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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Morichepalme; Morier; Mörike; Mörikofer; Morīn; Morinda; Morinell; Morīner; Moringa

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Morichepalme - Moringa

zu opfern (1 Mos. 22), eine Anspielung auf diese seit David und Salomo berühmt gewordene Höhe. Sie trägt gegenwärtig den Felsendom (Kubbet es-Sachra). (S. Jerusalem, Bd. 9, S. 900 b.)

Morichepalme (spr. moritsche-), s. Mauritia.

Morier (spr. mórrĭer), Sir Robert Burnett David, brit. Diplomat, geb. 1826, studierte in Oxford, war seit 1852 Attaché in Wien und Berlin, begleitete 1859 Elliot nach Neapel, 1860 John Russell nach Coburg, bekleidete dann verschiedene Posten in Wien, Athen und Frankfurt und erhielt 1866 seine Ernennung zum Geschäftsträger in Darmstadt. Im J. 1871 kam er als Geschäftsträger nach Stuttgart, 1872 nach München, 1876 als außerordentlicher Gesandter nach Portugal, 1881 nach Madrid und 1884 als Botschafter nach Petersburg. Sein Name wurde viel genannt, als im Dez. 1888 durch die «Kölnische Zeitung» die von Bazaine ausgehende Mitteilung in die Öffentlichkeit drang, daß er 1870 die erste Nachricht von dem Vormarsch der Deutschen über die Mosel durch M. erhalten habe. M. ließ sich darauf eine Gegenerklärung von Bazaine ausstellen, in der jedoch der entscheidende Punkt umgangen war. Insofern kam eine weitere Aufklärung, als durch das Zeugnis Gramonts festgestellt wurde, daß 1870 die franz. Regierung von London aus durch Verrat überhaupt von wichtigen Aktenstücken des brit. Auswärtigen Amtes Kenntnis erhalten hatte. M. starb 17. Nov. 1893 in Montreux.

Mörike, Eduard, Dichter, geb. 8. Sept. 1804 zu Ludwigsburg, studierte 1822‒26 zu Tübingen Theologie. 1826‒34 war er an verschiedenen Orten Württembergs als Vikar thätig. In dieser Zeit entstand sein anfangs als Novelle bezeichneter Roman «Maler Nolten» (Stuttg. 1832; 3. Aufl., 2 Bde., 1890), der trotz aller Kompositionsmängel und trotz seiner Neigung zu düsterer, verschwimmender Phantastik zu den bedeutendsten Erzeugnissen der neuern Litteratur gehört. 1834‒43 wirkte M. als Pfarrer in Cleversulzbach; 1843 entsagte er wegen Kränklichkeit dem Pfarramt und zog sich 1845 nach Mergentheim zurück; 1851 siedelte er nach Stuttgart über, wo er als Lehrer der deutschen Litteratur am Katharinenstift thätig war, bis ihn 1866 ein Halsleiden zur Einstellung der Lehrthätigkeit zwang. M. starb 4. Juni 1875 in Stuttgart. Sein Denkmal wurde dort 4. Juni 1880 enthüllt. M.s eigentümliche Größe liegt in seiner durchsichtigen, bei größter Formsicherheit ursprünglichen, bald herzergreifenden, bald humorvoll plaudernden und kosenden Lyrik, die ihn zu dem letzten und größten Dichter der «Schwäbischen Schule» macht. 1838 erschien die erste Sammlung seiner «Gedichte» (11. Aufl., Stuttg. 1894). Stimmungsvoll behaglich ist seine «Idylle vom Bodensee» (Stuttg. 1846), voll prächtiger Märchenlaune «Das Stuttgarter Hutzelmännlein» (ebd. 1855); vielleicht die reizvollste Gabe von M.s Talent, das Kabinettstück eines Genrebildes aus dem Rokoko, ist die Novelle «Mozart auf der Reise nach Prag» (ebd. 1856; 4. Aufl. 1892). Seine Oper «Die Regenbrüder» (in der «Iris», ebd. 1839) ist von Ignaz Lachner komponiert. M.s «Gesammelte Schriften» erschienen in 4 Bänden (ebd. 1878; neue Ausg. 1890), seine «Gesammelten Erzählungen» in 3. Aufl. (ebd. 1894). – Vgl. Notter, Eduard M. (Stuttg. 1875); Klaiber, Eduard M. (ebd. 1876); Fischer, Eduard M. (in den «Lebensbildern schwäb. Dichter», ebd. 1881); Briefwechsel zwischen H. Kurz und E. M. (hg. von Bächtold, ebd. 1885); Briefwechsel zwischen M. von Schwind und E. M. (hg. von Bächtold, Lpz. 1890); Mörike-Storm-Briefwechsel (hg. von Bächtold, Stuttg. 1891); Krauß, Eduard M. als Gelegenheitsdichter (ebd. 1895). ^[Spaltenwechsel]

