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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moszkowski - Motiv

gymnasium, 1 Buchdruckerei, 2 Buchhandlungen, 1 Gerberei, Fischerei, Flußhafen, Dampfschiffahrt, Handel mit Getreide, Holz, Teer und Pech.

Moszkowski (spr. mosch-), Moritz, Komponist und Pianist, geb. 23. Aug. 1854 zu Breslau, trat seit 1873 als Virtuose auf. Als Komponist veröffentlichte er: zwei viel gespielte Suiten für Orchester, «Les Nations» (Charakterstücke für Orchester), ein Violinkonzert, «Spanische Tänze», die sinfonische Dichtung «Jeanne d’Arc», Klavierkompositionen, eine große Oper «Boabdil» (1892) u. a. – Alexander M., Bruder des vorigen, geb. 15. Jan. 1851 zu Pilica in Russisch-Polen, studierte Mathematik und lebt als Musikschriftsteller und Redacteur der «Lustigen Blätter» in Berlin. Er veröffentlichte: «Anton Notenquetscher. Ein satir. Gedicht» (7. Aufl., Berl. 1893), «Anton Notenquetschers heitere Dichtungen» (ebd. 1894), «Anton Notenquetschers lustige Fahrten» (ebd. 1895).

Motacilla, s. Bachstelze.

Motăla, Stadt im schwed. Län Östergötland, am Ausflusse des Motala Ström (s. d.) aus dem Wettersee, an der Staatsbahnlinie Örebro-Mjölby, zählt (1892) 2697 E. und ist durch seine mechan. Werkstätte berühmt, die, 1822 unter engl. Leitung angelegt, zur größten Schwedens (1200 Arbeiter) geworden ist. In ihr verfertigt man Dampfmaschinen, Eisenbahnmaterial, Kanonen u. s. w.

Motăla Ström, einer der größern Flüsse im südl. Schweden, ist 100 km lang, 50‒60 m breit, bildet den Abfluß des Wettersees in die Ostsee und mündet in die Bucht Bråviken. Die Wasserkraft dient zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken.

Mot d’ordre (frz., spr. mo dordr), Losungswort.

Motenebbi, s. Mutanabbi.

Motette (mittellat. motetum, mutetum; provençal. môt; ital. motto, mottetto, Wort, Bibelspruch), seit dem Mittelalter Bezeichnung für mehrstimmigen kirchlichen Gesang ohne Instrumentalbegleitung. Die Form der M. folgt dem Grundsatz, daß mit jedem neuen Textabschnitt ein neues musikalisches Thema auftritt. Sie kann einsätzig sein oder aus mehrern Abteilungen bestehen. Bis etwa 1650 wurden die vorzüglichsten M. geschaffen, namentlich ragen Palestrina und Orlandus Lassus durch ihre fünf- und sechsstimmigen Sätze hervor, außer ihnen die Niederländer, H. Schütz u. a. Die eigentliche M. hat selten weniger als vier, oder mehr als acht Stimmen. Die neuern Komponisten behandeln die M. meist in der alten Weise als frei erfundene, fugierte Komposition eines Bibelspruchs für vier oder mehr Stimmen ohne Begleitung.

Motherwell, Stadt in der schott. Grafschaft Lanark, 4 km im NO. von Hamilton, hat (1891) 18726 E., gegen 12949 im J. 1881 und 726 im J. 1841; große Eisen- und Stahlwerke und Kohlengruben.

Mothes, Oskar, Architekt und Kunsthistoriker, geb. 27. Dez. 1828 zu Leipzig, studierte in Dresden unter Semper, baute schon 1848 die Kirche zu Rüdigsdorf bei Frohburg, wurde darauf Soldat, nach den Dresdener Maitagen Artillerielieutenant, nahm jedoch 1850 krankheitshalber seinen Abschied, bereiste Italien und Spanien und ließ sich 1853 in Leipzig als Architekt nieder. Er schrieb u. a.: «Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs» (2 Bde., Lpz. 1856‒60); «Allgemeines Deutsches Bauwörterbuch» (2 Bde., ebd. 1857‒59; 4. Aufl., als «Illustriertes Baulexikon» erschienen, 4 Bde., 1881‒84), dem sich eine Reihe anderer lexikalischer Arbeiten anschlossen, «Die Baukunst des Mittelalters in Italien» (Jena 1882‒84). Außerdem entwickelte M. eine ausgebreitete Wirksamkeit als Baukünstler, indem er neben der Errichtung von Wohnhäusern, Villen, Schulen und Schlössern, meist im gotischen oder Renaissancestil, vielfach Burgen und Kirchen restaurierte oder umbaute (z. B. Rudelsburg, Wiesenburg, Matthäikirche in Leipzig 1873‒79, Kirche zu Annaberg 1881‒83, Marienkirche zu Posen); behufs Restaurierung der Marienkirche zu Zwickau (1884‒91) siedelte M. dorthin über. Zahlreiche Kirchen wurden von ihm zumeist im Vogtlande, im Erzgebirge, in und bei Leipzig errichtet.

Mothōne (Methone), griech. Stadt, s. Modon.

Motilität (neulat.), Bewegungsvermögen, Beweglichkeit.

Motilitätsneurosen, Nervenleiden des Bewegungsapparats.

Motilōnes, wilder Indianerstamm karibischer Abkunft in den Grenzgebieten von Columbia und Venezuela, zwischen dem Rio Cesar und Rio Zulia.

Motion (lat.), Bewegung, Veränderlichkeit; auch ein in Nachahmung der engl. Parlamentssprache gebrauchter, jetzt veralteter Ausdruck für Antrag. In der Fechtkunst sind M. Bewegungen der eine Hieb- oder Stoßwaffe führenden Faust zu Angriff oder Abwehr. Sie geschehen durch kreisförmige Drehung der Hand im Faustgelenk; man unterscheidet hiernach vier verschiedene Lagen der Faust, die den Ausgangspunkt für die Stöße und Hiebe sowie für die Paraden bilden und Prim-, Sekond-, Terz- und Quartlage heißen. In der Primlage, die zugleich die Auslage beim Stoßfechten bildet, ist der Daumen nach oben gekehrt (s. Fig. 1); aus ihr entsteht durch Drehen des Daumens nach unten die Sekondlage (Fig. 2), nach links die Terzlage (Fig. 3), nach rechts die Quartlage (Fig. 4).

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3.]

^[Fig. 4.]

Motīv (lat. causa motiva), Beweggrund, die Gedankenreihe oder der Gefühlszustand, aus dem eine Handlung hervorgeht; motivieren, Beweggründe oder Ursachen angeben. Motivierung heißt daher in der Kunstsprache die Begründung der dargestellten Begebenheit oder Handlung oder Stimmung durch die innere Natur des Darstellungsgegenstandes, die Vorbereitung der einen Situation und Charaktereigentümlichkeit durch eine vorangehende andere. In der Gesetzgebung und Urteilssprechung heißt M. die der Gesetzvorlage oder dem Urteil beigegebene Begründung.

In der Musik heißen M. die kleinsten selbständigen Einheiten eines musikalischen Gedankens (Thema). Als M. kann ein einziger Ton genügen; in der Regel wird es aus mindestens zwei Tönen bestehen. Themen entstehen durch Wiederholungen desselben M. oder durch Aneinanderreihung verschiedener M. Das Wesen des M. kann melodischer, rhythmischer oder harmonischer Natur sein. Die