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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Molla - Möllhausen

fessor zu Amsterdam, gest. daselbst 16. Aug. 1879. Seine bedeutendsten Werke sind außer vielen kleinern Aufsätzen in Zeitschriften: "Johannes Brugman" (2 Bde., Amsterd. 1854), "Angelus Merula" (2. Aufl., ebd. 1855), "Geschiedenis van het kerkelijke leven der Chistenen gedurende de zes eerste eeuven" (2 Bde., 2. Aufl., Leid. 1855-56) und "Kerkgeschiedenes van Nederland voor de hervorming" (2 Bde., Arnhem 1864-71).

Molla, eigentlich Maulâ (arab.), mit türk. Aussprache Mewlâ (Herr), ein mit Bezug auf angesehene Gelehrte und Fromme gebräuchlicher Titel. Den amtlichen Titel eines M. führen in der Türkei höher gestellte Richter, in größern Städten besonders die Oberrichter der Gerichtsbezirke zweiter Instanz (Mewlewijjet). Im mohammed. Indien ist der Titel Maulawi (von Maulâ abgeleitet) seiner Bedeutung und Anwendung nach identisch mit Ulemâ.

Mollendo (spr. molljén-), Stadt in Peru, im Departamento Arequipa, unweit Islay, Ausgangspunkt der Eisenbahn nach Puno, mit nur 2200 E., ist wichtiger Hafenplatz und Sitz eines deutschen Vicekonsuls. Wichtige Ausfuhrwaren (im ganzen 1892 für 4,9 Mill. Soles) waren Silber- und Kupfererze, Alpakawolle, Schafwolle, Chinarinde, Kokablätter und Antimon. Ansehnlich ist auch der zollfreie Durchgangsverkehr nach Bolivia (175 437 Kolli). Von den 331 eingelaufenen Dampfern waren 150 britische und 104 chilenische. Die 20 Segler brachten Kohlen für die Eisenbahn.

Möllendorf, Wichard Joach. Heinr. von, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 7. Jan. 1724 in Lindenberg in der Prignitz, wurde 1740 Page bei Friedrich II. Den zweiten Schlesischen Krieg machte er als Fähnrich mit. Bald darauf wurde er zum Hauptmann und zum Flügeladjutanten ernannt. Im Siebenjährigen Kriege trug er bei Leuthen durch Wegnahme des Kirchhofs wesentlich zur Entscheidung bei. Sein Verhalten bei der Belagerung von Breslau belohnte der König 1758 durch Ernennung zum Major. Bei Hochkirch zeichnete sich M. ebenfalls aus und erhielt 1760 das Kommando des Regiments Garde. In der Schlacht bei Torgau 3. Nov. 1760 erstürmte er die Siptitzer Höhen, wurde dabei gefangen, aber Anfang 1761 ausgewechselt. Am 21. Juli 1762 erstürmte er den verschanzten Posten von Burkersdorf und wurde Generalmajor. Seit 1774 Generallieutenant, befehligte M. im Bayrischen Erbfolgekriege ein Korps, mit dem er einen Überfall bei Bautzen ausführte. 1783 wurde er Gouverneur von Berlin. Unter Friedrich Wilhelm II. wurde M. 1787 General der Infanterie und 1793 Feldmarschall und befehligte 1793 die nach Polen entsendete Armee. M. war nicht für den Krieg gegen Frankreich, erhielt jedoch 31. Jan. 1794 an Stelle des Herzogs von Braunschweig den Oberbefehl des preuß. Heers in der Pfalz. Zwar siegte er 23. Mai und 20. Sept. bei Kaiserslautern, doch vermochte er der Übermacht Frankreichs nicht zu widerstehen. 1806 folgte er nochmals ohne Kommando dem Heere ins Feld, geriet nach der Schlacht bei Jena in Gefangenschaft, wurde jedoch auf Ehrenwort entlassen. M. starb 28. Jan. 1816 zu Havelberg.

Moller oder Möller, s. Heinrich von Zutphen.

