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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mounds
Staates Neuyork scheineir einem Zweige der Irokesen
anzugehören. Die Steinkisten, die man von Süd-
illinois bis zum nordöftl. Georgien findet, sind
das Werk der Delawaren und der ihnen verwandten
Shawnee oder Shawano. Gewisse, ganz aus Stei-
nen aufgeführte Mounds und besonders gewölbte
Steingräber, die sich im südl. Teile des Staates
Ohio und im nördl. Kentucky finden, hat man bisher
mit andern Denkmälern noch nicht in Verbindung
bringen können. Vielleicht gehören diese einer in
histor. Zeit schon ausgestorbenen oder mit andern
Stämmen verschmolzenen Nation an.
Mounds (spr.maunds), künstliche, nicht selten
in regelmäßigen mathem. Formen angelegte Erd-
bügel oder Gruppen von solchen oder wallartige
Bildungen, die sich in großer Zahl in den Thälern
des Mississippi und seiner Zuflüsse, des Missouri,
des Ohio, in dem benachbarten Gebiet des Sus-
quehanna und des Wyoming, in dem an der West-
seite des Alleghany gelegenen Teile von Penn-
sylvanien und längs des Ontariosees bis zum St.
Lorenzstrom finden. Das .Hauptcentrum für die
Verbreitung dieser Gebilde ist der Staat Ohio, in
dessen Gebiet allein man über 10000 Hügel und an
1500 Ringwälle zählt, ungerechnet die von den Ko-
lonisten und Farmern bei Besiedelung des Terrains
niedergelegten. Ferner ist der südöstl. Teil von
Missouri, die sog. Swampregion, reich an M. In
dem Grenzgebiet von Iowa und Illinois zählt man
auf einer Fläche v on 50 Quadratmeilen über 2500 M.,
ungerechnet die Ringwälle. Wisconsin ist besonders
ausgezeichnet durch die besondere Form seiner M.,
die in bizarrer Weise Säugetiere, Vögel, Reptilien
und selbst menschliche Figuren imitieren. Auch
weiter im Süden, im Gebiet der Mississippizustüsse
Dazoo, Arkansas und Red-River finden sich noch
zahlreiche M. Ferner in den Staaten Südcarolina
und Georgien und längs der Küste des Golfs bis
nach Texas hin. Doch scheinen sie hier jüngern oder
andern Ursprungs zu sein. Ihre Form ist meist
tonisch, an die Cu oder Cuecillos des benachbarten
merik. Gebietes erinnernd.
Die M. werden von Squier und Davis l"^nci6nt
Nonuinsntg 0l tk6Ni88i88ippiV9,1i6X. 8lnit1i80N1HN
(^ontridntionZ to Kno^i6äF6", Philad. 1847) ein-
geteilt in: 1) Verteidigungswerke; 2) Tcmpelringe;
3) Tempel; 4) Opferhügel; 5) Grabhügel; 6) Zügel,
die die Gestalt von Tieren imitieren. Short ("'Ins
Aortk ^M6ri(;an8 ol ^ntiyuit^", Neuyork 1879,
S. 81) unterscheidet: 1) Ringwälle (a. Festungs-
ringe, d. Tempelringe, c. verschiedene andere Ring-
Wälle); 2) M. (a. Opferhügel, d. Tempel, c. Grab-
hügel, ä. Beobachtungsposten).
Viele Ringwälle sind als Befestigungswerte auf-
zufassen, andere, die wegen ihrer Lage und ihrer
seltsamen Anordnung nicht gut als solche anzusehen
sind, werden von Squier und Davis für geheiligte
Bezirke erklärt. Hierzu gehören die merkwürdigen
Gruppen von Newark (Sicking County, Ohio) im
Thale des Scioto, am Liberty in Ohio, am Chili-
cothe am Grand-River in Missouri, am Hopeton
bei Chilicothe (s. beistehende Figur) u. a., die sich
dadurch auszeichnen, daß an ihrer Bildung Wall-
einfriedigungen von nahezu mathem. Form teil-
nehmen, Kreise, Vierecke, Achtecke, in Verbindung
mit gangartigen Räumen.
Nnterden eigentlichen M.Haben die besondere Auf-
merksamkeit der Beobachter erweckt die Erdaufschüt-
tungen mit bald kreisrundem, bald ovalem, vier-
eckigem oder quadratischem
^ Grundriß und mit einer
Plattform auf dem Gipfel,
der nicht selten Stufen
oder Terrassen oder eine
"Rampe hinaufführen. Sie
erheben sich meist inmitten
<^ H^NW^ ^ kleinerer M., dieselben über-
^^^^^^^ ragend. Wahrscheinlich bil-
"UW deten sie die erhabenen Fun-
WM damente für Dorfschaften.
Bei weitem die Mehrzahl
^ der M. sind Grabhügel <M-
B rial inounäs). Man findet
die Skelette, und zwar un-
verbrannt, in ausgestreckter
Lage oder in sitzender oder
kauernder Stellung. In
ersterm Falle ostdichtneben-
einander gepackt und unmit-
telbar unter einer Schicht er-
härteter mörtelartiger Sub-
stanz, die die Zwischenräume Zwischen den Skeletten
ausfüllt und zum Teil in die Schädel eingedrungen
ist. Nicht selten auch unter einer ähnlichen Decke ein
wirrer Haufen menschlicher Gebeine.
Eine weitere besondere Klasse bilden die Sacri-
ficialmounos(Opferhügel) oder Altarmounds.
Sie haben bald quadratische oder achteckige, bald
kreisförmige oder elliptische Gestalt und liegen fast
stets innerhalb einer Einfriedigung. Sie bestehen in
der Regel aus horizontalen Schichten von Kies, Erde
oder Sand, die einen im Niveau des Bodens be-
findlichen Aufbau aus Steinen oder an der Sonne
oder im Feuer gehärteten Thon überdecken, der oft
nur wenige Quadratzoll groß ist, aber auch Längen
bis zu 50 Fuß bei 15 Fuß Breite erreicht. Diese
von den Schuttmassen des Hügels überdeckten Auf-
baue zeigen regelmäßig die Spuren eines heftigen
Feuers, und man hat sie deshalb für Altäre erklärt,
auf denen den Göttern geweihte Gegenstände ver-
brannt wurden. (Vgl. Cyrus Thomas, IneErodiern
ol tns Oliio N. 8mitn80nian Institution, 1889.)
Nnter den Gegenständen, die in den M. oder in
Grabstätten in der Nähe der Moundgruppen ge-
funden worden sind, sind zunächst bemerkenswert
die Thongefäße. Die Formen sind in der nördl.