth; Meristēm; Mérite; Meritōrisch; Merĭtum; Merivale; Merjānen; Merk; Merka; Merkantīlisch; Merkantīlsystem

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Merioneth - Merkantilsystem

Merióneth, Grafschaft im engl. Fürstentum Wales, zwischen Carnarvon, Montgomery und der Cardiganbai, hat 1557 qkm und (1891) 49204 E., d. i. 32 auf 1 qkm und eine Abnahme von 5,3 Proz. gegen 1881. M. ist fast ganz von steilen Bergen und herrlichen Thälern erfüllt. Unter jenen ist der 900 m hohe Aren-Mawddwy der höchste, der 888 m hohe, fast unersteigliche Cader-Idris der berühmteste. Gegen Westen fließen der Afon-Mawddach, der Afon-Dysinny und Dovey, gegen Osten die Dee durch den Balasee, einen der größten unter den Walliser Seen, mit hellem Wasser und großem Fischreichtum. Silurische und cambrische Schiefer, von Porphyr durchbrochen, herrschen vor. Der Bergbau fördert Blei, Silber, wenig Kupfer und etwas Gold in den Cloganbergen. Der Boden ist wenig fruchtbar, der Ackerbau daher nicht von Belang; wichtiger ist Viehzucht. Die Industrie umfaßt Strumpf- und Handschuhstrickerei, Woll-, besonders Flanellweberei. Die Grafschaft schickt ein Mitglied in das Parlament. Hauptort ist Dolgelly (s. d.).

Meristēm (grch.), jedes lebhaft durch Teilung sich vermehrende Zellgewebe, wie es sich z. B. an den Vegetationsscheiteln der fortwachsenden Stengel und Wurzeln oder im Innern schon erwachsener Organe findet. Die Meristempartien an den äußersten Spitzen der Stengel und Wurzeln, in denen noch keine weitere Unterscheidung in Dauergewebe stattgefunden hat, nennt man Urmeristem. Die in ältern Partien noch vorhandenen meristematischen Gewebe bezeichnet man im Gegensatz zu dein Urmeristem als Folgemeristem. Die Zellen der M. haben zumeist eine parenchymatische Gestalt, zarte Wände und sind dicht mit Protoplasma angefüllt.

Mérite, Orden pour le (spr. pur lĕ merit, d. i. für das Verdienst), in Preußen, entstand aus dem 1667 gestifteten Orden de la générosité, den Friedrich Ⅱ. 1740 in den Orden pour le mérite umwandelte und zwar für Militär- und Civilpersonen; Friedrich Wilhelm Ⅲ. bestimmte ihn 18. Jan. 1810 ausschließlich als Belohnung für das im Kampfe gegen den Feind erworbene besondere Verdienst. Die Kriegsdekoration ist ein blau emailliertes achtspitziges Malteserkreuz, in dessen oberstem Balken ein gekröntes F steht, während in den andern drei die Worte pour le mérite sich befinden. In den vier Kreuzeswinkeln sind goldene ungekrönte Adler. Eine besondere Friedensklasse für Wissenschaften und Künste wurde 31. Mai 1842 von Friedrich Wilhelm Ⅳ. angefügt und ihre Mitgliederzahl auf 30 beschränkt, an deren Spitze ein Kanzler steht. Das Ordenszeichen der Civilklasse ist ein kleines rundes goldenes Schild mit dem preuß. Adler, umgeben von dem viermal wiederholten goldenen Namenszuge F. Ⅱ., dessen Buchstaben wieder von einem blauen Spruchringe mit den goldenen Worten pour le mérite eingefaßt sind, außerhalb dessen vier in Kreuzesform gestellte goldene Königskronen erscheinen. Die Ordenszeichen beider Klassen werden an schwarzem Bande mit silbernen Randstreifen um den Hals getragen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden Ⅰ, Fig. 24 u. 25.)

Meritōrisch (lat.), ein namentlich in der österr. Kanzlei- und Parlamentssprache häufig gebrauchter Ausdruck, bedeutet «sachlich», «inhaltlich», im Gegensatz zum Äußerlichen, Formellen.