Moller, Georg, Architekt, geb. 21. Jan. 1784 zu Diepholz im Hannoverschen, bildete sich in Karlsruhe und in Italien aus und trat 1810 als Hofbaumeister in großherzoglich hess. Staatsdienste. Er starb 13. März 1852 in Darmstadt. Er begann die Herausgabe der "Denkmäler der deutschen Baukunst" (fortgesetzt von Gladbach, Bd. 1-3, Darmst. 1815-51; 4. Aufl., 2 Bde., Frankf. a. M. 1854) und ließ 1818 das Faksimile des von ihm in Darmstadt entdeckten Originalrisses des Doms in Köln erscheinen. Ferner baute M. in Darmstadt das Kasino (1817), das Opernhaus (1819), die kath. Kirche (1824) und die neue Kanzlei (1826); sodann die kath. Kirche in Bensheim (1827), die östl. Kuppel des Doms in Mainz (1828) und das Theater daselbst (1833), das herzogl. nassauische Residenzschloß in Wiesbaden u. s. w. Der Ermittelung der konstruktiven Gesetze der mittelalterlichen Baukunst sind gewidmet die "Beiträge zu der Lehre von den Konstruktionen", Heft 1-7 (Darmst. 1833-44).

Möller, Eduard von, preuß. Staatsbeamter, geb. 3. Juni 1814 zu Minden, wurde 1840 Landrat in Simmern. Nachdem er im Ministerium des Innern die Gemeindeordnung für die Rheinprovinz bearbeitet hatte, wurde er 1844 Staatskommissar bei der Köln-Mindener Eisenbahndirektion und später königl. Eisenbahnkommissar für die westl. Provinzen, 1848 Regierungspräsident und Vertreter des Oberpräsidenten der Rheinprovinz und 1849 Regierungspräsident in Köln. 1866 erfolgte seine Ernennung zum Administrator von Kurhessen, 1867 zum Oberpräsidenten der Regierungsbezirke Cassel und Wiesbaden, die 1868 zur Provinz Hessen-Nassau vereinigt wurden; 1871-79 war er Oberpräsident von Elsaß-Lothringen. Wie in Hessen-Nassau, hat M. auch in Elsaß-Lothringen die Reorganisation der Verwaltung mit großem Geschick durchgeführt. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in den Reichslanden und die Errichtung des Landesausschusses 1874 erfolgten vor allem auf sein Betreiben. Er starb 2. Nov. 1880 zu Cassel. - Vgl. Schricker, Eduard von M. (Cass. 1881).

Möller, Heinr. Herm., Bildhauer, geb. 20. Aug. 1835 in Altona, ging aus dem Handwerk hervor, trat dann in München in die Akademie und später in das Atelier von Schilling in Dresden ein. Ein Becken schlagender Faun entstand hier als selbständiges Werk. Hierauf folgten einige Reisen im Norden sowie in Italien. Nach Dresden zurückgekehrt, entwickelte M. eine lebhafte Thätigkeit als Genreplastiker mit meist mytholog. Stoffwahl. Der Grundcharakter seiner Figuren und Gruppen ist derjenige idyllischer Heiterkeit; so im weiblichen Faun mit Satyrknaben, in dem bei einem Hunde schlummernden Knaben, Pan als Erfinder der Schalmei. Auch lieferte er 1878 das Bornsen-Denkmal in Rendsburg und 1880 das Kriegerdenkmal für Altona.

Möllern, s. Beschicken.

Möllhausen, Balduin, Schriftsteller, geb. 27. Jan. 1825 zu Bonn, unternahm dreimal längere Reisen nach Amerika zu industriellen und wissenschaftlichen Zwecken. Seit 1886 lebt er dauernd in Berlin. M. begann mit Darstellungen jener Reisen: "Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee" (Lpz. 1858), "Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas bis zum Hochplateau von Neumexiko" (2 Bde., ebd. 1861) und ließ dann (bis 1892) über 150 Bände Novellen und Romane folgen, die meist in Amerika spielen. Genannt seien: "Das Mormonenmädchen" (6 Bde., Jena 1864; 3. Aufl. 1871), "Der Meerkönig" (6 Bde., ebd. 1867), "Der Hochlandpfeifer" (6 Bde., ebd. 1868; 2. Aufl. 1877), "Der Schatz von Guivira" (3 Bde., Berl. 1873), "Westl. Fährten" (2 Bde., ebd. 1873),