Mörikofer, Johann Kaspar, schweiz. Litterarhistoriker, geb. 11. Febr. 1799 in Frauenfeld (Thurgau), studierte in Zürich Theologie und Philologie, wurde 1822 Lehrer und 1831 Rektor an der Staatsschule in Frauenfeld, 1850 Pfarrer in Gottlieben (Thurgau), trat 1869 in den Ruhestand und starb 17. Okt. 1877 in Zürich. Er schrieb: «Die schweiz. Mundart im Verhältnis zur hochdeutschen Schriftsprache» (Zür. und Frauenf. 1838), «Landammann Anderwert nach seinem Leben und Wirken» (ebd. 1842), «Klopstock in Zürich 1750‒51» (Bern 1851; neue Ausg. 1864), «Die schweiz. Litteratur des 18. Jahrh.» (Lpz. 1861), «Bilder aus dem kirchlichen Leben der Schweiz» (ebd. 1864), «Ulrich Zwingli nach den urkundlichen Quellen» (2 Bde., ebd. 1867‒69), «J. J. Breitinger und Zürich» (ebd. 1874), «Geschichte der evang. Flüchtlinge in der Schweiz» (ebd. 1876). M.s Selbstbiographie steht in den «Thurgauischen Beiträgen zur vaterländischen Geschichte» (25. Heft, Frauenf. 1885).

Morīn, eine zu den Gerbsäuren gehörige Substanz von der Zusammensetzung (C12H8O5 ^[C<sub>12</sub>H<sub>8</sub>O<sub>5</sub>], die neben dem Maclurin oder der Moringerbsäure, C13H10O6 ^[C<sub>13</sub>H<sub>10</sub>O<sub>6</sub>], im Gelbholz (s. d.) vorkommt. Das M. wird an der Luft und unter dem Einfluß von Alkalien gelb gefärbt und ist die Ursache der Farbe des Gelbholzes.

Morinda L., Pflanzengattung aus der Familie der Rubiaceen (s. d.) mit gegen 40 sämtlich tropischen Arten, Bäume oder Sträucher mit gegenständigen Blättern und weißen Blüten, die einen krugförmigen Kelch, eine meist fünflappige trichterförmige Blumenkrone, fünf Staubgefäße und einen zwei- bis vierfächerigen Fruchtknoten besitzen. Die Wurzeln der meisten, hauptsächlich in Ostindien wachsenden Morinda-Arten enthalten einen roten Farbstoff und werden zum Färben benutzt. Besonders ist es die Wurzel der Färbermorinde, M. citrifolia L., die als Morindawurzel in der Industrie Verwendung findet.

Morinell, s. Regenpfeifer.

Morīner, ein kelt. Volk in Gallia Belgica (s. Gallien, Bd. 7, S. 494 b).

Moringa Juss., Pflanzengattung aus der Familie der Capparidaceen (s. d.) mit drei Arten in Nordafrika, Kleinasien und Ostindien, Bäume mit mehrfach gefiederten Blättern und großen weißen oder roten Blüten. Die Früchte sind schotenförmig und ziemlich lang, enthalten zahlreiche, etwa haselnußgroße Samen, die bei der einen Art mit drei Flügeln versehen sind. Letztere, M. pterygosperma Gaertn. (Ostindien), wird in verschiedenen Tropengegenden kultiviert. Die früher offizinellen Samen, Behennüsse (Nuces Behen), kommen als purgierendes Mittel in den Handel. Man gewinnt aus ihnen das Behenöl (s. d.) zu wohlriechenden Salben. Die Wurzelrinde besitzt den Geruch und Geschmack des Meerrettichs und wird wie dieser verwendet. Die Blätter und Blüten wie die unreifen Früchte dienen als Gemüse. Ganz ähnliche, aber ungeflügelte Samen besitzt eine andere in Arabien und Nordafrika heimische Art, M. aptera Gaertn. Dieselben kommen ebenfalls als Behennüsse in den Handel und aus ihnen wird hauptsächlich das Behenöl durch Auspressen hergestellt.