Merĭtum (lat., «Verdienst»), in der kath. Theologie besonders das Verdienst des Menschen vor Gott, wobei wieder zwischen M. de condigno (einem vollgenügenden) und M. de congruo (einem nur gnadenweise von Gott als vollgenügend angenommenen) unterschieden wird. Die prot. Lehre verwirft jedes Verdienst der Menschen vor Gott und redet allein von dem im Erlösungswerk erworbenen Verdienste Christi.

Merivale (spr. mérrĭwehl), Charles, engl. Historiker, geb. 8. März 1808, studierte Theologie in Cambridge, wurde 1838 Universitätsprediger daselbst, 1848 Geistlicher in Lamford in Essex und 1869 Dechant von Ely. M. starb 27. Dez. 1893 in London. Dichterisch versuchte er sich in einer Übertragung der Iliade (2 Bde., 1869). Auf geschichtlichem Gebiete schrieb er «The fall of the Roman republic» (1853), «The conversion of the Roman empire» (1864), «Pagan and christian society» (1872), «Roman triumvirates» (1876), «The continental Teutons» (1878). Sein Hauptwerk ist: «History of the Romans under the empire» (7 Bde., 1850‒62; deutsch, 4 Bde., 1866‒72), das da abschließt, wo Gibbon (s. d.) beginnt.

Merjānen, Merja, bei Jordanes Merens, ehemaliges finn. Volk in den jetzigen russ. Gouvernements Jaroslaw und Wladimir, sowie in den angrenzenden Teilen der Gouvernements Wologda, Kostroma, Nishnij Nowgorod, Rjasan und Moskau, hat sich in den seit dem 11. und 12. Jahrh. eindrängenden Russen verloren und nur Spuren in den Kurganen und in den Orts- und Flußnamen hinterlassen.

Merk, Sumpfpflanze, s. Sium.

Merka (Marka), Hafenplatz an der Somalküste, s. Somalland.

Merkantīlisch (neulat.), kaufmännisch, auf den Handel bezüglich; Merkantilist, Anhänger des Merkantilsystems.

Merkantīlsystem, Merkantilismus, dasjenige nationalökonomische System, das auf dem Grundgedanken beruht, daß der Reichtum eines Volks allein oder doch vorzugsweise in barem Gelde, also in Edelmetall, bestehe. Dieses System entwickelte sich vorzüglich seit Colbert (s. d.), daher es auch wohl Colbertismus genannt wird. Nach dem M. in seiner extremen Fassung, die freilich nicht von allen Schriftstellern, die man als Merkantilisten zu bezeichnen pflegt, geteilt wurde, war es die wichtigste staatswirtschaftliche Aufgabe der Verwaltung, die Vorräte der edeln Metalle möglichst zu vermehren. Man hielt deshalb den Bergbau produktiv und fördernswert, auch wenn der Ertrag die Kosten nicht deckte.

Vor allem galt es, die Industrie zu heben. Dies wollte man erreichen, indem man den Arbeitslohn herabzudrücken, die Preise der Lebensmittel und überhaupt der Produkte des Ackerbaues und der Viehzucht auf niedrigem Stande zu erhalten suchte. Man behinderte demnach die Ausfuhr des Getreides und der Rohstoffe, förderte deren Einfuhr, zog geschickte Arbeiter herein, unterstützte industrielle Unternehmungen, verbesserte die Transportanstalten, gründete den Handel fördernde Kolonien, rief Handelsgesellschaften hervor und privilegierte dieselben, verbot die Einfuhr von Fabrikaten oder schränkte dieselbe durch Zölle ein, während man die Ausfuhr durch Rückzölle und Ausfuhrprämien zu vermehren strebte, u. s. w. Handelsverträge sollten nach dem M. mit andern Staaten zwar abgeschlossen werden, aber derart, daß eine günstige Handelsbilanz (s. d.) erzielt würde. Die Staatsabgaben sollten, wenn irgend möglich, nur